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Interpellation

So geht der Kanton Nidwalden gegen sexuelle Belästigung vor

Wenn sich Mitarbeitende der Kantonsbehörden sexuell belästigt fühlen, können sie dies einer unabhängigen Beratungsstelle melden. 
Annette Blättler, Hergiswiler GLP-Landrätin.
Bild: Bild: Matthias Piazza
(Hergiswil, 20. 1. 2022)

Was unternimmt der Kanton Nidwalden, um sexuelle Belästigung zu verhindern? Das wollte die Hergiswiler GLP-Landrätin Annette Blättler Ende März mit einer Interpellation vom Regierungsrat wissen.

Darin erwähnt sie eine Studie des Bundes zur Thematik, in welcher auch Empfehlungen für Bund und Kantone enthalten sind. «So seien vermehrt niederschwellige Zugänge für Betroffene von sexueller Belästigung zu schaffen, zum Beispiel in Form von Online-Meldestellen. Überdies sollen spezifische Schulungen von involvierten Stellen durchgeführt werden», schreibt Blättler in ihrer Anfrage.

Polizei schon mit Grundausbildung geschult

Nun hat der Regierungsrat die Interpellation beantwortet, wie er am Freitag mitteilen lässt. «Der Regierungsrat versucht die Empfehlungen, so weit wie für den Kanton Nidwalden personell und finanziell möglich, umzusetzen», heisst es in der Antwort. Dazu gehöre unter anderem, wie empfohlen für einen einfachen Zugang zu Meldetools für Betroffene zu sorgen, oder auch die spezifische Schulung der Kantonsangestellten hinsichtlich sexueller Belästigung.

So sensibilisiere der Kanton beispielsweise die Polizei und die Strafverfolgungsbehörden für das Thema, aber auch an Schulen und bei privaten Arbeitgebenden sei man aktiv. Das korrekte Vorgehen bei Vorwürfen sexueller Belästigung gehöre überdies zur Grund- und Weiterbildung aller Polizeibeamten.

In Form von Projekten und Programmen werde die Bevölkerung auch auf indirektem Weg mit der Thematik konfrontiert. Dazu gehöre beispielsweise das Angebot «Femmes-Tische» für Frauen mit Migrationshintergrund oder die Ausstellung «Mein Körper gehört mir» für Schülerinnen und Schüler der zweiten bis vierten Klasse.

Beratung rund um die Uhr

Ein Online-Meldetool explizit für sexuelle Belästigung, wie es zum Beispiel die Zürcher Stadtverwaltung kennt , existiere in Nidwalden zwar nicht. «Stattdessen ist eine niederschwellige Kontaktaufnahme per E-Mail mit jeder beliebigen Behörde jederzeit möglich», schreibt der Regierungsrat weiter.

Ausserdem arbeitet der Kanton seit 2020 mit der externen Beratungsstelle Movis AG zusammen, welche ein Meldetool für «alle Formen von potenziellen Integritätsverletzungen» betreibt , das Mitarbeitenden des Kantons Nidwalden zur Verfügung steht. Auch andere Kantonsverwaltungen nutzen das Angebot, das eine Beratung telefonisch oder online rund um die Uhr ermögliche. Wie oft der Kanton solche Meldungen zu sexueller Belästigung bislang erhalten hat, liess sich bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung bringen.

Das Merkblatt «Sexuelle Belästigung» für Kantonsangestellte.
Bild: Quelle: Kanton Nidwalden

Wer neu als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter bei den Kantonsbehörden beginnt, werde ausserdem gleich zu Beginn mit entsprechendem Infomaterial sensibilisiert. So erhalten Angestellte das Merkblatt «Sexuelle Belästigung», auf welchem auch eine Art Definition des problematischen Verhaltens zu finden ist. «Ausschlaggebend ist nicht die Absicht der belästigenden Person, sondern wie ihr Verhalten bei der betroffenen Person ankommt, ob diese es als erwünscht oder unerwünscht empfindet.»

Auf Anfrage zeigt sich Interpellantin Annette Blättler mit der Erkenntnis zufrieden, dass Schülerinnen und Schüler mit der Thematik vertraut gemacht werden. «Es ist erfreulich, dass die Schulen in Nidwalden die Problematik erkannt und mehrere Programme lanciert haben, um sexuelle Belästigung zu einem Thema zu machen.»

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