Am 21. April 2001, also vor 20 Jahren, eröffnete die Stanserhornbahn ihre erste Saison mit dem Restaurant, das sich in 50 Minuten um die eigene Achse dreht. Die bis zu 200 Gäste bekommen einen 280-Grad-Rundblick.
Nicht nur der Vierwaldstättersee, Pilatus und Rigi ziehen bei den Betrachtern vorüber. Bei schönem Wetter bietet das «Rondorama» einen Blick vom Säntis über Eiger, Mönch und Jungfrau bis zur Blüemlisalp und ins Mittelland. Im Umkreis von rund 100 Kilometern stehen alle markanten Gipfel der Schweiz Spalier.
Zudem gibt es vom Gipfel aus zehn Seen von oben zu sehen.
Konkurrenzkampf erforderte neues Angebot
Diese Attraktion, vor Inbetriebnahme der Cabriobahn 2012 die Hauptattraktion des Stanserhorns, war aus der Not heraus geboren. «Ende der 1990er-Jahre kamen 40 Prozent der Stanserhorn-Gäste von einem einzigen internationalen Touroperator», erinnert sich Jürg Balsiger, seit 1997 Direktor der Stanserhornbahn, zurück.
«Ein Klumpenrisiko, das sich 1999 verheerend auswirkte, als dieser Touroperator absprang, weil eine andere Bergbahn uns preislich unterboten hatte.»
So transportiere die Bahn in der Saison 1999 mit 72'000 Gästen auf einen Schlag einen Viertel weniger als in den Jahren zuvor. «Der Verwaltungsrat entschied sich aber gegen eine Dumpingpreis-Strategie. Stattdessen wollte er die Gäste mit einem attraktiven Angebot zurückholen.»
Dem damaligen Verwaltungsratspräsidenten Robert Ettlin und dem Vizepräsidenten Adalbert Vokinger schwebte ein Restaurant vor, das den Gästen eine maximale Aussicht vom Berg bieten sollte. Das würde ein Restaurant bieten mit grossen Fensterflächen, das sich zudem noch dreht. Balsiger sagt:
«Schnell war der gesamte Verwaltungsrat Feuer und Flamme für dieses Drehrestaurant.»
Umgehend wurde mit den Planungen durch Tony Waser und Max Achermann begonnen. 1300 Fahrten mit der Gondelbahn sowie 170 Helikopterflüge waren notwendig, um das Baumaterial auf den 1900 Meter hohen Berg zu transportieren. Nach fünf Monaten war der 4,5 Millionen Franken teure sternförmige Bau aus einheimischem Holz realisiert. «Weil wir sparsam wirtschafteten, konnten wir den Bau aus eigenen Mitteln finanzieren», ist Jürg Balsiger stolz.
1970 reichte das Geld für ein Drehrestaurant nicht
Ähnliche Pläne scheiterten dreissig Jahre zuvor. Denn bereits 1970, nach dem Brand des Berghotels sowie der Bergstation der Standseilbahn, wurde mit einem Drehrestaurant geliebäugelt. Finanzielle Probleme machten dem damaligen Verwaltungsrat einen Strich durch die Rechnung.
Erst im zweiten Anlauf kam das Geld für den Bau einer Luftseilbahn zusammen. Der Verwaltungsrat musste um die Gelder betteln. Für ein Drehrestaurant reichten die Mittel nicht mehr. Stattdessen wurde ein kostengünstiger Restaurantbau realisiert.
Gästezahlen schnellten in die Höhe
Die «Rondorama»-Pläne der «Neuzeit» stiessen zu Beginn auf Skepsis. Balsiger erzählt:
«Einige trauerten um das alte Restaurant. Als sie das ‹Rondorama› das erste Mal besuchten, waren sie aber begeistert.»
Und er fährt fort: «Mit dem bis heute einzigen Drehrestaurant in der Zentralschweiz hatte das Stanserhorn etwas Einzigartiges zu bieten und konnte sich so von anderen Bergbahnen abheben.»
Das Zentralschweizer Novum und Alleinstellungsmerkmal schlug ein. 141'000 Personen besuchten 2001 das Stanserhorn, so viele wie noch nie zuvor. Stolz erwähnt Jürg Balsiger den Pioniergeist, dem man vor 20 Jahren auch in Sachen Ökologie an den Tag legte. So wird Regenwasser gesammelt und als Trinkwasser aufbereitet. Erwärmt wird dieses durch Sonnenkollektoren auf dem Dach.
Auch nach 20 Jahren habe das «Rondoroma» nichts an Beliebtheit eingebüsst. Seit Beginn ist das Candle-Light-Dinner ein Renner. Das Angebot wurde mit den Jahren vom Freitag- auf den Samstagabend ausgedehnt und ist mit je 150 Gästen jeweils ausgebucht. Seit vier Jahren ist das Restaurant zusätzlich auch Donnerstagabend mit Erfolg offen.
Gäste wollen bedient werden
In den nächsten Jahren stehen wieder Investitionen auf dem Berg an, nicht nur weil die aktuelle Küche mit den sehr engen Platzverhältnissen mit seinen 20 Betriebsjahren bald das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Jürg Balsiger erklärt:
«Unsere Gäste vermissen ein bedientes Restaurant. Dies können wir mit der bestehenden Infrastruktur nicht anbieten.»
Doch statt Flickwerken prüfe man, alles bis auf die Bergstation zu erneuern. «Unsere Gipfelinfrastruktur ist historisch gewachsen, die Gebäulichkeiten stammen aus fünf Generationen. Wir wollen möglichst keine sechste Generation anbauen.» In einer Machbarkeitsstudie sind die Bedürfnisse umrissen. Dank Anordnung der Küche in der Mitte sollen die Gäste im neuen Drehrestaurant einen 360-Grad-Panoramablick geniessen können und bedient werden.
Jürg Balsiger rechnet mit Kosten von rund 30 Millionen Franken. Wegen der coronabedingten Umsatzeinbussen – machte die Stanserhornbahn im vergangenen Jahr doch einen Verlust von 1,1 Millionen Franken – werde das Projekt wohl frühestens in fünf Jahren umgesetzt, schätzt der Direktor der Stanserhornbahn.
Die Stanserhornbahn startet die Saison am 23. April 2021.
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