notifications
Uri

Das hat James Bond am Furkapass hinterlassen

In einem neuen Buch werden unveröffentlichte Bilder vom Bond-Dreh 1964 «Goldfinger» gezeigt. Einen Vorgeschmack gab es an Originaldrehorten im Urnerland.
Die Macher des Bildbands «The Goldfinger Files» luden zur Besichtigung der Originaldrehorte am Furkapass ein. (Bilder: Florian Arnold (6. Juli 2020))
Bond-Fan Christoph Blaser ist fasziniert vom Aston Martin DB5.
Die beiden Buchautoren Peter Wälty (links) und Steffen Appel.
(Bild: PD / Peter Wälty)
Die Macher des Bildbands «The Goldfinger Files»: (von links) Peter Wälty, Josef Ritler und Steffen Appel.
Das Spezial-Gadget am Rad des Aston Martin durfte nicht fehlen.
Die Macher des Bildbands «The Goldfinger Files» luden zur Besichtigung der Originaldrehorte am Furkapass ein. Hier die Tankstelle in Andermatt

Florian Arnold

Florian Arnold

Florian Arnold

Florian Arnold

Florian Arnold

Florian Arnold

Florian Arnold

Ein Video von Tele 1 finden Sie am Ende des Artikels.

Wer einen Aston Martin über einen Alpenpass spazieren fährt, ist sich gewohnt, die Blicke auf sich zu ziehen. Erst recht, wenn es sich um jenes Modell handelt, das Sean Connery als James Bond 1964 über die Furka lenkte: den silbergrauen Aston Martin DB5. Am vergangenen Wochenende verursachte die Neugierde der Passanten beinahe einen Verkehrskollaps auf dem ohnehin schon vollgestopften Pass.

Unvergessen sind die Szenen aus «Goldfinger», sie faszinieren bis heute. «James Bond ist ein Teil meines Lebens», sagt der Zürcher Christoph Blaser. «Als ich geboren wurde, kam bereits der vierte Bond-Film heraus. Als Kind und Teenager habe ich immer dem Moment entgegengefiebert, bis wieder ein Neuer ins Kino kam.» Der Bond-Fan wollte es sich deshalb nicht nehmen lassen, den Aston Martin DB5 an den Originaldrehorten am Furkapass und in Andermatt mit eigenen Augen zu sehen. Auf dem Abstellplatz oberhalb des Hotels Belvedère bietet sich dazu die erste Gelegenheit. Der dröhnende Motor erschüttert die Magengrube, in der Luft liegt der unverkennbare Duft des Benziners.

Hinter dem Steuer des schnittigen Oldtimers sitzt Steffen Appel. «Ich bin auf eigener Achse in Begleitung meiner Frau von Frankfurt hierher gefahren», erzählt der deutsche Unternehmer. Gekauft hat er das Auto, das zwar nicht für die Dreharbeiten verwendet wurde, aber gleich wie das Original aussieht, 2013 in England. «Erst aus dritter Hand», verrät Appel. Beim Schmuckstück mit Baujahr 1965 wurde nur die Lackierung erneuert, ansonsten befindet es sich im Ursprungszustand. «Das Auto hat mir die Türen zur James-Bond-Welt geöffnet», sagt Appel. Als Regisseur Guy Hamilton in Mallorca für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, stellte Appel sein Fahrzeug zur Verfügung, das für diesen Anlass auf die spanische Insel verschifft wurde. Und zur Premiere von «Spectre» (2015) wurde der Aston Martin zum offiziellen Promotion-Auto in London. Dies ist auch der Grund, weshalb Daniel Craigs Unterschrift auf dem Deckel des Handschuhfachs leuchtet.

Vom neuen Material überrascht

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, als Steffen Appel und seine Frau Ines mit dem Schweizer Buchautor Peter Wälty zusammentrafen. Gemeinsam schauten sie sich bisher unveröffentlichtes Bildmaterial von den Dreharbeiten 1964 an.

«Ich dachte eigentlich, dass ich in Sachen Bildmaterial ziemlich gut aufdatiert bin», erzählt Wälty. Doch das neue Material war für ihn eine Überraschung. Ines Appel war es schliesslich, die den Anstoss gab: «Macht doch ein Buch...» Und genau das haben Peter Wälty und Steffen Appel nun getan – so kommt es daher:

