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Schnuppern in Coronazeiten wird schwieriger: Uri setzt auf Flexibilität

Vielerorts bekunden Jugendliche Mühe, Schnupperplätze in Firmen zu finden. Im Kanton Uri finden die Schnupperwochen im Frühjahr statt. Der Kanton hofft auf eine Besserung der Situation, derweil bekräftigen die Firmen, dass sie Jugendlichen Einblick bieten wollen.
Dätwyler bietet weiterhin Schnupperlehren an. Im Bild: Die Abteilung Formenbau im Werk Schattdorf. ( Bild: Christian Tschümperlin (14. September 2020))

Nino Gisler

Der Berufswahlprozess in Zeiten von Corona stellt Schüler, Eltern und Lehrpersonen wie auch Lehrbetriebe vor grosse Herausforderungen. Für Jugendliche der 8. Klasse erreicht die Berufswahl eine wichtige Phase. Im Frühjahr 2021 sind Schnupperwochen geplant. Werden aufgrund der Pandemie überhaupt genügend Plätze angeboten? Bislang habe man keine Kenntnis davon, dass Betriebe auf Schnupperangebote verzichten würden, erklärt Dominic Wetli, Abteilungsleiter Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Uri, auf Anfrage. Schnupperlehren können weiterhin durchgeführt werden, jedoch unter den nötigen Schutzvorkehrungen.

Im vergangenen Frühjahr, als die Schweiz von der ersten Coronawelle erfasst wurde, mussten im Kanton Uri alle Schnuppertage und -wochen abgesagt werden. Die Schülerinnen und Schüler erhielten jedoch mit Einverständnis der Schulen die Möglichkeit, ausserhalb der regulären Wochen zu schnuppern. Diese Vorgehensweise habe sich bewährt, meint Wetli: «Falls es im Frühjahr 2021 zu einem erneuten Lockdown kommen sollte, würden wir die gleiche Vorgehensweise wie heuer befürworten.»

Beratungsgespräche auf normalem Niveau

Auch sei die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) des Kantons Uri nicht mit einer Zunahme von Beratungsgesprächen im Bereich der Berufswahl konfrontiert, bestätigt Welti. «Die Anzahl Beratungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern der 2. Oberstufe befindet sich im Rahmen früherer Jahre.» Das gelte auch für Beratungen zum Bewerbungsprozess und zur Lehrstellensuche der Dritt-Oberstufenschülerinnen.

Die Zentralschweizer Bildungsmesse (Zebi), welche im Berufswahlprozess einen wichtigen Stellenwert einnimmt und vom 5. bis 8. November hätte stattfinden sollen, musste coronabedingt abgesagt werden. Einzelne Lehrpersonen hätten sich daraufhin beim BIZ gemeldet, so Wetli.

«Als Alternative zur Zebi prüfen diese zurzeit andere Angebote für ihre Schülerinnen und Schüler.»

Vergleichbare Veranstaltungen wie «Rent-a-Stift» wären denkbar. Dabei stellen Lernende ihren Lehrberuf in den 1. Oberstufen-Klassen vor und erzählen, wie sie bei der Suche nach ihrem Wunschberuf vorgegangen sind. Ein Augenmerk wird auch darauf gelegt, dass die Berufswahl sich nicht nach dem Geschlecht oder nach den «coolsten Berufen» richten sollte.

Offene Lehrstellen bei der Dätwyler AG

Die aktuelle Coronapandemie beschäftigt auch die Dätwyler-Betriebe in Schattdorf und Altdorf. Schon seit Jahren gilt der Dätwyler-Lehrverbund als einer der grössten Urner Lehrbetriebe, zurzeit befinden sich rund 60 Lernende in Ausbildung. «Wir verfügen über ein umfangreiches Schutzkonzept an allen Standorten, um Schnupperlehren mit den nötigen Schutzvorkehrungen durchzuführen», erklärt Kerstin Wiss, Lehrlingskoordinatorin der Dätwyler Schweiz AG, auf Anfrage. «Wir bieten nach wie vor in allen Berufen, verteilt auf neun Berufsfelder, Schnupperlehren an.» Eine Schnupperlehre dauert für die Kaufleute zwei Tage und in den technischen Berufen drei bis fünf Tage.

Da sich Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen derzeit in den Berufswahlvorbereitungen befinden, erhalte man laufend Anfragen für Schnupperlehren für die offiziellen Schnupperwochen, führt Wiss weiter aus. «Aufgrund der aktuellen Coronasituation wurden einige Informationsveranstaltungen im Vorfeld im Rahmen der Berufswahlvorbereitungen abgesagt, es freut uns jedoch, dass die Schülerinnen und Schüler sich trotzdem für die Schnupperlehren bewerben.» Und sie ergänzt:

«Wir haben noch zahlreiche freie Schnupperplätze, wo sich alle interessierten Jugendlichen auf Lehrstellensuche gerne dafür bewerben können.»

Für den Sommer 2021 sind bei der Dätwyler noch folgende Lehrstellen zu besetzen: Kunststofftechnologe EFZ und Kunststoffverarbeiter EBA, Polymechaniker EFZ, Anlagenführer EFZ und Logistiker EFZ.

Anpassungen bei Elektroinstallateur-Schnupperlehre

Mit aktuell 75 Lernenden in zwölf verschiedenen Berufen sind das Elektrizitätswerk Altdorf (EWA) und die Tochtergesellschaft ComDataNet der grösste Urner Lehrbetrieb. Auch die EWA-Gruppe hält an Schnupperlehren fest. «Wir bieten nach wie vor Schnupperlehren an, jedoch unter Einhaltung der nötigen Schutzmassnahmen», sagt Personalleiter Daniel Schibli. Dem Unternehmen sei es ein grosses Anliegen, dass die Jugendlichen weiterhin ideale Voraussetzungen für die richtige Berufswahl vorfinden. Denn die Schnupperlehre sei für die Jugendlichen ein wichtiges Instrument bei der Berufswahl «und auch für uns ein wichtiges Selektionskriterium».

Schibli ergänzt: «Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden und Schnupperlernenden hat für uns oberste Priorität. Wir halten uns strikte an die kantonalen und nationalen Vorgaben.» Masken und Desinfektionsmittel werden grosszügig zur Verfügung gestellt. Ausserdem wurden diverse Arbeitsplätze mit Plexiglasabtrennungen ausgestattet. Auch inhaltlich wurden punktuelle Änderungen im Sinne des Gesundheitsschutzes vollzogen. Schibli: «Beispielsweise findet aktuell bei der Schnupperlehre von Elektroinstallateurinnen und Elektroinstallateuren kein Turnus durch verschiedene Organisationseinheiten mehr statt. Diese Informationen werden den Schnupperlernenden zurzeit theoretisch vermittelt.»

Im Zeitraum November und Dezember sind die Nachfragen nach Schnupperlehren allgemein eher im überschaubaren Bereich, sagt Daniel Schibli. «Jeweils Anfang Jahr nehmen die Schnupperlehranfragen zu, damit diese zwischen Februar und Ende Juni, vereinzelt auch während der Sommerferien, umgesetzt werden können.» Mit Ausnahme der Lehrstellen Fachfrau und Fachmann Betriebsunterhalt EFZ und Automatikmonteurin und Automatikmonteur EFZ konnten alle Lehrstellen innerhalb der EWA-Gruppe besetzt werden. Schibli: «Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zeigen aber, dass diese beiden Stellen oftmals erst im Frühjahr des Folgejahres besetzt werden können.»

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