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Uri

Urner Wegbereiterin nimmt Abschied vom Kindertheaterbereich

Mit den beiden Aufführungen des Musicals «D Chinderbrugg» verabschiedet sich Lory Schranz vom Kindertheaterbereich. Doch die engagierte Theaterpädagogin hat bereits zwei neue Projekte im Visier.
Die Kinder proben zurzeit mit viel Eifer und Freude für das Musical «D Chinderbrugg» im Theater Uri. (Bild: Thomas Gasser, Altdorf, Februar 2019)

Claudia Naujoks

Im Rahmen des Theaterweekends findet am 16. und 17. März 2019 im Theater Uri in Altdorf eine in zweierlei Hinsicht aussergewöhnliche und beachtenswerte Inszenierung statt. Die Aufführungen von «D Chinderbrugg» sind inhaltlich zugleich ein Abschied von eingefahrenen Ansichten wie ein Neuanfang, ein Appell an Toleranz, Friedfertigkeit und Versöhnungsbereitschaft – aktuelle Themen, die uns alle immer wieder beschäftigen.

Im Musical «D Chinderbrugg» werden den Erwachsenen zweier verfeindeter Bauernfamilien von deren Kindern vor Augen geführt, wie gut es sein kann, schöne Dinge zu teilen. Sie finden zueinander und können sich auf der gemeinsam gebauten Brücke über den Fluss, der ihre beiden Besitztümer trennt, begegnen. Sie erkennen, dass das Leben zusammen viel schöner ist.

Lory Schranz mit ihrer Abschiedsvorstellung

Das Musical von Markus Hottiger und Marcel Wittwer basiert auf dem Bilderbuchklassiker von Max Bolliger und Stephan Zavrel (Erstausgabe 1979). Aufgeführt wird es in Kooperation zwischen dem Kinderchor Attinghausen (6. Primarklasse) unter der Leitung von Wädi Wipfli und Stefanie Huwyler und der Kindertheatergruppe Lory unter der Leitung von Lory Schranz (Inszenierung) und Jeanine Dinger (Choreografie). Für die Theater- und Tanzpädagogin Lory Schranz ist es ein bedeutsames Theaterstück: Für sie ist es die Abschiedsvorstellung, denn sie verlässt den Kinderbereich der Theater-Tanz-Szene in Altdorf und widmet sich neuen Aufgaben. «Alles hat seine Zeit, und jetzt ist die Zeit, mich aus der Kindergruppenleitung zurückzuziehen», sagt sie. «In den nächsten Wochen finden die letzten Proben mit den Kindern statt. Für Lory Schranz sind diese mit vielen Emotionen verbunden. Man merkt, mit wie viel Herz und Einfühlungsvermögen sie zusammen mit Jeanine Dinger die fünfzehn Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren motiviert, anleitet, anfeuert und lobt, lobt, lobt.

Fähigkeiten schlummern oft im Verborgenen

Lory Schranz versteht es wirklich ausserordentlich, bis ins kleinste Detail an den Szenen zu feilen und die Kinder trotzdem bei Laune zu halten. Eins zu eins und hochkonzentriert setzen sie die Anregungen und Änderungsvorschläge der Regisseurin auf der Bühne um. Jedes Kind kann seine Fähigkeiten, die manchmal im Verborgenen schlummern, zutagefördern und zeigen. Ausserdem bringen sie äusserst kreativ ihre eigenen Ideen in ihr Spiel ein, was so manchen Lacher beim Publikum hervorruft. Es ist eine Freude dabei zuzusehen.

Bereits ein neues Projekt im Visier

Sehr wichtig an ihren Theaterprojekten war Lory Schranz schon immer, das Theaterspielen für jeden zu öffnen. «Ich betrachte das Theaterspielen und Inszenieren nicht nur als blosse Unterhaltung», erklärt sie. «Viel mehr sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in spielerischem Umgang ihre eigenen Probleme, diejenigen der Umwelt, das Zusammensein mit anderen und vor allem ihre Zukunftsperspektiven artikulieren können. Jede Person, unabhängig von Talent oder anderen Voraussetzungen, soll seinen Platz in der Theatergruppe finden können.» Das war Lory Schranz’ Credo damals schon, als sie im Frühling 2000 die Theatergruppe Eigägwächs gründete, und das wird es auch bleiben, wenn sie in Zukunft kleinere Theaterprojekte auf die Beine stellt.

Theater mit Flüchtlingen als weiteres Ziel

Zunächst wird sie als Regisseurin bei «The Great Harmonie Show» vom Samstag, 30. November, und Sonntag, 1. Dezember, im Theater Uri in Altdorf zum 125-Jahr-Jubiläum des Männerchors Harmonie Altdorf zusammen mit dem Ad-hoc-Frauenchor mitwirken.

Ein weiteres, innovatives Projekt schwebt ihr ebenfalls bereits vor: Das Amt für Migration lädt sie ein, mit jugendlichen und erwachsenen Flüchtlingen ein Theaterprojekt ins Leben zu rufen. Mit ihnen zusammen ein Stück zu erarbeiten, umzusetzen und zur Aufführung zu bringen ist das Ziel. Mit Vorfreude und Enthusiasmus stellt sich Lory Schranz dieser neuen Herausforderung. Immer wieder ist es für die 64-jährige Altdorferin ein Wunder zu beobachten, wie Menschen auf der Bühne plötzlich eine ganz andere Seite von sich zeigen. Gerade darin sieht sie ihre Aufgabe, dass sie allen Menschen, die das möchten, die Erfahrung ermöglicht, diese neue Seite an sich kennenzulernen und zu zeigen. Oftmals wundern sich die Eltern, wenn sie ganz andere Facetten der Persönlichkeit ihrer Kinder auf der Bühne sehen, die sie zu Hause nie zu Gesicht bekommen würden. Das ist ein Phänomen, das auch die routinierte Theater- und Tanzpädagogin immer wieder zum Staunen bringt.

Erfahrungen wie einen Schatz hüten

Sie sei dankbar für die Arbeit mit den Kindern, die sie Mitte der 1970er-Jahre begonnen hat. Lory Schranz sagt denn auch:

«Ich werde die Erfahrungen hüten wie einen Schatz.»

«Begegnungen mit Ehemaligen zeigen mir, dass die Zeit bei mir für alle in irgendeiner Weise prägend war», freut sie sich. Sie selber stand im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf der Bühne. Manche haben das Theaterspielen bis ins Erwachsenenalter weitergeführt, oder – wie sie – sogar zum Beruf gemacht. «Das erfüllt mich mit Stolz», sagt sie gerührt.

«D Chinderbrugg» wird am Samstag, 16. März, 17 Uhr (Türöffnung: 16 Uhr), und am Sonntag, 17. März, 11 Uhr (Türöffnung: 10 Uhr), im Theater Uri aufgeführt.

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