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Suchtbekämpfung: Verärgerung nach dem Nein der Luzerner Regierung zur Fusion

Der Regierungsrat spricht sich gegen den Zusammenschluss zweier wichtiger Institutionen in der Suchtbekämpfung aus. Das ärgert die Luzerner SP-Kantonsrätin Yvonne Zemp: Die Sicht der Klienten werde ignoriert.
Zwei Luzerner Player der Suchtbekämpfung planten den Zusammenschluss. Daraus wird nun nichts.  (Symbolbild: Getty)

Eigentlich hätten sie sich gerne zusammengeschlossen, die beiden wichtigen Player in der Suchtbekämpfung. Der eine ist das Sozialberatungszentrum Luzern (SoBZ), das den Fokus auf legale Suchtformen wie Alkohol, Tabak oder Medikamente legt. Beim anderen handelt es sich um den Verein Akzent Prävention und Suchttherapie, der sich mit einem stationären Angebot den Konsumenten illegaler Drogen widmet.

Eine Machbarkeitsstudie zog den Schluss, dass eine Fusion Sinn ergeben würde. Mit dem Bündeln der Kräfte hätte ein einziges Kompetenzzentrum im Kanton Luzern entstehen sollen. Das Gesundheits- und Sozialdepartement legte Ende 2017 allerdings sein Veto ein. Rolf Fischer, Geschäftsführer von Akzent Prävention und Suchttherapie, war damals entsprechend enttäuscht und sagte: «Heute gibt es zu viele Ansprechpartner, oft weiss der Betroffene nicht, wo er anklopfen muss. Wünschenswert wäre eine konkrete Anlaufstelle, die als Triage fungiert und die Anliegen an die zuständigen Stellen weiterleitet.»

Regierung zweifelt an Synergie und Spareffekt

Yvonne Zemp, SP-Kantonsrätin aus Sursee, liess die Sache nicht auf sich beruhen und hakte beim Regierungsrat in Form einer Anfrage nach. Vor kurzem kam die Antwort und darin heisst es: «Die Regierung ist der Ansicht, dass die inhaltlichen Synergien von den beiden Organisationen zu optimistisch dargestellt werden.» Sie würden sich nicht nahtlos, sondern nur teilweise ergänzen. Infolge der Fusion wären auch keine signifikanten Einsparungen und damit auch kein Spareffekt für den Kanton zu erwarten, schreibt das Gesundheits- und Sozialdepartement. Zusammenfassend stellt man fest: «Im Kanton Luzern steht eine vielfältige, grundsätzlich gut funktionierende Angebotspalette in den verschiedenen Säulen der Suchtpolitik zur Verfügung.» Die Bildung neuer Fachgruppen gewährleiste zudem eine gute Vernetzung und die regelmässige Überprüfung von Angebot und Nachfrage. Für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft sei man gerüstet.

Yvonne Zemp stösst sich dabei vor allem an einem Punkt: «Die Regierung argumentiert nur aus der Sicht der Verwaltung und geht nicht auf die Bedürfnisse und den Nutzen für den Kunden ein.» Eltern mit einem Kind, das Alkohol und Tabak konsumiert, würden zur Beratung über legale Drogen ins SoBZ gehen. «Sollte sich das Suchtverhalten verschärfen und illegale Drogen wie Ecstasy oder Kokain ins Spiel kommen, würden sie zur Akzent Suchtprävention weitergeleitet. So werden Ressourcen verschwendet.» Die Grenzen zwischen dem Konsum von legalen und illegalen Drogen seien nicht klar zu ziehen, zumal viele Menschen gleichzeitig legales und illegales Suchtverhalten zeigen würden. Deshalb würde die Zusammenlegung mit Blick auf die strategische Ausrichtung in der Suchtbekämpfung Sinn machen.

Diskussion soll ins Parlament kommen

Die erhöhten Bemühungen des Kantons in Sachen Koordination und Kommunikation zwischen den verschiedenen Organisationen nimmt Yvonne Zemp zur Kenntnis und sagt: «Gibt es mehr Sitzungen für die Koordination, fehlt mir diese Zeit grundsätzlich für die Arbeit mit dem Klienten.» In diesem Fall für die Suchtbekämpfung. Yvonne Zemp wird vorderhand keine weiteren Massnahmen ergreifen, möchte aber dafür Sorgen, dass die Thematik im Parlament diskutiert wird.

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