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Luzern

Stillstand wegen Pandemie? Nicht für Luzerner Büezer und Bauern

Trotz Corona-Krise herrscht auf den Baustellen und Feldern im Kanton Luzern emsiger Betrieb. Doch die Pandemie ist auch in diesen Branchen zu spüren.
Hier darf und kann gearbeitet werden: Baustelle des Gemeindeverbands Real in Luzern. (Pius Amrein (18. März 2020))

Alexander von Däniken

Leere Restaurants, verwaiste Büros, volle Läden: Das sind seit Dienstag neue, ungewohnte Bilder. Auf Baustellen dagegen sind wie immer schwitzende Arbeiter zu sehen, zuverlässige «Güselmanne» stehen auf Kehrichtwagen und stoische Bauern im Stall. Sind sie nicht von den bundesrätlichen Massnahmen betroffen? Wir haben nachgefragt.

Wie immer funktioniert tatsächlich die Abfallentsorgung. Yudi Seren, PR- und Marketingverantwortliche des Gemeindeverbands Real, sagt: «Wir haben viele Anrufe erhalten, wobei gefragt wurde, ob die Abfalltouren weiterhin stattfinden und die Ökihöfe offen bleiben. Beides ist zurzeit noch der Fall.» Aufgrund der aktuellen Lage blieben Änderungen aber vorbehalten. Sie würden laufend auf der Real-Website publiziert. Die Touren würden gemäss Abfallkalender stattfinden und auch die Öffnungszeiten der Ökihöfe seien gleich wie immer. Die aktuell gültigen Verhaltensregeln, etwa die Abstandsregel, seien freilich auch dort einzuhalten. Zudem bittet Seren im Namen von Real die Bevölkerung, nur die notwendigsten Entsorgungen auf dem Ökihof zu erledigen. Weitere Möglichkeiten gebe es bei den Quartiersammelstellen oder in den Verkaufsstellen.

Baumeisterverbandspräsident: Auftragslage im Moment gut

Nach Plan kommt das aktuelle Bauprojekt von Real voran: Bei der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage im Luzerner Ibach-Quartier entsteht ein neues Recyclingcenter. Denn auch die Bauarbeiter dürfen gemäss Bundesrat aktuell arbeiten, wenn sie die Abstands- und Hygieneregeln einhalten. «Die Arbeiten auf den Baustellen laufen gemäss heutigem Stand weiter», bestätigt Kurt Zurfluh. Er ist Geschäftsführer der Zentralschweizerischen Baumeisterverbände. Die Lieferketten würden noch funktionieren, die Auftragslage sei im Moment noch gut. «Unsicherheit besteht jedoch bei den Bauherrschaften und wie sie sich in den kommenden Tagen und Wochen verhalten werden.» Vor allem öffentliche Bauherrschaften, also Gemeinden und Kantone, prüfen, nicht zwingend nötige Bauarbeiten zurückzustellen.

Gross sei auch die Befürchtung, dass weitere Massnahmen beschlossen werden. Zurfluh:

«Eine Einstellung der Arbeiten im Bauhauptgewerbe hätte verheerende Folgen für die Branche und nicht zuletzt auch für die Wirtschaft und die Arbeitnehmer selbst.»

Bis dahin unternehme die Branche alles, um mit den geltenden Massnahmen zurechtzukommen; etwa mit der Abstandsregel.

Wie das konkret aussieht, erläutert Bruno Jud, Geschäftsführer Bauunternehmung bei der Schmid Gruppe mit Sitz in Ebikon. Mit 520 Mitarbeitern ist die Gruppe eines der grössten Bauunternehmen im Kanton. Bei der Anfahrt zur Baustelle sitzen weniger Mitarbeiter in einem Fahrzeug. Bei den Arbeiten hat sich Jud persönlich davon überzeugt, dass die Abstände gewahrt werden:

«Die Leute setzen die Massnahmen des Bundes sehr gut um.»

Was die Pausen betrifft, gelten gestaffelte Znüni- und Mittagszeiten. Zudem würden, wenn es der Platz zulässt, für Schlechtwettertage weitere Pausencontainer bereitgestellt.

Der Betrieb läuft im Moment gut, sagt Jud. Teile aus dem Ausland kämen zuverlässig an. Einschränkungen gebe es trotzdem – nicht nur wegen der Massnahmen des Bundes. So seien derzeit rund 30 Mitarbeiter zu Hause, weil sie zur Risikogruppe gehören. Das werde sich auf die Arbeitslast niederschlagen, zumal keine temporären Arbeiter angestellt werden, um die Ansteckungsrisiken tief zu halten. Eine grosse Sorge ist laut Jud denn auch, dass wegen zu vielen Infektionen eine Baustelle geschlossen werden muss.

Bauernverbandspräsident: «Versorgung ist sichergestellt»

Vom Corona-Lockdown kaum betroffen sind die Landwirte, wie Jakob Lütolf bestätigt. Er ist Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands. «Die Versorgung ist sichergestellt, Hamsterkäufe sind absolut unnötig», sagt Lütolf.

«Unsere Direktproduzenten sind vom Corona-Virus kaum betroffen.»

Auch Zulieferungen, etwa in Form von Futter, seien bis jetzt gewährleistet.

Einen Vorteil könnten laut dem Bauernverbandspräsidenten jene Landwirte haben, die einen Hofladen führen. Voraussetzungen seien aber auch dort die Abstands- und Hygieneregeln. Diese gelten auch für den Verband: Die Delegiertenversammlung vom 27. März zum Beispiel ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

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