In der kommenden Woche wird der Bildband «The Goldfinger Files» erscheinen. Dieser ist tagebuchartig gestaltet, enthält mehr als 300 Bilder, viele davon unveröffentlicht und aus privaten Sammlungen. Es gibt Einblicke in das Originaldrehbuch und die Drehpläne, und eingeflossen sind zudem 12 Stunden Interviews mit Beteiligten. Es ist in englischer Sprache verfasst. Die offizielle Vernissage wird anfangs September gefeiert. Die Fahrt auf den Furkapass am vergangenen Wochenende sollte die Vorfreude wecken. So auch bei den Mitgliedern der offiziellen James-Bond-Fanclubs aus Deutschland und der Schweiz. «Wir sind lauter Nerds auf einem Haufen», erklärt der 35-jährige Mark Fandrich aus Stuttgart. «Der eine interessiert sich für die Uhren, der andere kennt sich mit den Zigarren aus oder den vielen Gadgets, die James Bond verwendet hat. Andere wiederum können von jedem Film die Synchronsprecher aufzählen», erzählt das Klubmitglied. «Es sind Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen, die aber über dasselbe diskutieren.» Auch zu Andermatt habe er eine persönliche Beziehung. «Ich fuhr früher mit meinen Eltern immer in die Berge in die Ferien. Hier wieder die Wiesen voller Blumen, die Original-Bond-Locations und das wundervolle Auto zu sehen, ist einfach ein tolles Erlebnis.»

Die Filmemacher haben geschummelt

Der Ausflug bietet Gelegenheit, die Filmausschnitte von damals mit der heutigen Realität zu vergleichen. Es war eine Zeit, als es noch als Wunder galt, wenn ein Auto mit einem Navigationsgerät ausgestattet war. Ob es an der Technik oder doch eher an der Fantasie der Filmemacher lag, dass der Navigationspunkt auf dem Bildschirm unmittelbar neben Genf aufblinkt, obwohl sich das Auto auf der Furkapasshöhe befindet? Der Ortskundige erkennt: Bond macht auf der Urner Seite des Passes Halt, kauft Alpenrosen, während eine junge Frau ihr Zielfernrohr auf den Agenten richtet. Der Schuss geht daneben, die Spannung steigt.

Einer, der exakt an jener Stelle neben Sean Connery stand und den Filmstar fotografierte, ist Reporterlegende Josef Ritler. Er war 40 Jahre lang für den «Blick» tätig. «Wenn ich heute diese Strasse hochfahre, kommen die Erinnerungen wieder hoch, als wenn es gestern gewesen wäre», erzählt er. Allerdings sei der Start zur Berichterstattung etwas harzig verlaufen. «Man hat uns am ersten Tag hierher bestellt, und wir haben auf Action gehofft.» Doch der Hauptdarsteller sei nicht in Form gewesen. «Wir haben demonstrativ die Filme aus den Kameras gezogen und bei der Heimkehr in den Zugersee geworfen», erzählt Ritler mit einem Schmunzeln. Am zweiten Tag sei Sean Connery schliesslich aufgetaut und habe seine echten Gentleman-Qualitäten bewiesen. «Er war ein sehr umgänglicher Mensch.» So habe er für den Reporter verschiedene Szenen nachgespielt, einige sind im Film gar nicht zu sehen – im neuen Buch hingegen schon.

Schon als Kind dem Nervenkitzel ausgesetzt

Nach einem Fotoshooting mit Ritler und den beiden Buchautoren nimmt der Aston Martin den Weg nach Andermatt. Auf der langen Geraden zwischen Realp und Zumdorf wurde der legendäre Stunt mit der ausgefahrenen Messervorrichtung gedreht, mit der Bond den Reifen seines Kontrahenten aufschlitzt. Fürs Foto haben die beiden Buchautoren eine Attrappe der Vorrichtung mitgebracht.

Seine Faszination für Bond habe schon in der Kindheit begonnen, verrät Peter Wälty. Neben einem Spielzeug-Aston-Martin, mit dem er Stunden gespielt habe, erinnert er sich an Ferien bei seinem Onkel am Meer. Anschliessend ans Ferienhaus war ein Open-Air-Kino installiert. «Natürlich hätte ich schon schlafen sollen. Aber ich habe mich nachts auf die Terrasse geschlichen und so meine ersten James Bond Filme gesehen.»

Peter Wältys Buch «James Bond und die Schweiz» erschien im Jahr 2008, als der Schweizer Mark Forster bei «Quantum of Solace» Regie führte. Und dieses Jahr sollte das Buch zeitgleich mit dem neuen Streifen «No Time To Die» erscheinen; Corona machte dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung.

An der Tankstelle gibt es heute nur noch kühle Getränke

Als letzter Halt auf der Tour darf ein Standort nicht fehlen: Die Tankstelle in Andermatt. Zwar kann hier neben dem Hotel Aurora nicht mehr getankt werden, die Original-Requisiten lassen aber Schnappschüsse fürs James-Bond-Album zu.

Für die Buchautoren ist der Moment gekommen, sich ein kühles Bier zu gönnen: Weder geschüttelt, noch gerührt.

Das Buch ist hier erhältlich.

Der Beitrag zum Thema von Tele 1:

Kommentare (0)