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«Seitenblick»: Corona: Was bleibt?

Praktikantin Desirée Hotz schreibt darüber, was sie die Coronakrise gelehrt hat.
Désirée Hotz.

Désirée Hotz

Das Klatschen ist verhallt, die Angst, nicht genügend WC-Papier zu besitzen, ebenso. Die Masken sind jedoch geblieben und sind wohl auch für die kommenden Monate das Trend-Accessoire. Und sonst? Was bleibt von der Pandemie?

Es widerstrebt mir, die Pandemie eine Krise zu nennen, denn für mich war sie keine Krise, sondern vielmehr eine Zeit der Reflexion. Nie kannte ich eine Welt ohne offene Grenzen, so lernte ich, dankbar dafür zu sein, zu Normalzeiten mich frei bewegen zu können. Nie kannte ich eine Welt, in welcher eine Lebensmittelknappheit drohte. Die Pandemie führt uns vor Augen, wie wichtig Pflegepersonal, Detailhandel-Angestellte, Postangestellte, Kinderbetreuer, Landwirte und Wissenschaftler sind.

Ja, auch meinen Plänen hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch meine Reiseziele laufen mir nicht weg. Und die Zeit droht mir bisher auch nicht auszugehen. In den Monaten, in welchen nur sehr wenig erlaubt war, durfte man sich Gedanken darüber machen, was man denn eigentlich machen will. Das ging, so erscheint es mir, zuvor oftmals im Alltagstrubel vergessen. Oft vergass ich im Alltag, was für Chancen sich mir bieten.

Schliesslich wurde mir auch klar, wie glücklich ich mich schätzen darf, durch diese Zeit gekommen zu sein, ohne eine mir nahestehende Person verloren zu haben. Wirtschaftlich stellt die Coronapandemie die wohl grösste Herausforderung für die Schweiz seit Jahrzehnten dar, doch wurde mir auch klar: Ich lebe wohl in dem Land, welches am besten gerüstet ist für eine solche Zeit. Man muss nicht Mal weit – in den Iran oder nach Brasilien – schauen, bereits in Italien sieht die Situation um einiges desolater aus.

Die Normalität ging über Nacht verloren und bleibt wohl für etliche Monate ein ferner Traum. Ja, ab und an wünsche ich mir auch das «Alte Normal» zurück. Doch meine Hoffnung ist, dass unsere Gesellschaft danach etwas besonnener, etwas dankbarer ist für all die Privilegien, die wir – auch jetzt noch – geniessen. Irgendwann wird es wieder anders sein, doch lamentieren nützt nur wenig: Das Virus wird so auch nicht schneller bekämpft. So will ich vor allem eins aus dieser Zeit mitnehmen: Dankbarkeit.

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