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Luzern

Uni Luzern: Sie blickt der Zukunft ins Gesicht

Ramona Keist erhielt am Freitag von der Uni Luzern ihr Diplom. Ihre hervorragende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Persönlichkeitsrecht und Gesichtserkennung.
Sie hat mit der Höchstnote abgeschlossen: Ramona Keist. (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 23. August 2019)

Natalie Ehrenzweig

In China ist es bereits Realität: Zig Kameras identifizieren Bürger per Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. «Natürlich, die Gesichtserkennung hat viele Vorteile. Aber sie bedroht auch unsere Privatsphäre und kann zu einem Überwachungsstaat frei nach Orwell führen», gibt Ramona Keist zu bedenken. Die 24-Jährige erhielt am Freitag ihr Diplom der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Luzern (siehe unten). Zum Thema Persönlichkeitsrecht und Gesichtserkennung hat sie ihre Masterarbeit geschrieben – und mit der Höchstnote abgeschlossen.

Die Küssnachterin hat sich aus verschiedenen Gründen für die Universität Luzern entschieden: «Mir gefiel, dass die Uni klein und persönlich ist und ein sehr gutes Betreuungsverhältnis aufweist. Ausserdem war Luzern nahe und lag immer hoch oben in den Rankings betreffend Jobsicherheit.» Obwohl Ramona Keist auf diese gar nicht angewiesen war, denn schon seit Beginn des Studiums arbeitete sie als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. «So hatte ich schon früh Einblick in den Alltag und die Arbeitsweise eines Anwalts und wusste: Das möchte ich auch machen», sagt sie.

Menschen helfen, die überfordert sind

Die Rechtswissenschaften sprachen sie an, weil sie die Struktur, Logik und Dogmatik des Fachs mag. Keiste sagt:

«Ausserdem ist es sehr lebensnah. Man öffnet die Zeitung und schon ist man mit vielen rechtlichen Themen konfrontiert.»

Keist fügt an: «Und ich kann damit Menschen helfen, die mit rechtlichen Fragen überfordert sind.»

Eben ist sie nach Zürich umgezogen und absolviert dort derzeit ein Anwaltspraktikum in einer Kanzlei, in der sie mit allen möglichen Rechtsgebieten in Kontakt kommt. «Das Thema meiner Masterarbeit kann ich jetzt noch nicht direkt umsetzen. Aber es hat sicher mein Interesse für dieses Rechtsgebiet geweckt. Ich könnte mir nach der Anwaltsprüfung schon vorstellen, das Thema in einer Doktorarbeit zu vertiefen. Auch würde ich gerne noch ein internationales Nachdiplomstudium absolvieren. Doch nun lass ich mich erst mal treiben», meint sie mit einem Lachen.

Spurensuche im Zivilgesetzbuch

Für ihre Masterarbeit untersuchte Ramona Keist die Gesichtserkennung aus persönlichkeitsrechtlicher Perspektive. Ziel war es aufzuzeigen, inwiefern das Schweizerische Zivilgesetzbuch auch 100 Jahre nach seiner Entstehung noch Antworten auf solche aktuellen Entwicklungen bietet. «Ich war überrascht, wie wenig sich die Rechtsliteratur bislang mit der Gesichtserkennung auseinandergesetzt hat. Die technologische Entwicklung geht manchmal so schnell, dass der Gesetzgeber gar nicht nachkommt.» Keist ist jedoch zuversichtlich: «Die Schweiz hat zwar in Sachen Datenschutz Nachholbedarf, aber es tut sich grad viel, auch im Zusammenhang mit der europäischen Datenschutzverordnung.» Doch es beunruhigt Ramona Keist, wie viele Leute ganz bedenkenlos viele Daten über sich preisgeben: «Ich glaube, das hat mit Bequemlichkeit zu tun. Und damit, dass die Menschen nicht direkt mit einer negativen Konsequenz davon konfrontiert sind.»

Während ihres Studiums hat die 24-Jährige auch zweimal ein Austauschsemester absolviert – eines in Lausanne, das andere in New York. «New York ist eine faszinierende Stadt, die ständig im Fluss ist. Auch das amerikanische Rechtssystem hat meinen Horizont erweitert, aber ich fühle mich in unserem System mehr daheim», betont Ramona Keist.

So daheim, dass sie mit der Höchstnote summa cum laude abgeschlossen hat. «Man muss viel Freude daran haben, was man macht. Und manchmal brauche es auch die Extrameile, wenn man etwas erreichen will. Es habe sich nicht als Verzicht angefühlt, wenn abends noch Literatur gelesen werden musste. Dennoch: «Ich freue mich, dieses Jahr Weihnachten ohne Prüfungen feiern zu können!»

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