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Gwand 2023

Vier Tage Fokus auf faire Produkte für Mode und Alltag

Rund um den Musikpavillon steht die ethische und ökologische Produktion im Zentrum. Und mitten drin ist Giulio Gallana mit seiner Bachelorarbeit Print à Porter. 

Fast Food, Billigmode, Onlinehandel: Der Alltag ist voll davon. Wer etwas auf Nachhaltigkeit gibt, setzt da eher auf Slow Food, wertige Mode und aufs Einkaufen in der Region. Das Sustainable Festival Gwand, bei dem bis zu 40 Ausstellende Produkte und Dienstleistungen präsentieren, bietet dafür eine Plattform und will dem Konsumverhalten Denkanstösse geben, will sensibilisieren. Als Textildesigner ist Giulio Gallana Nachhaltigkeit auch bei der Textilverwertung ein grosses Anliegen. Er spricht dabei von Remanufaktur, einer Neuzusammensetzung von alten, bereits bestehenden Stoffen. Warum Neues produzieren, es ist ja schon alles da? Dieser Gedankengang inspirierte ihn zu seiner Bachelorarbeit, die er Print à Porter nennt, sein Vorzeigestück ist ein Pullover.

Dabei hat er nicht einfach ein bestehendes Kleidungsstück zerlegt und neu zusammengesetzt, sondern er hat es veredelt und zwar mit Prints: «Neu zusammensetzen ist zwar eine Designleistung, nur wird damit nicht das Potenzial von Altkleidern als Rohmaterial ausgeschöpft. Mit dem Siebdruck ist das jedoch der Fall.» So kam er auf die Idee, das Schnittmuster als Siebdruck auf den Pullover zu bringen, also Print à Porter. Für sein Exemplar verwendete er drei alte Pullover, zerlegte sie und setzte sie neu zusammen. Von der Idee bis zum fertigen Werk waren das etwa zwei Monate Arbeit. «Einen zweiten zu machen, geht natürlich schneller.»

Giulio Gallana ist Textildesigner und am Gwand Festival präsent.  
Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 30.08.2023)

An die Gwand kam er durch die Hochschule Luzern. Sie wählt von jedem Jahrgang eine Person aus und gibt ihr die Möglichkeit, an der Gwand auszustellen. Beim Kurplatz wird Giulio in seinem 2x2-Meter-Häuschen seine Ideen präsentieren und auch Kleider zum Verkauf anbieten. Seine Zukunft sieht er als Textildesigner, kann sich aber auch vorstellen künstlerisch unterwegs zu sein. «Zum Beispiel eine Kirche bemalen oder eine Metrostation gestalten. Ich bin weltoffen, ambitioniert und neugierig.»

Traumstelle fürs Praktikum

Zuerst geht es jedoch am Montag in die Ostschweiz. Dort macht der 23-Jährige ein sechsmonatiges Praktikum bei der Firma Jakob Schlaepfer, einer renommierten Textilherstellerin. Eine Topadresse für die Herstellung von innovativen Textilien: Zur Kundschaft gehören bekannte Häuser wie etwa Chanel oder Balenciaga. «Eine Traumstelle für das Praktikum. Das wird mir fundierte Arbeitserfahrung bringen und gibt mir Einblicke ins Funktionieren der internationalen Modeindustrie.»

Die Schweiz, so sagt er, sei in der Modeszene sonst eher zurückhaltend im Vergleich zum angrenzenden Ausland. Dort werde mutiger und spannender mit Textilien umgegangen. Für ihn haben gebrauchte Stoffe einen Wert, die Gebrauchsspuren einen Charakter. Dafür ist Qualität gefragt. «Weniger wäre mehr, lieber bewusster und dafür ein wertiges Stück kaufen. Das dann mehrere Leben hat.» Die Chance an der «Gwand» zu sein, sei eine «mega Ehre». Das Festival Gwand beim Musikpavillon auf dem Kurplatz dauert noch bis am Sonntag. Der Eintritt ist frei.

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