notifications
Zug

Springreiten: Die Nachwuchshoffnung kommt aus Rotkreuz

Die ambitionierte Springreiterin Fabienne Brenninkmeijer (17) befindet sich auf dem Weg nach oben. Sie wurde neu ins Junioren-Nachwuchskader aufgenommen – nun ist aber auch sie von der Coronakrise betroffen.
Fabienne Brenninkmeijer mit Cliff (rechts) und Iron Berthus PP auf der Reitanlage im Kanton Jura, wo sie wohnt und trainiert. (Bild: PD)

Nadine Wyss

Die Reitkarriere von Fabienne Brenninkmeijer begann früh. «Mit vier Jahren bin ich das erste Mal mit einem Pony gesprungen», erzählt die inzwischen 17-Jährige, die aus einer niederländischen Grossfamilie stammt und die doppelte Staatsbürgerschaft hat. Auf ihren Wunsch wird sie in diesem Artikel nur noch beim Vornamen genannt.

Früher sei die Familie regelmässig nach Norddeutschland in die Ferien gefahren. Auf der nahegelegenen Reitanlage hätten sie alle reiten gelernt. Neben den Eltern sind damit auch ihre fünf Geschwister gemeint. Die Mutter Julie Brenninkmeijer erwarb das erste Pferd für die Familie: eine schwierige, jedoch talentierte Stute mit dem Namen «Alcantara». Fabienne erinnert sich und schildert: «Ich durfte das Pferd in der Springstunde reiten. Mami hat sich in die Stute verliebt und sie als Familienpferd gekauft.» Ein Familienpferd wurde die Stute zwar nicht, aber der Grundstein für die Reitkarriere von Fabienne war gelegt. Nachdem sie zu Beginn noch im Reitzentrum Sihlbrugg trainiert hatte, wechselte sich später auf die Anlage Schönau in Hagendorn.

Verliebt in Schweizer Sportpferd

Fabienne ist Ende 2019 mit ihren Pferden «Cliff» und «Iron Berthus» in den Kanton Jura nach Chevenez gezogen. Ihr Dreh- und Angelpunkt ist nun der Stall von Edwin Smits und seiner Familie. Er ist ihr neuer Trainer, mit ihm fährt sie an die Turniere im In- und Ausland. Der letzte Ausflug nach Spanien endete wegen der Coronakrise Mitte März abrupt. Nach nur zwei Tagen mussten sie mit ihren Pferden das Land fluchtartig verlassen.

Es war für Fabienne das zweite internationale Turnier mit Springpferd «Lantaro von Hof» und das erste als neue Besitzerin. Erst vor drei Wochen hat die Familie den zwölfjährigen Wallach, der aus einer Schweizer Zucht stammt, erworben. Ein Glücksfall, wie es scheint. «Lantaro verfügt über viel Talent und Temperament. Er hat ein grosses Kämpferherz und springt immer», schildert Fabienne. Sie kommt mit diesem erfahrenen Pferd ihrem Ziel, im Springsport auf Drei- oder vier Sterne-Niveau zu reiten, ein Stück näher. «Schritt für Schritt», wie sie sagt.

«Das Pferd kann es, nun liegt es an mir.»

Die sympathische junge Frau, die sich selber als sehr zielorientiert einstuft und ihre Aufgaben gerne effizient ausführt, hat zuletzt in Rotkreuz die Sekundarschule besucht. Nun möchte sie sich auf den Reitsport konzentrieren und strebt eine Profikarriere an. Trotzdem bleibt sie in Sachen Schulbildung am Ball. Fabienne plant ein Onlinestudium, um das kanadische High-School-Diplom zu erwerben. Neben dem Training im Sattel versucht sich die 17-Jährige auch körperlich und mental fit zu halten. Sie trainiert so oft wie möglich im Fitnesscenter und arbeitet mit einer Mentaltrainerin an der Stärke im Kopf.

Mit Kampfgeist an die Spitze

Dass es die talentierte Reiterin in das Junioren-Nachwuchskader geschafft hat, kommt nicht von ungefähr. Sie wird unterstützt von ihrer Familie sowie auch von Cavalli Reitsport, ihrem Sponsor. Neben guten Wettkampfleistungen in den Jahren 2017 und 2018 sowie der Absolvierung eines Sporttests spielen auch die zur Verfügung stehenden Pferde eine zentrale Rolle für die Aufnahme ins Junioren-Nachwuchskader. Mit «Lantaro», «Cliff» und dem inzwischen genesenen «Iron Berthus» stehen der Nachwuchsreiterin drei Top-Pferde zur Verfügung.

Aktuell befinden sich alle in Chevenez und «dürfen auch mal Pferd sein», wie es Fabienne ausdrückt. Sie hilft jeweils beim Ausmisten und Füttern und widmet sie sich dann ihren Lieblingen. Die Tiere dürfen täglich auf den Paddock oder auf die Weide und auch ins Gelände. Fabiennes Alltag ist wegen des Coronavirus zum Glück kaum eingeschränkt. «Ich wohne auf dem Areal und darf meine Pferde reiten. Zum Einkaufen fahre ich ins Dorf, ansonsten verbringe ich die Zeit auf dem Hof.»

Wann die nächsten Turniere wieder stattfinden, weiss derzeit allerdings niemand. «Ich hoffe, dass ich im Mai wieder an Concours fahren kann», sagt Fabienne. Sie hadert nicht mit dieser Situation, sondern bleibt gelassen.

«Ich habe das Glück, dass meine Pferde von der Turnieratmosphäre nicht nervös werden.»

Durch die Turnierpause entsteht also kein Nachteil, meint sie. Inzwischen trainiert sie weiter und schwärmt für ihren Trainer Edwin Smits: «Er reitet technisch einfach perfekt und er kennt so viele Lebensweisheiten – ich kann in jeder Hinsicht vieles von ihm lernen.» Ein Idol hat Fabienne gleichwohl nicht, sie möchte ihr eigenes Vorbild sein. Sobald es nach der Zwangspause wieder losgeht, ist sie bereit – und die Pferde werden es auch sein.

Kommentare (0)