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Obwalden

Textile Dämmung soll Sanierung von Hallen revolutionieren – mit dabei ist eine Lungerer Firma

Textile Dämmung. So heisst die neue Technik, mit der die Lungerer Firma HP Gasser in den nächsten Jahren viele Sport- und Industriehallen sanieren möchte. Entstanden ist sie aus einem Projekt mit der Hochschule Luzern.
So könnte eine mit der textilen Dämmung sanierte Tennishalle in Zukunft aussehen. (Visualisierung: HSLU)
Simon Halter ist Projektleiter bei der HP Gasser AG. (Bild: PD)
Der Prototyp bei der Firma HP Gasser in Lungern. (Bild: HSLU)

Zéline Odermatt

Zéline Odermatt

Zéline Odermatt

In der Schweiz gibt es Tausende von Sport- und Industriehallen. Viele davon sind alt, schlecht isoliert und sollten deshalb saniert werden, schreibt die Luzerner Hochschule (HSLU) in einer Mitteilung. Um dieses Verfahren zu vereinfachen, hat die Hochschule in Zusammenarbeit mit der Lungerer Firma HP Gasser AG eine Technik entwickelt, «die den Sanierungsprozess revolutionieren könnte» – eine sogenannte textilbasierte Dämmerung.

«Die Zusammenarbeit mit der HSLU besteht schon seit Jahren», erklärt Projektleiter Simon Halter von der HP Gasser AG. Er ist zuständig für die praktische Abwicklung und die Zusammenarbeit mit den HSLU-Studenten am Standort in Lungern. Dort wurden die Prototypen hergestellt. «Wir haben das nötige Fachwissen für die Planung, Verarbeitung, Ausführung und Montage. Deshalb ist bei uns alles zusammengelaufen.»

Das Ziel ist, dass man eine sanierungsbedürftige Halle einfacher aufwerten kann. Wie die Hochschule schreibt, sind dies Tausende von Hallen, die den heutigen energetischen Anforderungen nicht mehr genügen und bei denen im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundes eine Sanierung angestrebt wird. «Wenn man mit zehn Prozent rechnet, die mit der textilen Dämmung ausgestattet werden können und dies aufgrund statischer Anforderungen auch dürfen, bleiben ausreichend Hallen übrig», so Halter. Hinzu kommen 2000 alte Gewerbehallen, die mit der textilen Dämmung zu Büro- oder Ausstellungsgebäuden umfunktioniert werden könnten.

Wärmedämmung besteht aus Abfallmaterialien

Doch was kann man sich unter diesem Verfahren überhaupt vorstellen? Das Revolutionäre an der textilen Dämmung sei die ungewöhnliche Kombination der Materialien, so die HSLU. Simon Halter erklärt, dass das Verfahren je nach Gebäudetyp als Variante «Kissen» oder als Variante «Baldachin» eingesetzt werden kann. Bei letzterem wird das Gewebe lediglich auf der Innenseite angebracht und die Dämmung funktioniert mittels Platten.

Beim «Kissen» werden zwei Gewebe gespannt und zum Schluss die Dämmung eingeblasen. «Durch den Einsatz von Glasfasergewebe wird auch der Brandschutz sichergestellt.» Die eingeblasene Wärmedämmung zwischen den Geweben besteht aus Abfallmaterialien. Je nach Variante ist das Granulat aus Steinwolle, Zellulose aus Altpapier oder Steinwolldämmplatten. Halter:

«Somit ist die Methode auch ökologisch sinnvoll.»

Ein weiterer Pluspunkt sei das Einsparen von Zeit und somit Geld. Die Sanierungsarbeiten dauern nur noch einige Wochen statt Monate, wie dies bisher der Fall war. «Die textile Dämmung wird bei uns im Werk individuell geplant und vorproduziert, so dass wir die Halle innert kurzer Zeit sanieren können. Das grösste Bedürfnis des Kunden wird sein, dass wir den Betrieb in der Halle nicht aufhalten werden», sagt Halter.

Der Projektleiter von HP Gasser AG sieht zwar keine komplett neue Schöpfung in diesem Verfahren, aber man könne damit bautechnisch klar Vorteile erzielen. «Weil die textile Dämmung im Innern einer Halle sichtbar bleibt, können wir auch optisch punkten». Denn das Glasfasergewebe kann mit Farbverläufen und Mustern bedruckt werden.

Firma hofft auf Aufträge für den Winter

Das Projekt der HSLU ist nun abgeschlossen, die textile Dämmung ab Herbst 2019 erhältlich. «Es sind schon diverse Anfragen zu diesem Verfahren eingetroffen. Eine konkrete Anfrage für eine Halle haben wir bereits, obwohl wir erst gegen Herbst und Winter mit dieser Arbeit durchstarten wollten», so Simon Halter. Für die Obwaldner Firma war die meist ruhigere Zeit in den kalten Monaten auch mit ein Grund, weshalb sie am Projekt teilgenommen hat. Halter ist zuversichtlich: «Wir schauen mal, was da noch alles auf uns zukommt.»

Die Forscher erklären das Projekt im Video der Hochschule Luzern: