notifications
Uri

Andermatt eröffnet neue Konzerthalle

Die Berliner Philharmoniker bewiesen am Eröffnungskonzert am Sonntagabend, dass die Andermatt Konzerthalle für musikalische Erlebnisse von Weltformat geeignet ist. Mit dem Eröffnungskonzert gestern Abend kam nun ein wichtiges Puzzleteil für das Resort dazu.

Der weisse Saal des KKL hat seit gestern einen kleinen Bruder in Andermatt. Keine Geringeren als rund 50 Musiker der Berliner Philharmoniker eröffneten gestern mit einem beherzten Konzert die Andermatt Konzerthalle. Das Publikum wurde mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Dimitri Schostakowitsch beeindruckt. Ein Konzerterlebnis, wie man es in Uri wohl nur selten zu Ohren bekommen kann. Dies zog auch viele prominente Gäste an. Neben dem Urner Gesamtregierungsrat entdeckte man im Publikum einige bekannte Gesichter aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Dies unterstrich die Wichtigkeit des Moments für das Tourismusresort in Andermatt.

Mit dem neuen Saal soll noch mehr Schwung ins Tourismusresort kommen. «Es ist eine zusätzliche Möglichkeit, die uns in der Nebensaison Leute nach Andermatt bringt», erklärt Investor Samih Sawiris. Im Oktober und November kann weder Golf gespielt noch Ski gefahren werden. «Wir müssen den Gästen einen Ersatz bieten.» Nur so könne man verhindern, dass Andermatt ausserhalb der Hochsaison zur Geisterstadt verkomme. «Das war von Anfang an das Ziel, und wir sind auf gutem Weg dazu», sagt Sawiris.

Ein lichtdurchfluteter Raum mit viel Wärme

Am Charme der neuen Halle dürfte es nicht scheitern. Der Saal ist lichtdurchflutet, das helle Holz der Sessel und Wände vermittelt Wärme. Vor allem aber die Fensterfronten, die den Blick in die Bergwelt freigeben, assoziieren eine Weite und scheinen den Saal grösser wirken zu lassen, als er ist. Bei grösseren Orchestern haben 450 Personen im Zuschauerraum Platz, bei kleineren sind es bis zu 700 Personen.

Eigentlich hätte die Halle schon früher eröffnet werden sollen, und zwar gleichzeitig mit dem Start des Hotels Radisson Blu Ende 2018. Neue Pläne führten zu Verzögerungen. «Man hat zu Beginn nicht wirklich geglaubt, dass ich es mit der Halle ernst meine», erklärt Sawiris. «Und als das dann alle begriffen hatten, merkten wir, dass wir das Projekt grösser angehen müssen.» Der Ausbau war eine Voraussetzung dafür, dass Orchester wie die Berliner Philharmoniker überhaupt erst für ein Engagement gewonnen werden können.

Mit der Herausforderung beauftragt wurden die international renommierten Studio Seilern Architects aus London. Denn das ursprüngliche Gebäude befand sich bereits im Rohbau. Dieses war hauptsächlich für Kongresse und Veranstaltungen konzipiert, wurde aber den akustischen Anforderungen für Konzerte nicht gerecht. Die Lösung: Die Decke des Saals anheben, sodass diese wie ein Eisberg aus dem Boden ragt. Damit wurde das Volumen von ursprünglich 2000 auf 3500 Kubikmeter vergrössert, was nicht nur eine mächtigere Akustik, sondern auch mehr Platz für Zuschauer bedeutete. Als positiven Nebeneffekt wird der Saal nun auch über die Seitenfenster mit Tageslicht durchflutet. Diese können, wenn es die Veranstaltung verlangt, aber auch mit Vorhängen komplett abgedunkelt werden.

Kultur soll belebt werden

Mit den Konzerten in Andermatt will Sawiris nicht nur das Leben auf 1447 Metern über Meer kulturell bereichern, sondern auch einen «gewichtigen Beitrag zur Musik in Europa» leisten. Die künstlerische Leitung wurde drei britischen Produzenten in die Hände gelegt: Maximilian Fane, Roger Granville und Frankie Parham. «Dieser Saal ist einzigartig», schwärmt Fane. «Ich liebe diese unglaubliche Intimität fürs Publikum wie auch für die Orchestermusiker.» Auf diese Weise habe man die Berliner Philharmoniker wohl noch nie erleben können. Der Raum biete aber auch viel Flexibilität, man sei deshalb kaum eingeschränkt. «Natürlich wird sich der Raum weniger für die riesigen Werke der Romantik eignen, aber klassische Sinfonien können hier genau so gezeigt werden wie etwa ein Klavier-Solokonzert.» Auch experimentelle Musik habe Platz. Bereits gesichert ist ein Auftritt des argentinisch-israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim im Januar 2020.

Eigener Weg wird angestrebt

Auch die Direktion des Hotels Radisson ist stolz: «Wir sind die einzige Destination im Alpenraum, die über solch einen Saal verfügt», sagt General Manager Andreas Meier. Dabei rechnet Meier nicht einmal damit, dass ein Grossteil der Konzertbesucher in seinem Haus übernachten wird. «Aber die Konzerte locken Personen nach Andermatt, die sonst vielleicht gar nicht gekommen wären. Ganz zu schweigen von der Publizität, die wir erhalten», betont er. Will man also dem grossen Bruder KKL die Klassikliebhaber abspenstig machen? «Wir tun gut daran, unseren eigenen Weg zu gehen», so Meier.

Kommentare (0)