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Obwalden

Urban Pergola: Im Kleinen etwas bewirken, damit sich das Grosse ändert

Eigentlich wollte Simon Schwab in seiner Abschlussarbeit am BWZ Sarnen etwas Praktisches machen. Doch er lernte rasch, dass auch etwas Kleines wie eine grüne Pergola viel Papierkram nach sich zieht.

Die Stossrichtung ist klar. «Korallensterben und das Klima», «Nachhaltiges Reisen», «Solarstrom». Blättert man durch die Themenliste der Abschlussarbeiten der Berufsmaturanden am Berufs- und Weiterbildungszentrum in Sarnen (BWZ), fällt es sofort auf: Den Studentinnen und Studenten ist die aktuelle Klimadebatte nicht egal. Ein Blick in die Arbeiten zeigt aber auch, dass die theoretischen Aspekte dominieren. Interviews zum Korallenschutz, Umfragen zum Reiseverhalten oder Berechnungen für Solardächer über Parkplätzen.

Simon Schwab baute eine Pergola im Garten seines Elternhauses. Im Herbst wird sie begrünt.
Bild: Bild: Roman Kühne (Wilen, 15. 6. 2023)

Dies genügte dem Studenten Simon Schwab, Absolvent der Richtung Technik, Architektur und Life Sciences, nicht. «Ich wollte nicht nur darüber reden, sondern etwas Konkretes machen», erklärt er seine Motivation. «Ganz allgemein arbeite ich gerne mit den Händen. Viel lieber, als dass ich Umfragen entwerfe oder am Computer Statistiken erarbeite». Dies ist nicht erstaunlich. Simon Schwab hat seine Lehre als Landschaftsgärtner bei der Portmann Garten AG in Kägiswil absolviert. Dort lernte er das Handwerk. Sein Berufsschullehrer Ulrich Lauber in Sursee weckte das Interesse an der Umwelt. Ein Verständnis, das Simon Schwab an der BWZ Sarnen in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern weiter vertiefte. «Ich begann die Konsequenzen unseres Handelns besser zu verstehen», erinnert er sich. «Gerade in meinem Gebiet können wir einiges bewirken.»

Begrünte Pergola im eigenen Garten

Sein Matura-Projekt: beim Sitzplatz seines Elternhauses eine begrünte Pergola bauen. Eine Fläche, die vor allem aus Stein besteht, sollte ein belebtes Dach erhalten. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Zusätzlich zum kühlenden Sonnenschutz wird auch die Luft gesäubert. Was nach einem Tropfen auf den heissen Klimastein tönt, hat – auf einer grösseren Skala – tatsächlich Erfolg. In mehreren deutschen Städten werden vorbegrünte Pflanzennetze eingesetzt. Aufgespannt zwischen Häuserwänden und über Strassen dienen diese «Urban Pergolas» der Kühlung und Luftreinigung. Auch in Gartenratgebern wird regelmässig darauf hingewiesen, dass eine bepflanzte Pergola viel zu einem angenehmeren Mikroklima beiträgt. Simon Schwab sieht dies ähnlich: «Wir müssen bei uns, im Kleinen beginnen. Wenn jeder nur 0,5 Prozent CO 2 sparen würde, gäbe dies bereits einen ziemlichen Effekt.»

Zuerst doch an den Computer

Was der Student deutlich unterschätzte, war der bürokratische Aufwand. Da die Pergola zu den «nicht mobilen Bauten» zählt, musste ein ordentliches Bewilligungsverfahren durchgeführt werden. Ganze acht Seiten, zusätzlich zu den Bauplänen. «Am Anfang dachte ich, es reicht schon, wenn ich einfach einen Situationsplan einreiche», erinnert sich Simon Schwab. «Leider gibt es noch ein zusätzliches Merkblatt, dass ich übersah. Ich musste weitere drei Pläne mit Grundriss und Querschnitten nachliefern» Die erste Baueingabe wurde auch zurückgewiesen, weil sie die falsche Farbe hatte. Neue Objekte müssen mit Rot, bestehende mit Schwarz eingezeichnet werden. Für den Studenten ein lehrreicher Prozess, in dem er «all das Gelernte aus Mathematik und Physik mal praktisch anwenden konnte.»

Bepflanzung besser im Herbst

Einsprachen gab es keine und der Bau der Pergola – Aushub, Aufstellen der Granitsäulen, Hauptträger aus Kastanienholz - war für den Studenten dann fast «ein Spaziergang». Trotz grossen Gewichten, steilem Zugang, Kurven und schmalem Weg. Auch mit Hilfe des Vaters, den er teils etwas in seiner Begeisterung bremsen musste, da es ja «nicht seine Maturaarbeit ist». Auf das Resultat ist er stolz: «Es war cool, im Rahmen der Abschlussarbeit mal ein Projekt von A bis Z durchzuziehen. Ich konnte hier etwas machen, an dem ich wohl auch in Jahren noch Freude haben werde.» Das Wichtigste, die Begrünung mit Weinreben, kommt allerdings erst im Herbst. Im Oktober ist der Moment ideal. So haben die Pflanzen genügend Zeit, bis zum nächsten Austrieb im Frühling Wurzeln zu bilden.

Anfang Juli schliesst Simon Schwab die Berufsmatura ab. Wird er sich weiterhin Umweltthemen widmen? «Zunächst geht es in ganz eine andere Richtung», lacht der 20-Jährige. «Ich gehe im nächsten Jahr in den Zivildienst. Nicht ins Militär. Denn ich spiele Unihockey bei ‹Ad Astra› und muss fünf bis sechs Mal pro Woche ins Training.» Den Zivildienst absolviert er an der Primarschule in Sarnen. «Und wenn es mir gefällt, besuche ich nachher die Pädagogische Hochschule in Luzern». Eine Berufsrichtung, in welcher er sicher sein Interesse an ökologischen Themen weitergeben kann.

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