notifications
Historischer Verein feiert 100. Geburtstag

Von Lenin im Adamskostüm und Wölfen, die sich vor dem Entlebuch fürchteten

Historische Ereignisse und Erzählungen sind im Entlebuch zuhauf vorhanden. Der Historische Verein Entlebuch hat es sich zum Ziel gesetzt, diese zu sammeln, zu archivieren, weiterzugeben und auch in Zukunft in Form vom Referaten zu bewahren. Dieses Jahr feiert der Verein seinen 100. Geburtstag. 

«Initiative und Tatkraft waren die Gluten, die in den Herzen unserer Vereinsgründer flammten.» Das schrieb Albert Bitzi, der zweite Präsident des Historischen Vereins Entlebuch, in seinem 50-Jahr-Rückblick auf die Vereinsgründung. Am 6. Februar 1923 von geschichtsinteressierten Escholzmatter Männern ins Leben gerufen, war der Historische Verein Entlebuch anfänglich eine Sektion des Historischen Vereins der Fünf Orte. Die Gründungsmitglieder hielten es nebst dem Schreiben der Statuten und der Aufgabenteilung für eine gute Idee, das Escholzmatter Gemeindewappen neu zu gestalten – dieses war dies bis dahin nämlich ein altes Landsschreiber-Wappen.

Urkunde vom 26. Januar 1479: Papst Sixtus IV. gestattet dem Entlebuch in seinem Siegel Kreuz und Donnerkrone zu führen.
Bild: Bild: zvg

Inzwischen besteht der Historische Verein Entlebuch 100 Jahre, der aktuelle Präsident ist alt Regierungsrat Anton Schwingruber. Passiert ist in dieser Zeit so einiges an geschichtsträchtigen Ereignissen. Bis 2015 wurden sie in den «Blättern für Heimatkunde» gesammelt, wo Geschichten und wissenschaftliche Erkenntnisse im und um das Entlebuch akribisch festgehalten wurden: «Das sind rund 80 Ausgaben, mit Hunderten von Beiträgen, welche sich ausschliesslich mit dem Entlebuch befassen – das ist natürlich phänomenal. Inzwischen geben wir aber einfach sporadisch Blätter raus, denn die 100 Ausdrucke lohnten sich nicht mehr.»

Mit der Geissel auf Lenin los

Die besten Geschichten hat Schwingruber aber als Anekdoten bereit. Eine seiner Lieblingsgeschichten sei ungeschlagen jene, als Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, in Sörenberg weilte. Der spätere Regierungschef der Sowjetunion war äusserst vorsichtig und brachte daher seine umfangreiche Korrespondenz persönlich per Fahrrad zum Schalter in Schüpfheim, anstatt sie der Pferdepost anzuvertrauen.

Es heisst, dass der russische Besucher auch die Waldemme für Nacktbäder nutzte. Eine Geschichte erzählt von einem Luzerner Grossrat, der Lenin bei einem solchen Adamskostüm-Bad mit einer Geissel vertrieben haben soll. Darüber hinaus wurde das Zimmer im Hotel Marienthal umbenannt, nachdem man herausfand, welch «Revolutionär» dort residierte.

Apropos ungebetene Gäste – im 18. Jahrhundert gehörten auch Bären und Wölfe dazu, was Andreas Schmidiger in einer Geschichte schildert. So bat die Regierung von Luzern die Regierung von Obwalden, ihre Jäger zu ermutigen, mit den Jägern aus dem Entlebuch zusammenzuarbeiten. Doch letztendlich war dies nicht entscheidend, denn die unerwünschten Gäste verschwanden bald wieder, «weil man ihnen ausreichend nachstellte». «Im Klartext bedeutet das: Die Menschen im Entlebuch wussten, wie man mit diesen Tieren umgehen musste», erklärt Schwingruber schmunzelnd.

Projektwoche an den Schulen

Tradition und Stabilität prägen den Verein. Das zeigt sich in der Konstanz der Mitgliederzahlen, aber auch den treuen Mitwirkenden. Zwei Persönlichkeiten, Otto Studer und Hans Erni, haben über 100 Jahre hinweg das Gesicht des Vereins geprägt. Studer diente ganze 52 Jahre als Aktuar und Archivar, während sein Nachfolger, Hans Erni, seit 48 Jahren in dieser Position tätig ist und auch heute noch aktiv mitwirkt.

Damit Geschichte weiter besteht und nicht in Büchern verstaubt, hat sich der Historische Verein Entlebuch anlässlich des Jubiläum etwas Besonderes überlegt. Abschlussklassen der Region Entlebuch konnten in der Projektwoche unter dem Titel «Mobilität und Migration» Workshops besuchen. Damit wurde Ihnen die Möglichkeit gegeben, sich mit der regionalen Geschichte zu beschäftigen – jedoch nicht im Klassenzimmer, sondern direkt in den Dörfern der Region.

Dieses besondere Jubiläumsjahr zeigte zudem, dass Geschichte weit über die Grenzen der Region hinausreicht. Manfred Aregger, ein ehemaliger Nationalrat aus Hasle, begab sich auf die Spurensuche des Wissenschaftlers Pater Anton Duss, der als Missionar, Professor und renommierter Botaniker fast 60 Jahre auf der Insel Guadeloupe verbrachte. Sein Leben und Wirken hat Aregger nun in einer Biografie festgehalten.

Kommentare (0)