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Luzern

Transparenter und direkter – Surseer will den Schweizer Spendenmarkt verändern

Benedikt Mathis will Spenden transparenter machen – und direkter. Im letzten Jahr hat der von ihm gegründete Verein 14 Projekte finanziert.
Kinder bei einem Besuch der kostenlosen Kindertagestätte der Organisation NYO in Ruanda. (Bild: Benedikt Mathis (März 2019))
Benedikt Mathis. (Bild: PD)

Federico Gagliano

Federico Gagliano

Weihnachtszeit ist Spendenzeit – dies gilt vor allem in der Schweiz, die jedes Jahr sehr spendenfreudig ist. Gemäss dem Spendenrapport des Schweizer Verbands für Fundraiser und der Stiftung Zewo vom letzten Jahr haben 2018 rund 84 Prozent aller Schweizer Haushalte nach eigener Aussage gespendet – im Schnitt pro Haushalt 300 Franken.

Trotzdem beschäftigen sich viele mit der Frage: Wie viel Geld meiner Spende kommt wirklich dort an, wo sie gebraucht wird?

Zwei Arten von NGO

Diese Frage beschäftigte auch Benedikt Mathis aus Sursee. Mit der Plattform Spendedirekt.ch, die er vergangenes Jahr lanciert hat, will er die Spenden direkt an Organisationen vermitteln, die lokal verankert sind – und nicht erst dorthin reisen müssen. Mathis, ursprünglich gelernter Maschinenbauingenieur, wechselte vor einigen Jahren den Beruf und studierte an der ETH Zürich Entwicklung und Zusammenarbeit. «Ich sehnte mich nach einer sinnhafteren Tätigkeit», sagt der 33-Jährige. Dort kam er aber zur ernüchternden Erkenntnis, dass es zwei NGO-Welten gibt: Über institutionelle Geldgeber gut finanzierte internationale Hilfswerke und kleinere, lokale Organisationen, welche oft Mühe haben, ihre Projekte zu finanzieren. Diese besitzen meist nicht das Know-how, um an grosse Geldtöpfe zu gelangen. Mathis sagt dazu:

«Für mich war klar, dass man die lokalen NGOs unterstützen muss. Schliesslich wissen sie am besten, wie sie den Menschen vor Ort helfen können, denn sie stammen ja selbst aus der Gegend.»

Um dies zu erreichen, wird bei Spendedirekt alles weggetrimmt, was wiederkehrende Kosten verursachen würde: «Wir sind ein ehrenamtlicher Verein. Die Spenden fliessen komplett zu unseren Partnerorganisationen.» Bei den grossen NGOs ginge viel Geld wegen Nebenkosten und durch hohe Löhne verloren. Ausserdem würde es länger dauern, bis Projekte in die Gänge kommen. Spendedirekt konnte hingegen in der Pandemie seine Schnelligkeit gleich unter Beweis stellen: im Mai konnten die fünf Partnerorganisationen in nur wenigen Wochen dank den Spenden hunderten Bedürftigen mit Essenspaketen oder Schutzmasken helfen.

Momentan gehören fünf Organisationen zu Spendedirekt: BaleBengong und BGBJ in Indonesien, FICAC in Kambodscha, NDC in Nepal und NYO in Ruanda. Mathis hat alle Organisationen selbst besucht und sich vor Ort von deren Arbeit überzeugt, damit er für sie bürgen kann. Denn sein Projekt soll nicht nur die NGOs befähigen, Zugang zum Schweizer Spendenmarkt zu erhalten.

Ausgaben werden dokumentiert

Aber auch die Spender sollen wissen, was mit ihrem Geld passiert. Die Partnerorganisationen sind verpflichtet, alle Ausgaben und Fortschritte zu dokumentieren. Spender können so den Verlauf der unterstützten Projekte online auf der Webseite von Spendedirekt live mitverfolgen – oder erfahren, wenn etwas nicht geklappt hat. «Das Vertrauen muss da sein, alles basiert darauf. Dazu gehört auch, ehrlich über misslungene Projekte zu sprechen, sollte es soweit kommen», sagt Mathis. Eine solche Transparenz sei ein Novum in dieser Branche, ist Mathis überzeugt.

Am 5. Dezember feiert der Verein sein einjähriges Bestehen im Rahmen eines Onlineevents. Vergangenes Jahr brachte der Verein 30000 Franken ein, 30 Mitglieder sind inzwischen dabei. Mathis blickt zufrieden auf das erste Jahr zurück: ««Wir konnten zeigen, dass unsere Idee funktioniert: wir haben erfolgreich 14 Projekte finanziert, wobei wir 100 Prozent der bei uns eingegangenen Spenden weitergeleitet haben. Nun möchten wir die Unterstützung aus der Schweiz ausbauen, damit wir unseren Partnerorganisationen langfristig eine stabile Finanzierung ermöglichen können.»

Der Online-Event von Spendedirekt zum 1. Jubiläum findet am 5. Dezember zwischen 14:00 und 16:00 Uhr statt. Teilnehmen kann man über Facebook oder Google Meet.

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