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Luzern

Von Littau nach Hollywood: Wie ein kleines Kindertheater Stars hervor bringt

Die Kinder- und Jugendbühne Littau sorgt nicht nur für Unterhaltung, sondern trug auch zur Aufwertung eines Quartiers bei. Und sie hat sogar schon internationale Schauspieler-Karrieren ausgelöst.
Vor 25 Jahren gegründet: Die Kinder- und Jugendbühne Littau. Auf dem Bild ist eine Aufführung von Ronja Räubertochter auf der Burg Thorenberg zu sehen (Bild Nique Nager, 22. Mai 2000)
Szene aus der Produktion «Hexenkessel» im Hotel Union im Jahr 2005. (Bild: Alexandra Wey)
Andrea Isenschmid.
Jonas Anderhub.
Simona Baumgartner.
Szene aus dem Dschungelbuch (2006). (Bild: Adrian Baer)

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

Yvonne Imbach

«Spielen können alle Kinder».

Davon ist Walti Mathis (62) überzeugt. Der Theaterpädagoge und Autor hat vor 25 Jahren die Kinder- und Jugendbühne Littau gegründet. Das Lokal an der Grossmatte 16 in Littau ist inzwischen ein Teil der Stadtkultur geworden. Zudem funktioniert die Kulturstätte seit einem Vierteljahrhundert auch als Treffpunkt, als Freizeit- und Partyraum für Kinder und Jugendliche.

Die Kinderbühne ist einerseits an den Mittwochnachmittagen für das freie Theaterspielen für Kinder und Jugendliche geöffnet. Als offizielles Freizeitangebot der Stadt Luzern richtet sich das Angebot – ähnlich dem «Ferienpass» – an Kinder, die in der Stadt Luzern wohnen. «Wenn ein Kind wegzieht und weint, weil es diese Bedingung nicht mehr erfüllt, finden wir meistens schon noch einen Platz», sagt Walti Mathis. Dabeisein können Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 10. Klasse. Rund dreissig Kinder melden sich jedes Jahr an. Der Theaterpädagoge sagt dazu:

«Zum gesunden Reifeprozess gehört, dass sich Kinder auch in ihrer Freizeit auf persönlicher, sozialer und kultureller Ebene entfalten können».

Die Kinder- und Jugendbühne fördere diese drei Ebenen und wecke die Spontaneität und Natürlichkeit der jungen Menschen. «Theaterspielen braucht Mut und macht die Kinder sicherer. Das Einfühlungsvermögen und das gemeinschaftliche Handeln und Denken wird gefördert», sagt Walti Mathis. In den vergangenen 25 Jahren sahen rund 15 000 Zuschauer die 70 Theaterproduktionen an.

Sie holte sich das Rüstzeug für Hollywood in Littau

Andrea Isenschmid (27) ist in Littau aufgewachsen und lebt heute als Schauspielerin in Los Angeles. Sie war schon als kleines Kind begeistert vom «Theäterle» und trat mit zehn Jahren der Kinderbühne Littau bei. «Ich lernte, im Team zu arbeiten, mich zu konzentrieren und konnte dabei Kind sein und den Alltag vergessen.» Nach der Kantonsschule nahm Andrea Isenschmid Schauspielunterricht in Los Angeles und London.

Heute spielt sie regelmässig in Science-Fiction-Filmen mit, hatte aber auch schon Rollen in Horrorfilmen, Dramen und Komödien. «Ich kann inzwischen von der Schauspielerei leben», sagt Isenschmid, die ihre letzte Hauptrolle im Film «Cupid’s Paradise» hatte. Vor kurzem spielte sie zudem in «Torrance» an der Seite von Ben Affleck. «Walti Mathis bin ich sehr dankbar, dass er mir die Chance bot, meine Leidenschaft für die Schauspielerei zu finden», sagt Isenschmid heute.

Auch Jonas Anderhub (42) hat in Littau klein angefangen. Er ist heute Teil des Komiker-Duos Ohne Rolf. «Theaterspielen machte mir einerseits viel Spass, andererseits stärkte es mein Selbstbewusstsein und ich erhielt Applaus und Anerkennung für den Mut, etwas auf der Bühne zu wagen.» Auch er sagt, die Zeit bei Walti Mathis habe ihn sehr geprägt. «Den Mut, Neues zu wagen, habe ich mir erhalten. Theaterspielen ist die beste Lebensschule.»


Simona Baumgartner (20) war als achtjähriges Mädchen der Kinder- und Jugendbühne Littau beigetreten. Einige Male durfte sie die Hauptrolle in einer Produktion spielen und stieg später zur Regieassistentin auf. Als Tochter des früheren Kostümverleihs Baumgartner ist sie mit Kostümen aufgewachsen. «Die Faszination, in andere Rollen zu schlüpfen, war bei mir schon immer vorhanden.» Da sie für die Kinder- und Jugendbühne mittlerweile zu alt ist, hat sie nun im Theater Bagasch ein neues Zuhause gefunden. Das Thema Theater lässt sie auch beruflich nicht los: So studiert sie inzwischen Kulturwissenschaften, wo das Fach Theater integriert ist. «Später würde ich gerne an einer Kantonsschule Theaterkurse geben.»

Der Zimmereggwald wird zum Dschungel

Die Stücke erarbeiten Walti Mathis und seine Regieassistentinnen zum Teil mit den Kindern zusammen. Bei der Stückwahl wird auf Abwechslung geachtet und auf die Zusammensetzung der Gruppe Rücksicht genommen. «Märchen, Jugenddramen, Stücke mit Werkstattcharakter oder Stationentheater: Es ist für jeden etwas dabei», sagt Walti Mathis und erinnert sich gerne zurück. «Das erste Stück war Peter Pan.» Auch aussergewöhnliche Spielstätten, die zum Theaterstück passten, wurden immer wieder gewählt: Tristan und Isolde wurde etwa ins Historische Museum verlegt, Ronja Räubertochter spielte auf der Burg Thorenberg – mit 18 ausverkauften Vorstellungen. Und für das Dschungelbuch bot natürlich der Zimmereggwald die beste Bühne.

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