Martin Brun, Lehrer für Bildnerisches Gestalten, zieht ein positives Fazit zu den Abschlussarbeiten seiner Maturandinnen und Maturanden, die nun im Winkelriedhaus in Stans ausgestellt werden: «Es war unser Anliegen, das Thema ‹Un Gleich› aus vielen Perspektiven vorzustellen. Dazu gehörten auch gesellschaftskritische Ansätze. Obwohl die meisten die Aufgabe alltagsbezogen und weniger formal-abstrakt verstanden, ist eine thematische und gestalterische Vielfalt entstanden.» Karin Arnet, die mitbeteiligte Lehrerkollegin von Brun, fügt bei: «Sehr wichtig ist die Entwicklung, die wir anstossen und begleiten durften. Es ist erfreulich, wie intensiv sich die Jugendlichen mit der Thematik beschäftigt haben.»
Nora Bonetti nennt ihr Werk «Vastum in Viridi» («Abfall in Grün»). Auf den ersten Blick ist das Ölbild eine geglückte Kopie des Originals von Monets «Water Lilies», doch bald entdeckt man zwischen den Seerosen kleine und grosse Plastikelemente. Sie sind ein Hinweis auf die Plastikinseln im Ozean. Für Nora Bonetti findet sich die Gleichheit in der Kopie von Monet, das Ungleiche im menschengemachten Plastik, vor allem im gefährlichen Mikroplastik. Auf dem Gemälde ist unten rechts als Symbol für die Überfischung der Meere ein kleines Netz zu sehen.
Ein ähnliches Thema behandelt die Arbeit «Vita Auxilium» («Lebenshilfe») von Timea Tiffany Antal. Auf ihrem Bild hat sie mit Gesso und Acrylfarbe das «National Theater of London» gemalt. In einer Dauerschleife werden Blumen auf das Gemälde projiziert, die abwechselnd erscheinen und verschwinden. Damit will Timea Tiffany Antal das Spannungsfeld zwischen Zivilisation und Natur aufzeigen.
Auch Xjljaana Grässl spricht in einer grossen, farblich expressiven Komposition aus elf Collagen mit dem Titel «Mitakuye Oyasin - We are all related» («Alles ist miteinander verbunden») das existenzielle Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch an, das zum Nachteil der Natur immer mehr in Vergessenheit gerate.
Das vierte Werk zum Thema Umwelt trägt den Titel «Gletscherschmelze» und wurde von Navid Zelger gemalt. An zwei kontrastierenden Zeitaufnahmen vom Aletschgletscher zeigt Navid Zelger die erste Ungleichheit. Die zweite sieht er in der Verwendung der unterschiedlichen Maltechniken der Ölmalerei und des Action Paintings.
«Un Gleichgewicht» im Leben der Menschen
Lina Hofmann wünscht sich in ihrem technisch aufwendigen Video «Work-Life-Balance» am Beispiel vom Snowboarden, dass sich Freizeit und Arbeit ausgewogen ergänzen. Lina Hofmann bearbeitete 450 einzelne Fotos von Hand und fügte sie zu einem Videoclip zusammen, verband also das Analoge mit dem Digitalen.
In einer originellen Arbeit mit dem Titel «Pride Tarot» kreierte Joana Urwyler vier von «Pride» («Stolz der Bewegung der LGBTQ+-Community») inspirierte Tarotkarten. In diesem Zusammenhang betont Joana Urwyler die Diversität der Menschen und lässt die Besucher eine Zukunftskarte ziehen.
Ellen Maria Lussi wählte für ihre Porträts den Titel des Lieds «If I can dream» von Elvis Presley. Obwohl jeder Mensch andere ungleiche Träume, Lebensziele und Wünsche habe, sei es wichtig zu träumen, denn so könne die Welt im Ansatz verbessert werden.
«Un Gleich» über die Grenzen hinweg
Nino Frick stellt in seinem Dokumentarfilm «Ungleiche Antworten» zwei in Nidwalden wohnhaften Flüchtlingen aus Afghanistan und Somalia Fragen zu ihrer Heimat und zur Schweiz und vergleicht ihre Aussagen mit denen eines jungen Nidwaldners. «Es sind natürlich nicht immer die gleichen Antworten, und so ergibt sich das Gleiche und das Ungleiche, wobei am Ende die Ungleichheiten überwiegen», stellt Nino Frick fest.
In einer grossflächigen Darstellung mit drei Porträts und dominierenden weissen Zahlen beschreibt Anna Marti den Weg eines T-Shirts. Mit ihrer Arbeit «Kleider ‹machen› Leute» vergleicht Anna die stossenden Unterschiede bei den Verdienstmöglichkeiten einer Baumwollpflückerin und eines Detailhändlers in der Schweiz.
Beim Thema von Jasha Vaszary geht es um Ungleichheit und Rassismus. Er folgte der Meinung von Oscar Wilde, dass nur Persönlichkeiten und nie Prinzipien die Welt bewegten – ungleich den Prinzipien – und wählte 20 historische Persönlichkeiten aus, die sich zur Rassismusthematik unterschiedlich positionierten: «Bei der Wahl kam es mir nicht unbedingt auf die Wichtigkeit an, sondern auf das Streben, sich für etwas einzusetzen.» Zu diesen Personen suchte Jasha Vaszary Bilder und Zitate und bearbeitete sie so, dass die vereinfachten Porträts nun aufgehängt an der Decke zu sehen sind.
Die Ausstellung dauert im Nidwaldner Museum, Winkelriedhaus, bis zum 30. April. Übliche Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag.
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