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Luzern

Von DJ Bobo bis Guido A. Zäch: Gemeinden benennen ihre Strassen gern nach lebenden Persönlichkeiten

In Kriens ist umstritten, ob man einen Platz nach einer lebenden Person benennen soll – denn dies widerspricht der Empfehlung des Bundes. Andere Gemeinden haben diesbezüglich weniger Skrupel.
Möglicherweise bald der «Alex-Wili-Platz»? Der heutige Gemeindehausplatz in Kriens.
(Nadia Schärli
(5. Oktober 2020))
(Manuela Jans-Koch
(29. Oktober 2016))
(Archivbild LZ
(6. September 2003))
(Archivbild LZ
(13. Juli 2000))
Das einstige Schindlerdörfli in der Feldbreite kurz vor dem Rückbau. (Eveline Beerkircher
(11. Juli 2012))
Das Meilihaus nach der Sanierung. (Nadia Schärli
(26. Juli 2016))
Der Bellunoplatz ist gleichzeitig die Einfahrt in die Viscosistadt. (Roger Grütter
(13. September 2017))
Walter Linsenmaier (Mitte) bei der Wegeinweihung in Ebikon.  (Archivbild LZ
(12. Juli 2000))

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Geht es nach dem Einwohnerrat, hat die Stadt Kriens dereinst einen Alex-Wili-Platz benannt nach einem noch lebenden Krienser Politiker. Dafür würde der Gemeindehausplatz umbenannt.

Dass ein Platz oder eine Strasse umbenannt wird, dafür gibt es in der Region Luzern kaum Beispiele. In Rotkreuz gab es vor einigen Jahren eine Diskussion um die Umbenennung eines Platzes in Porscheplatz, als der deutsche Autobauer an die Blegistrasse zog. Das Vorhaben scheiterte aber am Widerstand der Bevölkerung. Derweil wurde in der Stadt Luzern 2016 ein Abschnitt des General-Guisan-Quais in Hans-Erni-Quai umbenannt – ein Jahr nachdem der bekannte Luzerner Maler verstorben ist.

Die Benennung nach noch lebenden Persönlichkeiten kommt hingegen öfter vor, obwohl diese Praxis umstritten ist. So konnte etwa Guido A. Zäch, Gründer des Paraplegikerzentrums, 2003 bei der Benennung «seiner» Strasse in Nottwil dabei sein:

Und in Rothenburg wurde eine Allee nach dem ehemaligen Gemeindeammann Erwin Troxler benannt, zu Ehren seiner 25-jährigen Tätigkeit in diesem Amt. Troxler lebt nach wie vor in Rothenburg und war die letzten Jahre als Heimatarchivar tätig. Die Erwin-Troxler-Allee gibt es aber nur inoffiziell: Da die Gemeinde die Umbenennung der Strasse symbolisch und nicht rechtlich vollzogen hat, heisst sie offiziell nach wie vor Chärnsmatt.

Problem der unrühmlichen Vergangenheit

Die Benennung von Strassen und Plätzen nach bekannten Persönlichkeiten hat vielerorts Tradition. Sogenannte Gedenknamen sorgen allerdings heutzutage auch für Zündstoff, weil manche Persönlichkeiten aus heutiger Sicht eine unrühmliche Vergangenheit haben. Insbesondere aus Deutschland konnte man in jüngster Zeit von Kontroversen lesen, etwa betreffend der Petersallee in Berlin, die nach dem Kolonialverbrecher Carl Peters benannt ist.

Vor allem in der Stadt Luzern gibt es viele Strassen und Plätze mit Gedenknamen. Hier gibt es ein besonderes Beispiel zu erwähnen: Auf dem Schulareal Hubelmatt gibt es gleich zwei DJ-Bobo-Plätze. Es handelt sich dabei um Spielplätze, die der in Kastanienbaum wohnhafte Musiker mit dem Erlös aus einem Benefizkonzert finanziert hat.

Städtischere Gemeinden führen mehr Gedenknamen

Aber auch in Luzerner Agglomerationsgemeinden gibt es einige Strassen und Plätze, die Namen von Persönlichkeiten tragen. Eine Tendenz fällt dabei auf: Je ländlicher eine Gemeinde, umso weniger Gedenknamen führt sie im Strassenverzeichnis. So gibt es etwa in Malters gar keine Strassen, die nach Persönlichkeiten benannt sind. In Horw gibt es lediglich die Hans-Reinhard-Strasse, die auf einen ehemaligen Sekundarlehrer verweist. Der Horwer Ehrenbürger und alt Bundesrat Alphons Egli hat es in Horw bis jetzt noch auf kein Strassenschild geschafft.

