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Luzern

Vom Back- zum Erdbebenstein – die AGZ Ziegeleien in Gettnau feiern ihr 125-Jähriges

Mit Backsteinen und Dachziegeln begann 1895 die Geschichte der AGZ Ziegeleien. Auch heute noch bilden diese Produkte das Kerngeschäft der Firma – doch sie hat noch weitere Standbeine.
Ein Angestellter bedient die Strangpresse im Ziegelwerk Gettnau.  ((Bild: PD/undatierte Aufnahme))
Blick auf das Produktionsareal in Gettnau um 1954. ((Bild: PD))
Die Belegschaft des Ziegelwerks in Horw um 1924. ((Bild: PD))

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Schon 125 Jahre ist es her: Am 30. Januar 1895 wurde die «Aktiengesellschaft Mechanische Ziegel- und Backsteinfabriken Nebikon-Gettnau» gegründet. «Dass die Firma ausgerechnet dort ihre Werke hatte, war kein Zufall», erklärt Hans-Karl Felber, Geschäftsleiter der AGZ Ziegeleien AG. Auf der alten Karte, die er zeigt, sind die Standorte illustriert. Es fällt gleich auf: Alle Standorte sind an die Eisenbahn angebunden. «Die Zuganbindung war natürlich wichtig, einerseits, um den Brennstoff Kohle zu bringen und andererseits, um den Absatzradius zu vergrössern. Ein Pferdefuhrwagen brauchte von Gettnau nach Luzern damals sechs Stunden», erzählt Felber.

Natürlich verläuft keine so lange Unternehmensgeschichte reibungslos. Die zwei Weltkriege forderten die Firma stark heraus: Der Absatz brach ein, Arbeitskräfte und Zugpferde fehlten und der Rohstoff wurde teurer. «Doch gerade während des Zweiten Weltkriegs war die Nähe Gettnaus zum Wauwilermoos ein Vorteil: Im Rahmen der Anbauschlacht von Bundesrat Wahlen wurden Landgebiete mittels Drainagerohre aus Ton trockengelegt. Die waren sehr gefragt», weiss der Geschäftsleiter.

Während es vor hundert Jahren in der Schweiz noch 200 Ziegeleien gab, operieren heute noch sieben Gruppen. Dass die AGZ so lange Bestand hat, liege am harten Arbeiten und ein bisschen am Glück. «Wir hatten immer sehr gutes Personal», betont Hans-Karl Felber, der seit zwanzig Jahren Geschäftsleiter ist. Dieses Personal zu finden ist aber für die Ziegelei bereits seit den 1960er Jahren schwierig. Er sagt:

«Im gleichen Zeitraum, in dem es schwierig wurde, Fachleute zu finden, haben wir in die Automatisation investiert. Alle Werke, die das nicht gemacht hatten, waren nach der Ölkrise weg.»

Von den früher bis zu 80 Angestellten in einem Werk seien heute noch etwa ein Dutzend nötig.

Mit Backsteinen und Dachziegel fing 1895 alles an. Doch auch heute bilden sie das Kerngeschäft. Inzwischen wurden aber mehrere Firmen zugekauft. So kam zur sogenannten Grobkeramik (Dachziegel, Backsteine) 1985 und 1990 noch Unternehmen im Bereich der technischen Keramik hinzu. «Die Saphirwerk AG in Brügg produziert Präzisionskugeln aus Rubin, Aluminiumoxid, Saphir, Zirkonoxid, Siliziumnitrid und Hartmetall – zum Beispiel für Mikrodosierpumpen, Kugellager oder Messtechnik», so Felber. Metoxit hingegen fertige Dentalimplantate, Kugelköpfe und Pfanneneinsätze für die Orthopädie und technische Komponenten.

Neue Produkte entwickelt wie den Erdbebenstein

Als drittes Standbein hält die Firma verschiedene Immobilien und baut zurzeit auf dem Areal der alten Ziegelei in Horw die Wohnüberbauung Ziegeleipark, die in etwa einem Jahr bezogen wird. Und auch die nahe Zukunft sieht Hans-Karl Felber ähnlich: «Wir haben einige neue Produkte entwickelt. Zum Beispiel unser Erdbebenstein, der für die Abnahme von möglichst hohen Schubkräften konzipiert ist und auf Grund einer Verzahnung nicht abknicken kann. Im Bereich Dach haben wir einen modernen Glattschiebeziegel entwickelt, der sich auch gut mit Photovoltaik kombinieren lässt», verrät der Geschäftsleiter.

In Sachen Nachhaltigkeit sieht der Geschäftsleiter die Firma ebenfalls auf gutem Weg: «Beim Bauen zahlt sich eine massive Bauweise immer mehr aus, nicht nur bei der Kälte im Winter, sondern gerade auch immer mehr bei der Wärme im Sommer. Ziegel als Baumaterial haben ausserdem eine lange Lebensdauer». Herausforderungen sieht Felber in manchmal langsamen politischen Prozessen – aber:

«Mit Wirtschaftszyklen muss man umgehen können. Wir haben zwei Weltkriege und diverse Konjunkturschwankungen überlebt, da bin ich für die Zukunft zuversichtlich.»

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