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Göschenen

So sieht’s aktuell auf der Baustelle zur zweiten Gotthardröhre aus

Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Fachgruppe für Untertagebau war den Besuchenden ein Einblick in die Baustelle zur zweiten Gotthardröhre erlaubt.

Es war ein aussergewöhnlich warmer Septembertag in Göschenen, als die Baustelle zur zweiten Gotthardröhre am vergangenen Samstag zur Besichtigung einlud. Beim ersten Checkpoint im Infozentrum, das sich im ehemaligen Bahnhofbuffet befindet, gab es bereits zahlreiche interessante Informationen und Animationen zu erleben. An einer Wand konnte man sogar ein Förderband bedienen, um den Transport von Ausbruchmaterial zu simulieren.

So weit ist der Bau der zweiten Gotthardröhre schon fortgeschritten.
Bild: Bild: Ilona Schmid (Göschenen, 16. 9. 2023)

Ein besonderes Augenmerk sei bei der Baustelle auf geschlossene Kreisläufe und Ausgleichsmassnahmen gelegt worden, um den Eingriff der zweiten Gotthardröhre in die Natur zu kompensieren, was das Bundesamt für Strassen mit einer Reihe von Massnahmen umsetze.

Spezielle Anpassung bei Verankerung

Nach der Besichtigung des Infozentrums ging es durch die SBB-Unterführung auf die andere Seite der Reuss. Über die frisch gebaute Brücke erreichte man direkt das Portal zur zweiten Gotthardröhre. An der ersten Infotafel traf man zufällig auf Kurt Weidner, Mitglied der IG 2G-BN und einer der Chef-Bauleiter auf der Baustelle. Er erklärte eindrücklich den gesamten Prozess, angefangen beim Voreinschnitt der Eingangstüre bis zum Abschluss des Tunnelbaus.

Dabei verdeutlichte er die Herausforderungen und zeigte die Lösungsansätze auf. Bereits beim Voreinschnitt musste die Verankerung aufgrund der Nähe zur ersten Röhre des Gotthard-Strassentunnels und eines Tagbautunnels speziell angepasst werden. Hier kamen Stützspriesse zum Einsatz, die den Voreinschnitt horizontal stützten und die Bohrpfähle von innen abstützten. Ein Blick über das Geländer verdeutlichte die besondere Sicherung des Vorbaus.

Hier entsteht die Beton-Aufbereitung. 
Bild: Bild: Ilona Schmid (Göschenen, 16. 9. 2023)

Besondere Merkmale bei der Bauplanung

Kurt Weidner, der bereits mehrere Baustellen dieser Art begleitet hat, betonte: «Bei diesem Projekt werden alle Infrastruktur-Elemente unter Tage gebaut. Die Betonanlage, die Fertigungsanlage, alles ist untertägig zugänglich.» Ebenso erfolgt die Anlieferung der Hauptstoffe direkt per Bahn, und der Bauschutt wird zur Verarbeitung abtransportiert.

Eine besondere Herausforderung bestehe in der kombinierten Planung, bei der die Störzone bereits durch einen vier Kilometer langen Zugangsstollen erschlossen wird und parallel zum ersten Abschnittsvortrieb verläuft. Dies verhindert, dass die Bohrmaschine in der darauffolgenden Störzone stecken bleibt. Die Störzone wird dann konventionell durchbrochen, um einen reibungslosen Baufortschritt zu gewährleisten.

Grosse Halle im Untergrund

Nach diesen Informationen hatten die Besucher die Möglichkeit, sich selbst unter Tage ein Bild zu machen. Nachdem sie sich ihre grünen Bauhelme aufgesetzt hatten, begaben sie sich in den Stollen. Schon nach wenigen Metern erreichten sie eine grosse Halle mit mehreren Durchgängen in alle Richtungen. Ein Gang führte zum Gegenvortrieb, an dessen Ende ein Bohrwagen stand, von dem aus die Mineure die Anker setzen können.

Ein Stollen für die zukünftige Infrastruktur unter Tage. 
Bild: Bild: Ilona Schmid (Göschenen, 16. 9. 2023)

Zurück ging es in die Gegenrichtung, wo man an der zukünftigen Beton-Aufbereitungsanlage vorbeikam. Dort zeigte die Firma Kibag Querschnitte von fertigen Betonwürfeln, die mit dem Gestein des Gotthardmassivs und Stahlfasern durchzogen waren. Auch die Decke des gesamten Tunnels wird mit Spritzbeton aus dieser Masse gesichert. Am Schluss gelangte man an den vier «Quer-Stollen» vorbei, in denen zukünftig die verschiedenen Infrastrukturen für den Ausbau unter Tage versorgt werden. Dann ging es entlang der Gleise wieder zurück zum Ausgangspunkt.

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