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«Weisch nu?»

Seit zehn Jahren geht's durch den Tunnel nach Engelberg

Mit der Eröffnung des Steilrampentunnels 2010 ist man heute gut eine Viertelstunde schneller in Engelberg. Doch der Weg dahin war gepflastert mit Wassereinbrüchen, Verzögerungen und Mehrkosten.
Am 11. Dezember 2010, um 10.47 Uhr, verlässt der erste Zug den neuen Steilrampentunnel in Grafenort.
Bild: Bild: Philipp Schmidli

Die Rede war von einem Quantensprung, den die Zentralbahn dank dem neuen vier Kilometer langen Steilrampentunnel zwischen Grafenort und Engelberg machen konnte. Dank ihm verkürzte sich die Fahrzeit zwischen Luzern und Engelberg von 61 auf 43 Minuten, während sich die Kapazität von 400 auf 1000 Personen stündlich erhöhte. Weil die Strecke mit 105 Promille weniger als halb so steil wie die Bergstrecke ist, können moderne Kompositionen nach Engelberg fahren.

Doch bis am 11. Dezember 2010 um 10.47 Uhr der erste Zug den Steilrampentunnel verlässt, um die Festbesucher in Grafenort abzuholen, ist es ein langer und steiniger Weg. Fünf Jahre länger als geplant dauern die Bauarbeiten, mit 176 Millionen kostet schliesslich der Tunnel fast 100 Millionen mehr als budgetiert.

Betonierte Schalen werden durch die Wasserkraft einfach eingedrückt

Vier Jahre nach dem Spatenstich im März 2001 hätte der Tunnel dem Verkehr übergeben werden sollen. Doch bereits ein Jahr nach Baubeginn beginnt die Leidensgeschichte, die den Bau verzögert und die Kosten in die Höhe treibt. Im August 2002 dringt Wasser in den Stollen der Steilrampe ein. Die Arbeiten können erst wieder im November aufgenommen werden, als eine Entwässerungsleitung erstellt ist. Es vergeht nicht einmal ein Jahr bis zu einem erneuten Wassereinbruch. Nun machen den Arbeitern auch Sand und Schlamm zu schaffen. Der Bund und die Kantone Ob- und Nidwalden bewilligen einen ersten Nachtragskredit von 25,8 Millionen Franken.

Den übelsten Wassereinbruch erlebt die Zentralbahn während des verheerenden Hochwassers im August 2005. Betonierte Schalen werden durch die Wasserkraft einfach eingedrückt. 1100 Liter pro Sekunde schiessen zu Tal. Der Eröffnungstermin wird auf 2008 verschoben.

Doch auch daraus sollte nichts werden. Nach insgesamt drei Wassereinbrüchen wird ein Marschhalt eingeschaltet. Der Tunnel ist im Rohbau praktisch fertig, grosse Probleme bietet aber ein rund 300 Meter langer Abschnitt im Quintnerkalk. Der Eröffnungstermin wird abermals verschoben. Ein zweiter Nachtragskredit von 34 Millionen Franken wird bewilligt.

«Wir haben keine vernünftige Alternative dazu»

«Der Tunnel muss fertig gebaut werden», sagt Ferdinand Keiser, damaliger Verwaltungsratspräsident der Zentralbahn, im September 2007 an einer Medienkonferenz. Denn in das Projekt sei bereits sehr viel Geld investiert worden «und wir haben keine vernünftige Alternative dazu», betont der ehemalige Nidwaldner Regierungsrat. Während des Marschhaltes hat die Ingenieurgemeinschaft ein Konzept für den Ausbau der 300 Meter langen Problemstrecke ausgearbeitet. Das vom Berg her drückende Wasser wird hinter dem Gewölbe alle sechs Meter mit Ringfugen abgefangen und fliesst in Leitungen, die es zum Tunnelportal und später in die Engelbergeraa befördert. 350 Bohrlöcher mit einer Tiefe von 6 Metern sorgen dafür, dass der Wasserdruck auf die Tunnelwand massiv verringert wird. 1100 Liter Wasser pro Sekunde können geordnet abfliessen, so sollte der Tunnel auch ein Jahrhunderthochwasser wie jenes von 2005 unbeschadet überstehen können.

