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Obwalden

Seeüberquerung: «Etwas, das nur ganz wenige gemacht haben»

110 Oberstufenschüler der Schule Sachseln haben gestern den Sarnersee überquert, 88 von ihnen als Schwimmer. Sie bewältigten 1100 Meter vom Steinibach bis nach Wilen.
Guten Mutes vom einen Seeufer ans andere. (Bild: Marion Wannemacher, Sachseln, 22. August 2018)

Marion Wannemacher

Ein bisschen frisch ist es schon, so früh am Morgen. Um 7.30 Uhr stehen gestern über 30 Oberstufenschüler der Schule Sachseln am Seeufer des Sarnersees, da, wo der Steinibach in den See mündet. Martina Halter zittert, vielleicht nicht nur wegen der Temperaturen. «Ja», räumt sie ein, «ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Aber ich find’s cool.» Sie gehe gern und viel schwimmen, vor allem in die Sachsler Badi. Auf dem Stundenplan stünden heute für sie und ihre Kolleginnen Deutsch und Mathe. Was machen alle lieber?»Seeüberquerung», rufen sie im Chor.

Alle 110 Schüler der Oberstufe nehmen daran teil, 88 als Schwimmer, der Rest im Grosskanadier. Natürlich in Gruppen. Bis 11 Uhr werden alle die Strecke über 1100 Meter vom Steinibach gerade rüber nach Wilen zurückgelegt haben – ob im Wasser oder Kanu. Das erfordert präzise Organisation. «Es ist eine logistische Herausforderung», erklärt Kathrin Fischbacher, Geschäftsführerin vom Kanuzentrum Vierwaldstättersee. «Es ist aufwendig, weil es das erste Mal ist. Für den Ablaufplan haben wir schon ein paar Stunden gebraucht.»

Die Schwimmweste ist Bedingung

Roly Gasser, Einsatzleiter der SLRG, Sektion Obwalden, geht von Gruppe zu Gruppe und hilft beim Anlegen der Schwimmwesten. Trieb ihm die Anfrage der Schule Sachseln, mit der gesamten Oberstufe den See zu überqueren, den Schweiss auf die Stirn? «Es ist machbar», sagt er, «wenn man alle Punkte berücksichtigt. «Der Fokus muss auf der Sicherheit liegen. Die Schwimmweste ist Bedingung. Ertrinken findet lautlos statt», gibt er zu bedenken. Das Schwimmen im See sei komplett anders als im Pool. Er warnt jeden davor, sich selbst zu überschätzen, und die Strecke ohne Begleitung zu wagen.

Vor den Ferien wurden die Jugendlichen an einer Informationsveranstaltung orientiert, sie mussten mit ihren Eltern Fragebögen ausfüllen. Allein 30 Helfer sind im Einsatz für allfällige Notfälle, Begleitung und Transport. Für die Seeüberquerung ist das Spital informiert, die Polizei musste eine Bewilligung erteilen. Vor Ort ist Rolf Bucher, der Fachverantwortliche Seepolizei der Kantonspolizei Obwalden, mit einem Kollegen – natürlich im Boot. «Die ganze Organisation und Vorbereitung ist ein sauberes Konzept», lobt er.

Kurz vor dem Start kommen ein paar Mütter, um zuzuschauen. Handys werden gezückt, die Szenerie geknipst. «Ich find’s eine coole Idee», lobt Erika von Moos, deren Tochter Chiara gleich ins Wasser steigt. «Die Sicherheit ist gewährleistet, sie sind sicher stolz, wenn sie es geschafft haben.» Daniela Koch, deren Zwillinge Sophie und Maria dabei sind, stimmt ihr zu: «Die wenigsten Kinder haben die Möglichkeit, den See zu überqueren, es ist wirklich top organisiert.»

Los geht es, die Schwimmer stürzen sich in die Fluten, die begleitenden Boote und Stand-up-Paddler stechen in See. Schnell sind sie, auf der anderen Seeseite kommt schon bald die andere Gruppe entgegen. Rektor Remo Krummenacher nimmt Oberstufenlehrer Patrick Berwert aus dem Organisationskomitee in seinem Boot mit. «Ich wollte schon immer mal mit dem Boot zur Arbeit fahren», witzelt er. «Was für ein Arbeitsplatz», schwärmt Berwert vom funkelnden Sarnersee. Seit halb fünf am Morgen ist Letzterer auf den Beinen. Im Herbst vergangenen Jahres begannen die Vorbereitungen, die vergangenen Tage waren intensiver.

Die beiden holen die Kleider derjenigen ab, die von Wilen gestartet sind. Wieder zurück an der Einmündung kommen bereits die ersten Schwimmer an. Lehrer Berwert gratuliert ihnen. «Den See zu überqueren ist anspruchsvoll», ist er sich bewusst. «Das ist etwas, das nur ganz wenige gemacht haben.» Niki Bolender freut sich. Er gehört nun dazu. «Man ist stolz, wenn man weiss, was man erreicht hat», sagt der 14-Jährige.

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