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Luzern

Stadt kündigt Vertrag: Sempacher verlieren das «Da Umberto»

Umberto Argenio bringt mit seinem Verpflegungsstand Italianità an den Sempachersee. Doch damit ist bald Schluss. Die Stadt hat seinen Vertrag gekündigt. Sie hat Pläne für einen neuen Verpflegungsstand. Der 78-Jährige ist enttäuscht.
Umberto Argenio betreibt seit einem Vierteljahrhundert einen Verpflegungsstand an der Seeallee in Sempach. (Bild: Boris Bürgisser, 24. Mai 2019).
Seinen Stand hat Umberto Argenio liebevoll dekoriert. (Bild: Boris Bürgisser, 24. Mai 2019).
Einen Hingucker ist auch der kleine Garten neben dem Stand. (Bild: Boris Bürgisser, 24. Mai 2019).
Bald muss Umberto Argenio seinen Stand abbauen. (Bild: Boris Bürgisser, 24. Mai 2019).
Besonders beliebt im «Da Umberto» sind die Bruschetta. (Bild: Boris Bürgisser, 24. Mai 2019).

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Der strahlend schöne Sommertag lockt viel Volk an den Sempachersee – auch an die Seeallee unterhalb der Stadthalle. Eine Gruppe befindet sich auf einer Führung durch Sempach, nicht fehlen darf dabei ein Spaziergang entlang der Seepromenade. «Das ist Umberto», erklärt der Mann, der die Gruppe führt. «Er bringt Italianità nach Sempach. Viele finden es schade, dass er bald seine Zelte abbrechen muss. Doch sein Verpflegungsstand muss einem perfekten Einbau im Bootshaus weichen», meint der Mann.

Umberto beobachtet die Gruppe, wird aber bald wieder gefordert. Junge Mütter und Väter kaufen Glacé für den Nachwuchs, Paare gönnen sich am See einen Kaffee. Fast alle sind per Du mit Umberto Argenio. Seit einem Vierteljahrhundert betreibt er den Verpflegungsstand. Das Land gehört der Stadt Sempach.

Glacé im Sommer und Marroni im Winter

Angefangen hat er mit einem einfachen Stand, inzwischen hat er in diesen einen Kochherd und einen Grill integriert. An den Wänden aus Holz hängen gerahmte Bilder verschiedener Grössen. Um den Stand herum gibt es Figuren aus Holz oder Porzellan, welche liebevoll aufgestellt wurden. Die Gäste können es sich auf den Stühlen neben dem Stand gemütlich machen. Während im Frühling und Sommer viele Glacés über die Theke gehen, sind es in der kalten Jahreszeit vor allem Marroni und heisse Getränke.

Es fällt auf, dass Umberto Argenio viele Stammgäste hat. «Ich komme regelmässig hierher wegen der schönen Natur, den feinen Bruschette und natürlich wegen Umberto», sagt der Krienser René Rüedi. Die Kräuter für die Bruschetta wachsen in grossen Töpfen neben dem Verpflegungsstand.

Mit dem «Da Umberto» soll nun nach 25 Jahren Schluss sein. Der 78-jährigen Italiener, der in den 60er-Jahren als Gastarbeiter in die Schweiz kam, muss seinen Stand räumen. Grund ist, dass die Stadt Sempach die Vereinbarung mit Umberto Argenio im Herbst aufgelöst hat. Die Korporation hat laut Korporations-Präsident Joe Ineichen Hand geboten für eine neue Lösung. Sie will im Bootshaus, das sich gleich neben Umbertos Stand befindet, einen neuen Verpflegungsstand einrichten. Auf Anfrage führt Ineichen aus: «Wir haben seit Jahren ein Provisorium, und Umberto Argenio ist bereits 78-jährig. Wir brauchen für Sempach eine Nachfolgelösung.» Ziel sei es, im Bootshaus einen Stand zu integrieren, der sich in die Allee eingliedere. Den Stand will die Korporation verpachten. «48 Interessenten haben die Ausschreibung angefordert. 12 Personen haben sich schliesslich für die Pacht beworben.» Wer Pächter des neuen Stands wird, sei noch nicht offiziell.

Auch Umberto Argenio hat sich mit seinen Kindern beworben, sagt aber, dass er noch nichts von der Korporation gehört habe. Argenio, der mit seiner Frau in Emmenbrücke lebt, sagt:

«Ich will nicht weg von hier, die Arbeit gibt mir viel Kraft und ich habe viele Freunde gefunden.»

Sein Sohn, der an diesem Nachmittag mithilft, meint: «Mein Vater kann nicht Zuhause sein. Ich weiss nicht, was er macht, wenn er keine Aufgabe mehr hat.»

Das Nachfolgeprojekt wurde laut Joe Ineichen von den kantonalen Ämtern genehmigt, und es seien keine Einsprachen eingegangen. Um den Zugang zu gewährleisten, wird ein Steg zum Bootshaus gebaut. Ziel ist es laut Ineichen, mit dem Betrieb im August zu starten. Bis der neue Stand eingerichtet ist, soll der künftige Pächter ein Provisorium betreiben.

Stammkunden bedauern die Schliessung

Dass Umberto Argenio bald die Türen seines Stands schliessen muss, können viele seiner Stammkunden nicht verstehen. «Ich bin oft hier und bedaure die Schliessung sehr», sagt Rita Wicky aus Beromünster. Und René Rüedi fügt an: «Etwas Vergleichbares sucht man vergebens. Mich reut es für Umberto, der ein sehr anspruchsloser, hilfsbereiter und grosszügiger Mensch ist.»

Die Stadt Sempach veranstaltet zu Ehren von Umberto Argenio einen Apéro. Stadtpräsident Franz Schwegler erklärt: «Umberto war während Jahren nicht nur Kioskbetreiber, er war auch für viele ein Zuhörer und wurde so zu einer Institution in der Seeallee. Mit seinen bald 80 Jahren hat er für sein Engagement eine Ehrung verdient.»

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