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Filmprojekt

So entstand der Film «Der Kristallhüter vom Gotthard»

Regisseur Felice Zenoni blickt auf die Dreharbeiten zu «Der Kristallhüter vom Gotthard» zurück. Ein Film, der auch eine persönliche Geschichte weitererzählt.

Drei Jahre haben die Dreharbeiten gedauert. Jetzt kommt der Dokumentarfilm über den Urner Mineralienaufseher Peter Amacher ins Fernsehen – und ins Kino. Am Sonntag, 14. Januar, wird «Der Kristallhüter vom Gotthard» im Cinema Leuzinger gezeigt. Filmemacher Felice Zenoni blickt zurück auf die Dreharbeiten:

Die Idee zum Film entstand, nachdem ich in der Urner Presse einen Bericht über den Mineralienaufseher Peter Amacher gelesen hatte. Wie bereits bei der Neat ist der Geologe im Auftrag des Kantons Uri zuständig für die Mineralienaufsicht beim Bau des zweiten Gotthard-Strassentunnels. Schon zu beginn liess er durchblicken, es gäbe weitere Anfragen für Filmprojekte; selbst aus dem Ausland. Filmtaugliche Strahler zu finden, ist offenbar noch rarer als die Kristalle!

Amacher entschied sich für unser Projekt. Die Vorarbeiten sollten komplex und anspruchsvoll werden. Die Zeit vor Drehbeginn ist immer auch eine Zitterpartie, bei der sich vieles ums Budget und technische Details dreht. Unsere Produzentin Iris Rüfenacht-Kappeler konnte rasch Finanzierungsquellen erschliessen. Auch SRF, 3sat und RSI erkannten im Stoff Publikumspotenzial und stiegen als Co-Produzenten ein. So wurde «Der Kristallhüter vom Gotthard» zum mehrsprachigen Filmprojekt.

Der Berg führt Regie

Die Unplanbarkeit zog sich durch das ganze Projekt. Der Berg und seine verborgenen Schätze führten buchstäblich Regie. Flexibilität und Geduld waren gefragt. Der Drehstart erfolgte zur ersten Sprengung am 9. Februar 2021 in Göschenen. Als einzige Medienvertreter vor Ort hielten wir den historischen Moment fest. Danach ging es über ein Jahr, bis eine erste lohnenswerte Kluft entdeckt wurde. Mit Reto Indergand hatten wir glücklicherweise einen in Erstfeld stationierten Kameramann im Team. Er bot Gewähr, im Extremfall innert kürzester Zeit mit der Kamera vor Ort in Göschenen zu sein.

Die Dreharbeiten zu «Der Kristallhüter vom Gotthard» waren geprägt von Unvorhergesehenem.
Bild: Bild: Mesch & Ugge AG, Zürich

Um überhaupt in der Gefahrenzone im Tunnel bei ohrenbetäubendem Lärm drehen zu können, musste die fünfköpfige Filmcrew Suva-konform ausgerüstet sein: also orange Arbeitskleidung, Helm, Gehörschutz, Schuhe mit Stahlkappen und ein Rucksack mit Selbstrettergerät. Teilweise war der Lärmpegel so enorm, dass ich Peter Amacher Fragen auf ein Blatt schrieb und er sie lesen musste. Die Antworten verstanden wir erst im Schneideraum. Die italienische Fassung wurde eine Herausforderung, die dank RSI sowie Tonregisseuren und Sprechern im Tessin möglich wurde. Doch wie sollten Kraftausdrücke wie «Nu nit ganz, där Satan!» übersetzt werden?

Italienische Version

Peter Amacher und wir vom Produktionsteam verfolgen ein gemeinsames Ziel. Wir wollen die Schönheit der gefundenen Mineralien aus dem Gotthardtunnel ins Zentrum rücken. So sind die eigentlichen Stars des Films nicht Menschen, sondern stumme, Millionen Jahre alte Zeugen, die durch ihren Glanz und ihre Formen Jung wie Alt faszinieren und zum Staunen bringen. Dokumentiert wird der enorme Aufwand, der notwendig ist, um diese Kristalle aus dem Innern des Berges bergen zu können.

Gegen Ende der Arbeit an diesem Film erkannte ich Parallelen zur eigenen Familiengeschichte. Mein Urgrossvater Giulio wanderte zum Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels von Norditalien ein. Heimisch wurde er in Gurtnellen, wo er später durch die Heirat mit der Urnerin Josefa Gamma auch eingebürgert wurde. Jetzt, fast 150 Jahre später, dreht sein Urenkel einen Film über den Gotthard-Strassentunnel. Wenn sich die Geschichte meines Urgrossvaters hier auch nicht 1:1 wiederholt, zeigt sie doch: «la storia continua». Unsere eigene Geschichte findet individuelle Wege und Ausdrucksformen.

Die Premiere des Dokumentarfilms «Der Kristallhüter vom Gotthard» findet am Sonntag, 14. Januar 2024, im Rahmen einer Matinee um 11 Uhr im Cinema Leuzinger in Altdorf statt. Anwesend sind die Mitwirkenden sowie die Filmcrew. Karten sind im Vorverkauf des Cinema Leuzingers erhältlich. Die SRG Uri offeriert im Anschluss an die Premiere einen Apéro im Foyer des Kinos.

Ein Interview mit dem Protagonisten Peter Amacher wurde in der Ausgabe vom 6. Januar publiziert.

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