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Obwalden

Spielplatz statt Felsarbeiten – Bauprofis waren für einmal ganz anders gefordert

Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum beschenkt die Firma Gasser Felstechnik AG die Gemeinde Lungern mit einem Spielplatz. Ein Novum für die Bauprofis.
Blick auf den Spielplatz: Links sind die Holzschnitzel des vorherigen Spielplatzes, die wieder verwendet werden. (Bild: Irene Infanger (Lungern, 20. Mai 2022))
Schülerinnen und Schüler von Lungern haben in Zusammenarbeit mit der Firma Gasser Felstechnik diese Mosaik-Platten erstellt. (Bild: Irene Infanger (Lungern, 20. Mai 2022))
Für einmal eine Spielplatzbaustelle: Maurer-Lehrling Ramon Zumstein hilft mit, die Gesteinselemente richtig zu platzieren und zu festigen. (Bild: Irene Infanger (Lungern, 20. Mai 2022))
Noch sind die Arbeiten in vollem Gang. Die Geräte stehen grösstenteils, jetzt muss noch der Boden hergerichtet werden. (Bild: Irene Infanger (Lungern, 20. Mai 2022))
Bauleiter Richi Gertsch (links) und Sebastian Gasser, Mitinhaber und Verwaltungsrat der Gasser Felstechnik AG. (Bild: Irene Infanger (Lungern, 20. Mai 2022))

Irene Infanger

Irene Infanger

Irene Infanger

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Der Anblick lässt wohl jedes Kinderherz höherschlagen – und vielleicht auch das von manch einem Erwachsenen. Denn das, was am Lungerersee beim Seefeld aktuell entsteht, hätten früher wohl auch viele Erwachsene toll gefunden: ein Spielplatz mit zahlreichen und zum Teil herausfordernden Aktivitäten – von diversen Kletterelementen, Balancierseilen, über unterschiedliche Schaukeln für Klein bis Gross, eine Rutsche bis hin zu einem Wasserspiel und Sandplatz.

Der kleine Tunnel unterhalb der geplanten Rutsche steht sinnbildlich für die Erbauer des neuen Spielplatzes beim Seefeldweg in Lungern: die Gasser Felstechnik AG. Schliesslich ist sie die Spezialistin für Untertags- und Felsarbeiten und Gönnerin dieses «Abenteuer-Platzes». «Etwas Unterirdisches auf dem Spielplatz zu machen, war für uns von Anfang an klar», sagt Verwaltungsrat Sebastian Gasser auf einer Besichtigungstour auf dem neu entstehenden Spielplatz. Er mag sich selbst noch an seine Kindheit erinnern, wie es manchmal Mut brauchte, hindurchzugehen.

Ein weiteres passendes Merkmal für die Firma Gasser ist der rund drei Tonnen schwere Gesteinsbrocken gleich neben dem Holzklettergerüst. Wie an einer Boulderwand können die vifen Kinder dort hinaufklettern und sich via Seil zum anderen Element befördern. Sebastian Gasser erklärt:

«Der Felsen steht für unsere Region und ist auch gleich namensgebend gewesen: Spielplatz ‹Stein› soll er nämlich heissen.»

Einheimische Mitarbeiter vor Ort eingesetzt

Eigentlich macht er ja eine Lehre als Maurer. Diese Woche aber betätigte sich Ramon Zumstein an zwei Tagen auf dem Spielplatz. «Eine für mich doch sehr aussergewöhnliche Baustelle», gibt der Zweitlehrjahresstift lachend zu, da er ansonsten im Tief- und Hochbau anzutreffen sei. Auch er sei früher schon auf diesem Platz die Rutsche runtergeflitzt und findet es toll, dass es nun so viele verschiedene Elemente hat. Mehr Gefallen als am Spielplatz selbst findet er an der ungewöhnlichen Tätigkeit. Er erklärt:

«Ich kann von erfahrenen Arbeitern etwas ganz anderes lernen als sonst, und es ist schön, etwas fürs Dorf zu machen.»

Die vielfältige Arbeit als Maurer zieht er dem Spielplatzbau dann aber doch vor.

Der Boden, so zeigte sich, war in schlechtem Zustand. Rund 40 Zentimeter verrotteter Torf fanden die Bauprofis vor, wie Bauführer Richi Gertsch erklärt. Dieser wurde nun in Stand gestellt, Leitungen gereinigt, und die Gemeinde nutzte die Gelegenheit, Elektroinstallationen zu tätigen. Auch mit der Wasserversorgung stand man in engem Kontakt.

Die Lungerer Spielgeräte-Herstellerin Iris lieferte die Geräte und beriet die Bauprofis, während die Lungerer Schülerinnen und Schüler mit Mosaikplatten und verzierten Holzpfählen für Farbe sorgen. «Es entstand ein schönes Gemeinschaftswerk», betont Gasser. Während drei Wochen waren durchschnittlich drei bis vier Arbeiter am Erbau des Spielplatzes beteiligt. «Es waren immer wieder andere Leute vor Ort, hauptsächlich Lungerer. Sie sollen einmal sagen können: <Da habe ich mitgewirkt!>», fasst Sebastian Gasser die Idee zusammen. In den nächsten zwei Wochen wird nun mehr Handarbeit gefragt sein für den Feinschliff.

Ein Dank für die Gemeinde Lungern

Die Lungerer Firma feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen und wird dies gemeinsam mit ihren Kunden und Mitarbeitenden sowie Familien in diesem Sommer tun. «Es war uns wichtig, auch der Gemeinde Lungern und ihren Bewohnerinnen und Bewohner einen Dank auszusprechen für die gute Zusammenarbeit während den 100 Jahren», betont Sebastian Gasser. Auf Aufträge jeglicher Art, aber auch auf die vielen wertvollen Mitarbeitenden aus der Region seien sie stets angewiesen. Nach langem Überlegen sei die Idee für den Spielplatz gekommen, auch wenn der vorherige noch nicht baufällig war. Gasser betont jedoch, dass diverse Spielgeräte einen neuen Platz anderswo in der Gemeinde oder gar bei Privaten gefunden hätten und nichts weggeworfen worden sei.

Eine besondere Erfahrung für die Bauprofis aus Lungern, die schon auf manchen komplexen Baustellen mitgewirkt haben. «Aber eine Baueingabe für einen Spielplatz habe ich nun tatsächlich das erste Mal gemacht», lacht Sebastian Gasser. Er spricht von einer gewissen Herausforderung, die geforderten Fragen beantworten zu können. Und auch Richi Gertsch schmunzelt, dass die so wichtige Plangenauigkeit für einmal etwas lockerer genommen werden durfte oder gar musste. Ein neues Geschäftsfeld wird die Firma deshalb nicht eröffnen und bleibt lieber bei ihrer altbewährten Tätigkeit.

Hinweis: Die offizielle Einweihung des Spielplatzes durch die Gemeinde Lungern findet am Samstag, 4. Juni, um 10.30 Uhr statt.

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