Triumph- und Harley-Davidson-Fahrer, BMW- und Ducati-Liebhaber, Kawasaki- und Suziki-Piloten aus allen Landesteilen sind am Samstagmorgen auf der Gotthardpassstrasse zum Hospiz gekurvt. Dort wurden sie von der Tessiner Polizei auf einen abgesperrten Abschnitt der alten, noch mit Kopfsteinen gepflasterten Strasse gelotst.
Sorgfältig, unter Mithilfe der Polizei, parkierten sie rückwärts ihre Maschinen in zwei Kolonnen an den Strassenrand. Einige Motorräder waren mit Totenköpfen dekoriert, alle aber sauber geputzt und mit blank polierten Auspuffrohren.
Umstrittene Lärmobergrenze
Grund des Aufmarsches waren drohende schärfere Lärmvorschriften. Für Unmut sorgen in Töffkreisen insbesondere zwei parlamentarische Initiativen, die Nationalrätin Gabriela Suter (SP/AG) in der Juni-Session eingereicht hat.
Zum anderen fordert sie ein generelles Fahrverbot für Motorräder mit einem Standpegel von über 95 Dezibel.
Bernd Hanisch, Präsident der Motorradgemeinschaft Fighter Friends, hatte die Versammlung organisiert. Bei einer Lärmgrenze von 95 Dezibel Standgeräusch dürften viele zugelassene Motorräder nicht mehr gefahren werden, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies komme einer Enteignung gleich.
Hanisch kritisierte zudem, dass der Grenzwert nicht aussagekräftig sei für den tatsächlichen Lärm, den ein Motorrad etwa bei Tempo 50 und mit tiefer Drehzahl während der Durchfahrt durch ein Dorf erzeuge. Es seien vor allem «schwarze Schafe», die für Diskussionen sorgten. Es brauche deswegen mehr fachkundiges Personal bei der Polizei, damit entsprechende Kontrollen durchgeführt werden könnten.
Motorradfahrer nicht diskriminieren
Ein älterer Motorradfahrer an der Kundgebung bestätigte dies. Es wäre besser, die «Deppen», die in Dörfern die Motoren aufheulen liessen, gezielt anzugehen, sagte er. Dies gelte aber nicht nur für die Motorrad-, sondern auch für die Autofahrer.
Gleichzeitig zeigte der Motorradfahrer Verständnis, dass der Strassenlärm einigen auf die Nerven gehen könne. Er sagte aber auch, dass er eine leise Maschine habe und nur, wenn es wirklich nötig sei, aufdrehe. Ein anderer Motorradfahrer sagte, die Töfffahrer, welche Lärm machten, seien nicht auf den Gotthard gekommen.
Die Motorradfahrer verlangen insgesamt einen «vernünftigen Umgang statt Verbote». Dazu gehört für sie auch, dass bei der Lärmdiskussionnicht einseitig auf die Motorräder gezeigt werde. Es brauche realistische Lärmobergrenzen für alle Verbrennungsmotoren, erklärte Hanisch.
Mehr Sicherheit verlangt
Der Fighter-Friends-Präsident nahm auch die Gemeinden und Kantone in die Pflicht. Der Strassenlärm könne auch mit Flüsterbelägen reduziert werden, sagte er. Weitere Forderungen betreffen die Sicherheit, etwa ein genereller Unterfahrschutz an Leitplanken.
Reden gehalten wurden an der Versammlung keine. Die Motorradfahrer setzten in ihrer dunklen Kluft auf ihre physische Präsenz.
Motorradfahrer hatten bereits am 1. August auf dem Bundesplatz in Bern protestieren wollen. Dies war ihnen aber nicht erlaubt worden. Als Ersatz legten sie dort ihre Helme nieder. (sda)
Kommentare
Dieser Protest erscheint mir etwas lächerlich. Jeder weiss, dass viele Motorräder (wahrscheinlich die Mehrheit) nicht mit den Originalauspuffen und entsprechend zu laut unterwegs sind. Mittlerweile wird das Tuning auch bei den Autos Mode. An den Passstrassen in Graubünden und anderswo sind reihenweise Häuser zu kaufen - wieso wohl? Fragen Sie Bewohner an der Ibergeregg oder Satteleggstrasse, wie sie die Coronazeit erlebt haben. Wieso macht Töfffahren mit einem Höllenlärm mehr Spass als ohne?