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Urner Wirtschaftskapitäne: «Uri muss mehr Mut haben, die Komfortzone zu verlassen»

Was sind die zukünftigen Herausforderungen auf der Nord-Süd-Achse? Diese und weitere Fragen wurden an der Generalversammlung von Wirtschaft Uri eifrig diskutiert.
Astra-Direktor Jürg Röthlisberger bei seinem Impulsreferat zu Verkehr im Allgemeinen und der Schweizer Nord-Süd-Achse, die Uri stark betrifft, im Speziellen. (Bilder: Urs Hanhart (Altdorf, 16. September 2020))
Es diskutierten an der GV der Wirtschaft Uri, von links: Baudirektor Roger Nager, Astra-Direktor Jürg Röthlisberger und IHZ-Präsident Andreas Ruch.

Urs Hanhart

Urs Hanhart

Die «Röthlisbergers» dominierten an der Generalversammlung von Wirtschaft Uri, die am Mittwoch im Beisein von gleich drei Regierungsräten im Uristiersaal der Dätwyler AG in Altdorf abgehalten wurde, das Geschehen. Zunächst führte Verbandspräsident René Röhtlisberger durch die Traktanden, und nach einer kurzen Pause im zweiten Teil hielt sein Namensvetter Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamtes für Strassen (Astra), ein Impulsreferat zum Thema «Zukünftige Herausforderungen auf der Nord-Süd-Achse».

Anschliessend gab es eine von Florian Arnold, Redaktionsleiter der «Urner Zeitung», moderierte Podiumsdiskussion, an der nebst Jürg Röthlisberger auch der Urner Baudirektor Roger Nager und Andreas Ruch, Präsident der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) und selber Unternehmer, teilnahmen. Zunächst wurde die zweite Röhre am Gotthard thematisiert. Dazu sagte der Astra-Chef: «Ich bin sehr froh, dass wir punkto Sicherheit und Verfügbarkeit einen grossen Schritt machen können. Die Gotthardachse ist unglaublich attraktiv, wenn man sie mit den Alternativen vergleicht. Weil die Kapazität nicht ausgebaut werden soll, braucht es flankierende Massnahmen.»

Win-win-Situation an Gotthard und Axen

Wie schafft es der Kanton Uri, dass er vom Bau der zweiten Röhre profitiert? Auf diese Frage antwortete Nager: «Wir sind schon seit Jahren in die Planung mit eingebunden, genau gleich wie der Kanton Tessin. Zudem sind wir daran, unsere Unternehmen in gute Startpositionen für Aufträge zu bringen.» Röthlisberger wies darauf hin, dass es auf der Baustelle in Göschenen keine grossen Schwierigkeiten mehr gebe. Man finde immer Lösungen. «Es wird gebaut und einen Mehrwert für die Region geben. Wir haben eine Win-win-Situation. Das gilt auch für den Axen, wobei man dort noch etwas Geduld haben muss. Aber die neue Linienführung hat so gute Argumente, dass es unmöglich sein wird, sie abzuschiessen.»

Kurze Wege möglichst beibehalten

«Welches sind ihre grössten Wünsche ans Astra?», wollte der Moderator von Ruch wissen. Seine Antwort: «Die Verlässlichkeit am Axen ist für Urner Unternehmer ein sehr grosses Thema. Wir sollten Lösungen haben, damit Durchgangstransporte jederzeit möglich sind.» Röthlisberger versicherte, dass man von Seiten des Astra alles daran setze, Sperrungen am Axen wenn immer möglich zu vermeiden. Oberstes Gebot sei aber, dass keine Personenschäden passieren. Man könne nicht mehr machen, als endlich die neue Axenstrasse zu bauen. «Aber wir vom Astra können hier nicht mit dem Vorschlaghammer unterwegs sein, zumal der Lead bei den Kantonen Uri und Schwyz liegt. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, politische Akzeptanz zu schaffen», so Röthlisberger. Nager zu seinen Wünschen ans Astra: «Wir möchten das, was wir heute haben, behalten. Das ist einerseits das Amt für Nationalstrassen mit seinen 120 Arbeitsplätzen. Zudem sollen die kurzen Wege so bleiben, wie sie jetzt sind. Die Zusammenarbeit mit dem Astra funktioniert sehr gut.» Der Baudirektor wies darauf hin, dass man mit dem Axen-Projekt so weit sei wie noch nie. Momentan sei man im Schriftwechsel mit dem Bundesverwaltungsgericht und daran, eine Stellungnahme zu machen zur Einsprache, die von den Umweltverbänden weitergezogen worden ist.

Zur Sprache kamen auch die Neat und in deren Zusammenhang die Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene. Im Binnenverkehr sind es nicht einmal 20 Prozent. Wie gross ist die Bereitschaft von Seiten der Wirtschaft, noch mehr auf die Schiene zu verlagern? Diese Frage richtete der Moderator an Ruch, der betonte:

«Wenn gute Angebote bestehen,
sind die Unternehmer bereit,
auf der Schiene zu transportieren.
Aber die wichtigsten Kriterien
sind Verlässlichkeit und Flexibilität.»



Röthlisberger unterstrich, dass die Schweiz beim Transport von Grenze zu Grenze mit einem Anteil von 80 Prozent sehr gut dastehe. Im Binnenverkehr sei jedoch die Strasse unschlagbar effizient. Man müsse aber die Entkarbonisierung und alternative Antriebskonzepte vorantreiben. Die Lösung bestehe nicht darin, im Binnenverkehr noch mehr zu verlagern.

Neues Geschäftsleitungsmitglied gewählt

Bruno Arnold trat aus der Geschäftsleitung zurück. Er hatte ihr seit der Gründung des Dachverbandes Wirtschaft Uri angehört. Neu in die Geschäftsleitung als Vertreter des Industrieverbandes wählten die Versammelten Guido Unternährer, der seit 2002 als Leiter Unternehmenskommunikation bei der Dätwyler-Gruppe tätig ist. Der 53-jährige Betriebsökonom wirkt bereits seit April in der Geschäftsleitung mit. Seine stille Wahl wurde quasi an der GV nur noch abgesegnet.

Verbandspräsident René Röthlisberger betonte in seinem Ausblick: «Damit unsere mehr als 2000 KMU mit ihren rund 18'000 Mitarbeitern erfolgreich bestehen und sich weiterentwickeln können, brauchen wir ein zukunftsgerichtetes, gemeinsames Denken. Fakt ist, dass niemand auf Uri wartet. Unser Kanton muss sich besser vermarkten. Hier ist noch mehr Einheitlichkeit mit unseren Subverbänden und Stakeholdern möglich.» Röthlisberger forderte «möglichst wenig neue Belastungen für die Unternehmen». Sein Fazit: «Wir dürfen nicht stehen bleiben. Zudem müssen wir vermehrt den Mut haben, die Komfortzone zu verlassen. Was Uri braucht, sind messbare, gute Rahmenbedingungen und den Willen, neue Wege zu gehen.»

Landammann Urban Camenzind wies in seiner Grussbotschaft darauf hin, dass während des coronabdingten Lockdowns 470 Urner Unternehmen von Kurzarbeit betroffen waren. Inzwischen sei die Zahl deutlich gesunken. Mit Blick in die Zukunft sagte er: «Wir haben im letzten halben Jahr bewiesen, dass wir mit Corona umgehen können. Von Seiten der Regierung werden wir alles daran setzen, nicht nochmals in einen Lockdown zu geraten. Gewisse Lichtblicke sind durchaus vorhanden.»

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