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Luzern

Was hatte Ludwig van Beethoven mit Beromünster zu tun?

Das Beethoven-Jahr hätte auch ein Troxler-Jahr sein können: Der Schweizer Freund des Komponisten kämpfte wie dieser für die Freiheit.
Ludwig Troxler und Ludwig van Beethoven, wieder vereint 2016 vom Beromünster Grafiker Ludwig Suter.  (Bild: obs/Ignaz P. V. Troxler-Verein)

Franz Lohri

Im Jubiläumsjahr zu seinem 250. Geburtstag, das jetzt zu Ende geht, wurde Ludwig van Beethoven zwar auch in der Schweiz gefeiert, soweit es Corona zuliess. Aber da der Komponist unser Land nachweislich nie besuchte, drängten sich keine lokalen Bezüge auf, die Grund zum Feiern gaben.

Und doch führt von Beethoven in die Innerschweiz eine indirekte Spur, die heute nur wenigen bekannt sein dürfte. Denn Beethoven unterhielt in Wien eine Freundschaft mit einem um zehn Jahre jüngeren Schweizer, der ihm als Arzt, Dolmetscher und Vermittler schweizerischer Natur und Volkskultur wertvolle Dienste leistete: Der «Doctor» Ignaz Paul Vital Troxler, der am 17. August 1780 im luzernischen Marktflecken Beromünster geboren wurde.

Ein Dank von «Freund Beethoven»

Der junge, sprachgewandte Schweizer Arzt bot Beethoven 1807 erstmals seine Dienste an. Er half ihm, sich mit dem Musikverleger Clementi zu verständigen, da Beethoven der Ansicht war, dass er es «besser verstehe, mit den Ausländern durch meine Noten mich verständlich zu machen als im Sprechen».

Nach Wien gekommen war Troxler über Jena, wo er Medizin und Philosophie studierte – Letztere bei den dort lehrenden Geistesgrössen Fichte, Schelling und Hegel. In Wien setzte er seine medizinische Ausbildung beim bekannten Arzt Johann Malfatti fort, der auch Beethoven behandelte.

Das freundschaftliche Verhältnis zu Beethoven belegt dessen Brief an Troxler vom April 1807. «... Noch einmal meine lebhafteste Danksagung für all Ihre Freundschaft und Gefälligkeit gegen mich», schrieb er da und schloss: «Halten Sie lieb Ihren Freund Beethoven.»

Vom Sterbebett Pestalozzis zum Polit-Engagement

Ignaz Troxler kehrte 1809 frisch vermählt mit seiner zwölf Jahre jüngeren deutschen Gemahlin in die Schweiz zurück. Hier ging er zunächst seiner ärztlichen und pädagogischen Tätigkeit nach und stand als Arzt 1827 am Sterbebett Pestalozzis.

Aber daneben profilierte er sich als bedeutendster Philosoph, den die Schweiz im 19. Jahrhundert aufzuweisen hat. Sein 1812 publiziertes philosophisches Frühwerk «Blicke in das Wesen des Menschen» gehörte zur Pflichtlektüre des damals 63-jährigen Goethe. Später berief Berns Regierung den renommierten Philosophen auf den Lehrstuhl der 1834 gegründeten Berner Universität. Mehrere Berufungen an deutsche Universitäten schlug Troxler aus, weil er die Schweiz als seinen vornehmlichen, auch politischen Wirkungsraum betrachtete.

So wird Troxler heute von Historikern wahrgenommen als wesentlicher Inspirator des schweizerischen Bundesstaates von 1848 mit dem Zweikammersystem der eidgenössischen Räte (siehe Box weiter unten). Mit seinem ausgeprägten Freiheits- und Demokratieverständnis schuf er sich enthusiastische Freunde wie erbitterte Feinde. Einem Freund schrieb er:

«Ich finde mich zu sehr geliebt und gehasst, um eigentlich unglücklich zu sein – Freunde und Feinde übertreiben’s mit mir.»

1857, drei Jahrzehnte nach Beethovens Tod, schrieb Troxler dem Kulturredaktor Heinrich Szadrowsky über seine Begegnung mit Beethoven. Er habe dem Komponisten während seiner Wiener Jahre «oft und viel vom Rheinfall, vom Rigiberg und Pilatus, von dem ganzen Bereich des Vierwaldstätter Sees mit den geschichtlichen Erinnerungen erzählen müssen».

So soll der dankbare Hirtengesang gegen Ende des vierten Satzes von Beethovens Pastoralsinfonie auf eine Alphorn-
weise vom Rigiberg zurückgehen, von der vermutet wird,
sein damaliger Schweizer Freund habe sie Beethoven übermittelt.

Hinweis: Schriften von Ignaz Paul Vital Troxler und weitere Infos auf www.ipvtroxler.ch. Das Leben und Wirken von Troxler ist auch Teil des historischen Rundgangs zum Jubiläum der Universität Luzern.

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