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Luzern

Stadtwärts: Paradies der Steuern

«Der zweitgünstigste Steueransatz des Kantons Luzern»: Über diese Aussage in einer Architekturzeitschrift über die Gemeinde Emmen stolpert unserer Autor.
Roman Hodel

Roman Hodel

Emmen und die Finanzen. Das ist ein leidiges Thema. Denn die zweitgrösste Gemeinde der Zentralschweiz – momoll, das ist sie immer noch, auch wenn die Stadt Zug ihr mittlerweile gefährlich nahe kommt – muss diesbezüglich seit Jahren unten durch. Kürzlich aber bekam ich einen Artikel einer Architekturzeitschrift in die Hand. Darin wurde ein Loblied gesungen auf Emmen und auf die Siedlung Benziwil im Speziellen. Sie kennen das Bänzi hoffentlich? Ich oute mich an dieser Stelle als Bänzi-Fan. Muss ich fast, denn ich habe ja mal dort gewohnt. Habe, genau. Das ist vorbei. Warum? Nun, das ist wieder eine andere Geschichte.

Jedenfalls hob der Autor des Artikels hervor, dass die Wohnungen 15 bis 20 Prozent grösser seien als üblich und erst noch zu verhältnismässig günstigen Zinsen vermietet würden. Stimmt, beides kann ich bezeugen. Auch sei die ganze Siedlung bautechnisch perfekt geplant, verfügte über eine «schön gestaltete» Piazza als Quartiertreffpunkt und funktioniere wie ein Dorf im Dorf. Gut, Letzteres erstaunt nicht, liegt das Bänzi doch gemäss dem Artikel «am äussersten Rand der Gemeinde Emmen, einer weitgestreuten Vorstadt Luzerns – mit dem zweitgünstigsten Steueransatz des Kantons».

Bitte? Zweitgünstigster Steueransatz des Kantons? Habe ich etwas verpasst in den letzten Jahren? Natürlich nicht. Die Wahrheit ist: Der Artikel stammte von 1980. Also aus einer Zeit, als die «Viscosi», die auch das Benziwil mitfinanziert hat, noch der wichtigste Steuerzahler war. Naja, immerhin kann Emmen von sich behaupten, mal zu den Steuerparadiesen gehört zu haben. Das kann längst nicht jede Kommune, oder? Ein bisschen Trost muss doch sein.

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