Dem Geiger Jesper Gasseling, Initiator und Leiter der Seeklang-Konzerte Hergiswil, gelingt es immer wieder, sich zusammen mit Freunden direkt in die Herzen des Publikums zu spielen. Im Programm «Across Borders» gingen «Gasseling and Friends» mit viel Temperament und Leidenschaft den Ideen der Komponisten nach. Spanisch mitreissende Rhythmen und gesanglich andalusische Themen im Klavierquartett von Joaquin Turina spiegelten in den schillernden Tönen der vier Instrumente.
Gasseling sagte kurz etwas zum Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 von Johannes Brahms: «Sie werden es merken, welcher Brahms um die Ecke schaut, der Hamburger, der Wiener, der Volkstümliche. Sie werden hören, was wir mit Brahms anstellen.» Und dann taucht man ein in Klangwelten, in denen alle Freude, aller Schmerz, alle Gefühlsregungen, die nur denkbar sind, hörbar werden. Wenn die drei Streichinstrumente unisono spielen, meint man, es sei ein Instrument. Wenn die Klaviertöne von Pianissimo ins Forte stürmen, wenn sie klingen wie ein Cymbal oder ein Hackbrett, staunt man über die Fähigkeiten der Pianistin Carolin Danner, dem Flügel ein immenses Spektrum an Klangfarben zu entlocken.
Neue Klangfarben und Dynamik
Ebenso Jesper Gasseling, die Bratschistin Yi Lu und der Cellist Luca de Falco. Da haben sich vier gefunden, die absolut gleich zu fühlen scheinen. Im «Allegro» wechselt Brahms’sche Schwermut mit seelenvollen Melodien, im «Intermezzo» scheinen die drängenden Achtel des Cellos alle voranzutreiben, um dann urplötzlich in sanfte Leichtigkeit zu verführen. Die liedhaft süffigen Themen im «Andante con moto» schweben wie leichter Wind, der die sanften Wellen am See kräuselt.
Und immer wieder entstehen neue Klangfarben, von denen sie unendlich viele Möglichkeiten ausreizen. Sie musizieren – wie immer – ohne Netz und doppelten Boden, sie gehen an die Grenzen des Spielbaren, sowohl in Dynamik als auch in den Tempi. Und man lauscht atemlos den ständig neuen Verschmelzungen der Klänge des um die Ecken schauenden Brahms. Und wie die vier Künstler die vielen Übergänge gestalten, innehalten, um dann mit neuer Kraft weiter zu stürmen bis ins fulminante Ende des Rondo Zingarese. (zvg)
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