notifications
Obwalden

Trotz Lockdown: Schaden bei Titlisbahnen hält sich in Grenzen

Zwar resultiert ein ungewohnter Verlust von 3 Millionen Franken, schon in einem Jahr soll es aber wieder Richtung Normalbetrieb gehen.
Touristen an der Talstation der Titlis-Bergbahnen in Engelberg.   (Bild: Urs Flüeler / Keystone (6. Juni 2018))

Philipp Unterschütz

«Das Ergebnis entspricht natürlich nicht unseren Erwartungen und Ansprüchen», sagt Norbert Patt, CEO der Titlis Bergbahnen, Hotels & Gastronomie AG. «Unter den gegebenen Umständen dürfen wir aber zufrieden sein.» Tatsächlich muss das Unternehmen wegen Corona bedeutende Umsatzeinbussen verzeichnen und schreibt im ersten Geschäftshalbjahr einen Verlust von 3 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr konnte man diese Periode mit einem Gewinn von 2,6 Millionen abschliessen. Der operative Gewinn auf Stufe Ebitda ging um 34 Prozent auf 6,6 Millionen Franken zurück (Vorjahr 10,1 Millionen).

Wie die Bahnen in ihrem Halbjahresbericht aufzeigen, hatte das Geschäftsjahr viel versprechend begonnen. Von November 2019 bis Mitte März 2020 besuchten 454687 Gäste den Titlis. Trotz des Einbruchs der internationalen Märkte ab Januar ist das ein Plus von knapp 1 Prozent im Vergleich mit dem sehr guten Vorjahr. Weil die Saison wegen des Lockdowns am 14. März frühzeitig abgeschlossen werden musste, fehlten dann Ende April gegenüber dem Vorjahr aber 173731 Ersteintritte, was insgesamt einem Rückgang von rund 28 Prozent entspricht. Entsprechend ging auch der Betriebsertrag um 23 Prozent auf 27,6 Millionen Franken zurück. «Ohne den Lockdown hätte es ein Rekordergebnis gegeben. Wäre das Geschäft so weiter gelaufen, wie es bis im März der Fall war, wären wir weit über dem Vorjahresumsatz von 36 Millionen gelegen», ist Norbert Patt überzeugt.

Es soll keine Kündigungen geben

Um die Auswirkung auf die Betriebskosten möglichst tief zu halten, wurde der Betrieb unmittelbar nach dem Lockdown heruntergefahren und mit den Arbeiten zum Ende der Wintersaison begonnen. Gleichzeitig wurde für das Personal Kurzarbeit beantragt. «Im April gab es beispielsweise im Bereich Gastro 85 Prozent Kurzarbeit und bei den Bahnen etwa 65 Prozent», präzisiert Norbert Patt. Entlassungen konnten bisher vermieden werden – und dabei solle es wenn möglich bleiben. «Wir haben saisonbedingt stark wechselnde Personalbestände, was uns eine gewisse Flexibilität gibt. Zudem gehen wir davon aus, dass wir im kommenden Winter wieder den üblichen Bedarf an Mitarbeitern haben.»

Kosten fielen zudem an für die sicherheitsrelevanten Unterhaltsarbeiten sowie Revisionen der Bahnanlagen. Die Vorverschiebung dieser Revisionsarbeiten ermöglicht es den Titlisbahnen, bis in den kommenden Winter durchgehend zu fahren. Alle diese Massnahmen senkten die Betriebskosten um 19 Prozent.

Investiert wurden gut 10 Millionen Franken. Neben 2 Millionen in die Sesselbahn Engstlen, 1,6 Millionen für Pistenfahrzeuge und 1,8 Millionen ins Projekt Titlis 3020 sind als grösster Brocken knapp 3 Millionen Franken in die Sanierung des Hotels Terrace geflossen. «Wir haben von Oktober bis Dezember 86 Zimmer komplett renoviert. Von den Kosten von 4,5 Millionen Franken, fallen 2,9 in dieses Halbjahr», so der CEO.

Auf das Gipfelprojekt Titlis 3020 wird der Geschäftsverlauf laut Norbert Patt keinen Einfluss haben. Man sei mitten in der anspruchsvollen Bewilligungsphase. Mit den vier Umweltschutzorganisationen, die Einsprache erhoben haben, hätten bereits erste Verhandlungen stattgefunden. «In den positiven Gesprächen ist es um die Themenbereiche Verkehr, Betriebs- und Beleuchtungskonzepte und um ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen gegangen.»

Das Unternehmen ist nicht gefährdet

Die Aussichten für den Sommer 2020 bleiben getrübt. Weil die Bahnen erst am 6. Juni wieder eröffnen durften, fehlen zwei umsatzstarke Monate. Zudem besuchen im Sommer laut Patt rund 80 Prozent internationale Gäste, Individualreisende und Reisegruppen den Titlis. Diese werden dieses Jahr grösstenteils ausbleiben. Zwar hat das Unternehmen insbesondere auf Trübsee viel für einheimische Familien, Wanderer oder Biker investiert, aber: «Auch wenn wir den Anteil der Schweizer Gäste von 20 Prozent steigern können, den Ausfall der internationalen Gäste können sie nicht kompensieren.» Bei einheimischen Gästen kommt zudem das Wetterrisiko dazu. Bei schlechter Witterung kommen sie nicht. Norbert Patt rechnet damit, dass die Ertragseinbussen bis 80 Prozent betragen könnten.

Für die kommende Wintersaison hellt sich die Erwartungslage leicht auf. Man gehe davon aus, dass sich die Coronasituation beruhigen und es keine zweite Welle im Winter 2020/21 geben werde, heisst es im Halbjahresbericht. Im Gegensatz zum Sommer beträgt der Anteil von internationalen Gästen rund 20 Prozent, die Einbusse bei deren Ausbleiben ist also massiv geringer als im Sommer. «Wir rechnen mit einem Winterhalbjahr, das etwa auf dem Niveau dieses vergangenen Halbjahres liegt», erklärt Norbert Patt. Erst 2021/22 könnte es sein, dass man annähernd die Zahlen vor der Coronapandemie erreiche.

Auch wenn die Situation schwierig bleibe, sei das Unternehmen nicht gefährdet. «Wir sind sehr gut aufgestellt und haben uns in der Vergangenheit finanziell eine gute Basis geschaffen», beruhigt Norbert Patt.

Hinweis: Halbjahresbericht unter: www.titlis.ch

Die Geschichte der Titlis-Bergbahnen

Kommentare (0)