Weil der Rohbau fertig sein soll, bevor die Schneeschmelze richtig losgeht, geben die Tunnelbauer alles. Während sieben Tage in der Woche arbeiten sie rund um die Uhr im Schichtbetrieb. Das trockene Wetter in diesem April 2009 hilft mit.

Der neue Tunnel ist 550 Meter kürzer als die alte Strecke.
Bild: Grafik: Loris Succo
(10. Dezember 2010)

Schulkinder dürfen durch den neuen Tunnel fahren

Am 11. Dezember 2010 ist es dann so weit. «Wir haben heute ein grosses Weihnachtsgeschenk erhalten und durften es sogar vor Weihnachten öffnen», sagt Anna Barbara Remund, die damalige Verwaltungsratspräsidentin der Zentralbahn, an der Tunneleröffnung. Mehrere Redner heben den Dank an die Kantone Obwalden und Nidwalden sowie an den Bund hervor, mussten diese doch zu 176 Millionen Franken Ja sagen zu einem Tunnel, der knapp 100 Millionen weniger hätte kosten sollen. 85 Prozent zahlte der Bund, 2,1 Millionen Engelberg, den Rest zahlten hälftig Ob- und Nidwalden. Ein kleines Feuerwerk knallt über dem Tunnelportal in Grafenort, bevor der aufsteigende Rauch den Blick auf den aus dem Tunnel herannahenden Extrazug nach Engelberg freigibt. Mit diesem offiziellen Zug geht's für die Gäste nach Engelberg. Dort werden sie von Schulkindern mit Ob- und Nidwaldner sowie Berner und Luzerner Fähnchen empfangen, bevor sie selber im Zug den soeben eröffneten Tunnel erstmals hinunter- und wieder hinauffahren dürfen.

Trotz aller Begeisterung zum neuen Tunnel, der vor Steinschlägen geschützt ist und die Fahrzeit verkürzt, schwingt bei der Bevölkerung auch Wehmut mit. Viele trauern der alten Bergstrecke mit dem Panorama nach.

Auch das machte im Dezember 2010 Schlagzeilen

Erste Länderpark-Bilanz fällt gut aus
Gut drei Monate nach der Wiedereröffnung des modernisierten und erweiterten Stanser Länderparks fällt die Zwischenbilanz gut aus. Gemäss Migros wurden die Erwartungen bezüglich Umsatz und Kundenfrequenz übertroffen. Ein Ärgernis für viele Kunden ist der lange Stau vor der Parkhausausfahrt, der sich zuweilen an Samstagen bildet. Die Autofahrer verleihen ihrem Unmut über die Wartezeit auch schon mal mit Hupkonzerten Ausdruck.
Kälte fährt Indern durch Mark und Bein
Der Kälterekord auf dem Titlis von minus 27 Grad wird im Dezember 2010 zwar nicht gebrochen, aber viel fehlt nicht. Minus 25,5 Grad zeigt die Messstelle am 15. Dezember 2010 an. Durch den starken Wind sinkt die gefühlte Temperatur dabei bis zu minus 40 Grad.
Beheizte Rampen verhindern Eis
Fast wie auf normalen Strassen und doch nicht ganz: Die rund 500 Meter lange «Lopper-Stei-Brugg», die seit Ende März 2010 Hergiswil mit Stansstad verbindet, weil die Seestrasse wegen eines Felssturzes gesperrt ist, weist punkto Winterdienst einige Besonderheiten auf. Eine besondere Herausforderung stellen die beiden Stahlträger an den Übergängen zwischen der Pontonbrücke und dem «Festland» dar. Ein Warmluftgebläse verhindert unter den stählernen Rampen, unterstützt durch Salz, die Bildung von Glatteis.
Bankräuber schafft es nur bis nach Horw
Die unheimliche Serie von vier Banküberfällen in einem Jahr auf zwei Banken in Alpnach fand am 3. Dezember 2009 ein Ende. Am 21. Dezember 2010 schlägt erneut ein Bankräuber zu. Er kann kurze Zeit nach dem Überfall auf die Filiale der Kantonalbank verhaftet werden. Aufgrund der Beschreibung des Autoschildes und des Fluchtfahrzeuges kann eine Patrouille der Obwaldner Kantonspolizei die Verfolgung aufnehmen. Auf der A2 geht's nach Horw, wo an einem geschlossenen Bahnübergang Endstation ist. Zusammen mit der Luzerner Polizei kann die Kantonspolizei Obwalden ihn schliesslich verhaften.

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