Die These, dass städtischere Gemeinden mehr Gedenknamen im Strassenverzeichnis führen, stützt die Gemeinde Emmen. Gleich mehrere, erst vor kurzem entstandene Strassen wurden nach Persönlichkeiten benannt. So gibt es im Quartier Feldbreite, das seit einigen Jahren in Entstehung ist, den Xaver-Brun-Weg, den Alfred-Schindler-Weg und die Alfred-Schindler-Strasse sowie den Meiliplatz und die Meilipromenade.

Wunsch der Grundeigentümer berücksichtigt

Emmen wählte die prominenten Namen als Erinnerung an die Geschichte der Feldbreite – auf Wunsch der Grundeigentümer, wie es bei der Gemeinde auf Anfrage heisst: Xaver Brun war Gründer des Elementwerks Brun und Eigentümer des nördlichen Arealteils. Alfred Schindler, Patron des gleichnamigen Liftherstellers, liess 1943 im südlichen Teil der Feldbreite ein ganzes Quartier für seine Angestellten errichten, das sogenannte Schindlerdörfli.

Und Armin Meili war Architekt des Meilihauses in der Feldbreite, eines Reihenhauses mit Flachdach aus dem Jahr 1928.

Schon lange gibt es in Emmen die Dunantstrasse (Henry Dunant, Begründer des Roten Kreuzes) sowie die Berta-Regina-Strasse. Beide befinden sich in einem Quartier mit ehemaligen Arbeiterhäusern der Viscosefabrik. Interessant sind die Hintergründe der Berta-Regina-Strasse, wie der Emmer Historiker Kurt Messmer in einem Aufsatz darlegt: Die Strasse ist nicht eigentlich nach Königin Bertha benannt, sondern nach einem künstlichen Garn der Viscose. Dessen Name geht aber auf die Königin aus dem 10. Jahrhundert zurück, die – aufgrund einer Fehldeutung ihres Zepters – als garnspinnende Edelfrau stilisiert wurde.

Im Zusammenhang mit der Viscose gibt es in Emmen noch weitere Strassennamen, naheliegenderweise in der Viscosistadt, nämlich die Spinnerei- und die Fadenstrasse. Und 2018 erhielt der Platz am Eingang zur Viscosistadt den Namen Bellunoplatz – zu Ehren der Arbeiterinnen und Arbeiter, die aus der italienischen Provinz Belluno stammten.

Wie in Emmen gibt es auch in Ebikon eine Alfred-Schindler-Strasse, benannt nach demselben Herrn. Ebikon hat überdies zwei weitere berühmte Söhne im Strassennetz verewigt: Kaspar Kopp und Walter Linsenmaier. Kopp war ein Ebikoner Politiker und Richter. Er war zeitweise Vizepräsident der Konservativen Partei Luzern und rund 40 Jahre Mitglied des Luzerner Grossrats (Kantonsrat).

Walter Linsenmaier war Kunstmaler, Insektenforscher und -sammler. In Ebikon betrieb er ein Tierweltpanorama, das präparierte Tiere zeigte. Seine bedeutende Sammlung wurde nach seinem Tod im Jahr 2000 vom Naturmuseum Luzern übernommen. Übrigens war auch Linsenmaier bei der Einweihung «seines» Weges persönlich dabei.

Verhältnismässig viele Gedenknamen gibt es in der Gemeinde Meggen. Etwa die Fridolin-Hofer-Strasse und den gleichnamigen Platz, benannt nach dem in Meggen geborenen Lehrer und Dichter. Der Ernst-Zahn-Weg ist ebenfalls einem Dichter gewidmet, der Ehrenbürger von Meggen war. Der Robert-Zingg-Weg erinnert an den Journalisten und Politiker, der auch Gemeindeammann von Meggen war. Laut Beat Gähwiler, der das historische Archiv in Meggen führt, ist Zinggs Verhandlungsgeschick der Erwerb des Schlosses Meggenhorn zu verdanken.

Nach der südamerikanischen Schauspielerin Carlotta de Buhl ist in Meggen ein Platz und ein Weg benannt. Sie besass zeitweilig einen Teil der Villa Heckenried. Damit und mit dem «Mutter Maria Theresia Scherer Platz» hat Meggen zwei der wenigen Gedenknamen in der Region Luzern, die einer Frau gewidmet sind. Die Ingenbohler Ordensschwester Maria Theresia Scherer – nicht zu verwechseln mit Mutter Teresa – ist in Meggen aufgewachsen und wurde 1995 selig gesprochen.

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