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Zug

Serie ade – Schlaf juhe

Unsere Zuger Autorin Zoe Gwerder über die Suchtgefahr von Serien.

Es war letztmals vor rund 20 Jahren der Fall: Meine zwei Lieblingsserien, die ich damals wöchentlich schaute, strahlten innert einer Woche die letzte Folge der finalen Staffel aus. Dass ich mich noch heute da­ran erinnere, zeigt: Es war ein einschneidendes Ereignis. Fertig mit neuen Geschichten der sechs Freunde auf dem rostroten Sofa im Café, fertig mit nächtlichen Abenteuern der vier Frauen in Manhattan. Ein grosses Loch tat sich auf. Beinahe, als hätten sich gute Freunde aus dem Staub gemacht – und das erneute Schauen der mühsam auf Vi­deo­kassetten aufgenommenen Folgen nur ein kleiner Trost.

In Zeiten von Streamingportalen sollte man meinen, solche Momente hinter sich zu haben. Und bietet das gewählte Portal die gewünschte Serie nicht an, abonniert man ganz einfach für wenige Monate jenes Portal, das einem die Serienwünsche erfüllt.

Doch wie Sie wohl schon ahnen: Auch 2021 kann es solche Serienlöcher geben. Die eine Serie – Anwälte, Liebe um die Jahrtausendwende – war fürs Herz: Jeden Abend vor dem Einschlafen nahm ich mir vor, nur 10 Minuten zu schauen. Es wurden so gut wie immer die ganzen 40 Minuten und damit meist gegen 23 Uhr. Die zweite Serie, mit vielen Särgen und Spannung, war die Sendung fürs gemeinsame Schauen. Einige Abende pro Woche. Der Suchtfaktor: gross.

Da sowohl die Särge wie auch die Anwälte auf Streamingportalen liefen, war es nun purer Zufall – oder vielleicht unbewusst so gesteuert, wer weiss –, dass ich mit beiden Serien just am selben Abend fertig wurde. Herrje, was soll nun aus mir werden?!

Das Loch war da. Die Folgen nochmals zu schauen, war irgendwie keine Option. Und für eine neue Serie oder die Reaktivierung der sechs Freunde auf dem rostroten Sofa war ich noch nicht bereit.

Doch aus dem Schluss wurde ein Anfang – der Anfang der Entspannung: So schön es auch war, sich auf die Serie zu freu­en und diese in die Decke ge­kuschelt schläfrig zu schauen – viel schöner ist es nun, endlich einmal zeitig ins Bett zu finden, ein gutes Buch zu lesen, und wenn man müde ist, ohne mentalen Kraftakt das Licht bereits um 22 Uhr zu löschen. Um eine herrliche lange Nacht zu schlafen.

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