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Zug

Stadtorchester Zug: Ein Sinfoniekonzert ohne Misstöne

In Unterägeri und Zug fanden am Wochenende zwei Konzerte mit Spitzenbesetzung statt. Das Publikum zeigte sich begeistert.
Für seine Herbstkonzerte konnte das Stadtorchester Zug die Solistin Elea Nick verpflichten. (Roger Zbinden,Unterägeri, 30. November 2019)

Haymo Empl

Das Stadtorchester Zug wartete im Rahmen eines Herbstkonzertes mit Brahms und Beethoven auf und verpflichtete dafür Elea Nick. Gerade mal 20 Jahre ist die gebürtige Zürcherin alt, aber seit Jahren ist die virtuose Musikerin schon ein Star auf ihrem Gebiet. Die junge Schweizer Geigerin gilt als eines der herausragendsten Talente ihrer Generation und versteht es, Hörer jeden Alters zu fesseln. Elea Nicks Klangfantasie und ihre Technik zusammen mit ihrer charismatischen Erscheinung waren am Wochenende Garant für akustische Wonneschauer.

An beiden Orten standen Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven auf dem Programm. «Als semiprofessionelles Laienorchester in kompletter sinfonischer Besetzung nehmen wir die Chance wahr, Werke der Weltliteratur zu erarbeiten», erklärt Christoph Balmer die Wahl. Er ist der Präsident des Stadtorchesters und hat intensive Proben in den vergangenen Wochen hinter sich. «Dabei scheuen wir das Risiko eines Vergleichs mit CD-Aufnahmen nicht, im Gegenteil, wir betrachten es als eine besondere Herausforderung.»

Umwerfendes Liveerlebnis

Diese Herausforderung hatten alle Beteiligten am Wochenende hervorragend gemeistert. Beethovens «5.» beispielsweise ist bestens bekannt und steht daher in direktem Konkurrenzvergleich zu unzähligen Aufnahmen und Tonträgern. Aber genau das sei eines der Ziele, führt Christoph Balmer aus: «Nicht zuletzt möchten wir damit den Konzertbesuchern unserer Region das entsprechende ‹Live­erlebnis› ermöglichen.» Die Aufführungen mit der Solistin waren gelungen, alle beteiligten Akteure lieferten wie vom Stadtorchester gewohnt auf Topniveau ab. Man spürte die grosse Begeisterung der Musiker, ihr Können unter Jonathan Brett Harrison begeisterte die zahlreich erschienenen Zuschauer. Das Programm: eine runde Sache – Brahms, nach der Pause Beethoven.

Das Violinkonzert von Johannes Brahms Opus 77 ist das einzige Violinkonzert von Johannes Brahms. Da der Komponist selber kein Streichinstrument spielte, suchte er von Anfang an eine intensive Zusammenarbeit mit dem damals weltbekannten Virtuosen Joseph Joachim (1831–1907), der die erste Kadenz schrieb und den Komponisten auch sonst in spieltechnischen Details beriet und unterstützte. Hätte Johannes Brahms gewusst, dass viele Dekaden später eine Musikerin wie Elea Nick «seine» Komposition spielen würde, er hätte bestimmt noch weitere Violinenkonzerte komponiert.

Junge Klassikliebhaber

Beethoven arbeitete wie bei vielen seiner Werke über viele Jahre an seiner ikonischen «5.», eigentlich Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67. Die ältesten Entwürfe sind auf das Jahr 1800 datiert, die Uraufführung fand am 22. Dezember 1808 statt und geriet zum Debakel. Das Orchester seinerzeit war spieltechnisch überfordert, entsprechend war dem Werk wenig Beifall vergönnt. Die Aufführungen in Unterägeri und Zug hätten Beethoven gefallen, weder war das Orchester überfordert noch der Beifall zurückhaltend.

Was erfreulich war an beiden Konzerten des Stadtorchesters: Es waren auch einige jüngere Leute auszumachen. Elea Nick als Person wirkt ganz offensichtlich motivierend auf eine Generation, die sich sonst – so die landläufige Meinung – selten mit klassischer Musik auseinandersetzt.

Die zwei Konzerte am Wochenende hatten den Auftrag erfüllt: Sie begeisterten restlos. Zudem war es ein Anliegen aller Beteiligten, dem Publikum ein Direkterlebnis von Kompositionen, wie man sie meist nur von Tonträgern kennt, zu vermitteln. Das ist charmant-bravourös auf einem unglaublich hohen Niveau gelungen. Die Musiker nennen sich gerne selbst «semiprofessionell». Nach den beiden Auftritten in der Pfarrkirche Unterägeri und im Theater Casino Zug kann das «semi» mit gutem Gewissen weggelassen werden.

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