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Uri

Urner Kollegi-Schüler widmen einen ganzen Tag der Politik

Frauenstreik und Klimawandel sorgen für lebhafte Debatten an der Kantonalen Mittelschule. Ein Augenschein an der «Polittour».
Das Abstimmungsbüchlein steht bei Gymi-Schülern hoch im Kurs. (Christian Tschümperlin, Altdorf, 8. November 2019)
Valentina Haller aus Altdorf bevorzugt glaubwürdige Informationsquellen.
Livia Gisler aus Schattdorf findet es unglaubwürdig, wenn man an einem Klimastreik teilnimmt aber regelmässig mit dem Flugzeug in den Ferien verreist.
Gina Calcagni aus Wassen findet es positiv, dass der Frauenstreik das Stillschweigen um die Gleichstellung durchbricht.
Julian Furrer hat sich bereits überlegt, einer Jungpartei beizutreten.

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

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Christian Tschümperlin

Politik ist unter Jugendlichen wieder stärker im Trend als auch schon. Diesen Eindruck gewinnt man am Freitagmorgen an der Kantonalen Mittelschule Uri. Im Rahmen der «Polittour», organisiert vom Jugendrat Uri, besuchen rund 100 Schüler des fünften und sechsten Gymnasiums einen bunten Strauss aus zehn Polit-Workshops à 20 Minuten. Dabei findet ein engagierter Austausch statt.

Im Workshop Meinungsbildung reihen die Jugendlichen die Medien nach ihrer Glaubwürdigkeit ein, von «sehr glaubwürdig» am Kopf des Tisches bis zu «sehr unglaubwürdig» an dessen Ende. Ganz nach oben schaffen es bei der ersten Gruppe das Abstimmungsbüchlein, Fernsehbeiträge und die NZZ. Als Schlusslichter tun sich soziale Medien wie Facebook, Twitter, Instagram aber auch der Stammtisch hervor. Für Daniela Wildbolz aus Altdorf macht die Rechercheleistung den Unterschied: «Auf Twitter, Facebook oder Instagram kann jeder irgendetwas posten», sagt sie. Wenn es um politische Themen geht, informiert sich deshalb Valentina Halter aus Altdorf bei den glaubwürdigen Quellen. Workshop-Coach Florian Arnold, Redaktionsleiter der «Urner Zeitung», kommt daraufhin auf die Finanzierungsquellen der Presse und das Gesetz zu sprechen. Er streicht die Bedeutung unabhängiger Medien als vierte Gewalt im Staat hervor.

Leza Aschwanden stellt «Politcast Uri» vor. Die Internet-Plattform produziert Radiosendungen zu politischen Themen mit Fokus auf ein junges Zielpublikum. Im Zentrum des Workshops steht die Frage, warum nur ein Drittel der unter 25-Jährigen das Recht zur Abstimmung wahrnimmt. Eva Schuler aus Bürglen verortet dies in dem Umstand, dass viele Jugendlichen bereits viel zu tun hätten. «Diese haben das Gefühl, dass man als Einzelperson nicht viel bewegen kann. Wenn aber alle so denken, dann kommt es zu einem Domino-Effekt», sagt sie. Die Klasse ist sich daraufhin aber einig, dass die Demokratie ein Privileg sei und dass man sich politisch einbringen sollte.

Unter der Ägide von Chiara Gisler (Juso) und Niki Brunner (Juso) trägt eine Gruppe Massnahmen für einen besseren Umweltschutz zusammen. Zu den Top-Forderungen zählt ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Kanton Uri, die Förderung erneuerbarer Energien oder der Schutz der Biodiversität. Als der Klimastreik zur Sprache kommt, gibt es aber auch kritische Voten: «Ich unterstütze den Umweltschutz», sagt Livia Gisler aus Schattdorf. «Es ist beispielsweise wichtig, dass man regional einkauft oder möglichst viel Velo fährt. Ich finde es aber blöd, wenn Leute fürs Klima streiken aber drei Mal im Jahr nach Amerika fliegen.»

Frauenstreik bringt Gleichstellung aufs Tapet

Ganz im Zeichen der Gleichstellung steht der Workshop von Emilie Gisler (JCVP). Die Gruppe macht sich auf eine Spurensuche nach den Gründen der Ungleichbehandlung von Mann und Frau, etwa wenn es um Löhne geht. Josua Müller aus Bürglen weist darauf hin, dass ein gewisser Prozentsatz der Ungleichheit erklärbar sei. «Das Problem ist aber jener Teil, der nicht erklärt ist», sagt er. Auf die Frage, was die Klasse vom Frauenstreik hält, bemerkt Gina Calcagni aus Wassen: «Dank dem Frauenstreik beginnt man, über das Thema zu sprechen. Wenn wir das nicht offenlegen würden, würde Stillschweigen herrschen.»

An dem Morgen gehen die Klassen zudem auf Tuchfühlung mit den Parteien JSVP, Jungfreisinnige, JCVP und Juso. Julian Furrer aus Schattdorf hat sich bereits überlegt, einer Jungpartei beizutreten. Er hält die Politik für enorm wichtig. «Wir haben in der Schweiz das Glück, die direkte Demokratie leben zu können. Wer nicht abstimmen geht, sollte sich daher nicht über die Abstimmungsresultate beklagen», sagt er.

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