notifications
Luzern

Ungewöhnliches Hobby: Zu Besuch in der grossen kleinen Welt der Modelllandschaften

Was ein kleines Grüppchen Luzerner in einem Bunker in Emmenbrücke erschaffen haben, ist im besten Sinne verrückt. Einblick in eine blinkende Miniaturwelt, wo der Teufel wortwörtlich im Detail steckt.

Ismail Osman

«Jesses Gott! Was ist denn das!?» So laute die häufigste Reaktion, die Besucher äussern, wenn sie diesen Raum betreten. Dieser Raum, das ist der Bunkerstore in Emmenbrücke. Grundsätzlich ist der Name Programm: In einem Luftschutzbunker befindet sich ein Laden, spezialisiert auf alles rund um die Modelleisenbahn. Und doch ist das eigentlich nebensächlich. Denn wenn man den Bunkerstore betritt, sieht man vor allem eines: eine kolossale Modelllandschaft.

Die Miniaturwelt im Video:

Auf rund 70 Quadratmeter haben sich Max Estermann und ein paar Kollegen ein blinkendes, rotierendes, chaotisches und unglaublich detailverliebtes Parallelweltchen geschaffen. Vier Jahre Arbeit stecken in dieser Landschaft. Da ist etwa die Festung. Sie erinnert etwas an die Burgen von Bellinzona und wurde aus rund 20 000 eigens gegossenen und bemalten Gipssteinchen geschaffen. An der Flanke zieht sich ein Bergmassiv entlang, in dem 50 Kilo Gips verarbeitet und gegen 2000 Bäume einzeln eingebaut wurden. Hier drüben ist auch noch die Baustelle, wo Miniaturarbeiter von Anliker und Lötscher Armierungseisen einlegen, während die Polizei den Verkehr regelt. Und über die Eisenbahn haben wir jetzt noch gar kein Wort verloren.

Eigene Starkstromleitung musste gelegt werden

Hat man die erste Reizüberflutungswelle überstanden, stellt man sich unweigerlich Fragen. Etwa, wie das ganze Konstrukt bestehen kann, ohne das einem der Sicherungskasten im Minutentakt um die Ohren fliegt? Immerhin wurden hier kilometerweise Kabel und nicht weniger als 40 Trafos verbaut. «Dafür mussten wir eigens eine Starkstromleitung installieren», so die Antwort der Bauherren. Und was kostet eine Anlage dieser Dimension? Bis heute gegen 200 000 Franken – und es bestehen noch unverbaute «Landreserven».

Zu tief ins Grübeln über Sinn oder Unsinn einer solchen Anlage kommt man aber nicht. Zu schön sind all die kleinen Details, welche diese Anlage – nebst allen technischen Meisterleistungen – zu bieten hat. Das Auge wandert etwa der Strasse entlang, wo die Verkehrsschilder Spezialanfertigungen sind und die winzigen «Dolendeckel» aus Neusilber gefertigt wurden. Man bestaunt die dramatische Rettungsaktion auf einer Bergklippe, beobachtet die Gefängnisinsassen beim Hofgang, schielt zum unzüchtigen Pärchen am Rande des Open-Air-Festivals. Oder man verweilt beim Friedhof. Dort wo der Teufel – als kleines Detail – bereits bei einer Beisetzung seine Aufwartung macht.

Der Bunkerstore ist das nächste Mal am 16. Februar geöffnet. Mehr Infos: www.bunkerstore.ch

Kommentare (0)