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Schwendi: «Katharina Knie» ist eine echte Herzenssache

Im bunt ausgestatteten Alptheater wird wieder temperamentvoll gespielt, herrlich musiziert und gesungen. Zuckmayers Klassiker «Katharina Knie» ist aber für Initiant Beppi Baggenstos nicht nur Theater: Die Produktion kommt von tiefstem Herzen.
Musik und Lieder verleihen dem Klassiker im Schwander Alptheater neuen Zauber und Glanz. (Bilder: Romano Cuonz (Stalden, 13. Juni 2018))
Berührendes Gespräch zwischen Vater Knie (Beppi Baggenstos) und seiner Tochter Katharina (Anela Imfeld).

«Vor zehn Jahren schenkte ich Angela Imfeld zum Geburtstag ein altes Seiltänzerkleidchen, verbunden mit dem Wunsch, dass ich dereinst mit ihr zusammen das Stück ‹Katharina Knie› spielen möchte», erzählt Theatermacher und Schauspieler Beppi Baggenstos. Und jetzt übernimmt die junge Frau in seinem Alptheater tatsächlich die ebenso attraktive wie herzerweichende Rolle an der Seite von Vater Knie.

Nun muss man noch wissen: Angela Imfeld lebt seit ihrer Kindheit mit ihrer Mutter bei Baggenstos und er ist für sie wie ein zweiter Vater geworden. «Ja, für mich ist diese Inszenierung eine wahre Herzensangelegenheit», sagt der alte Theaterfuchs. Zumal er das Stück 1972 in Stans schon als kleiner Bub gesehen hatte. «Es war eine unvergessliche Aufführung mit Martha Huwiler-Käslin, Ruedi Odermatt und meinem eigenen Vater in Hauptrollen, eine Inszenierung, die mich prägte», so Baggenstos.

Musik macht das alte Stück neu

All die Erinnerungen und Emotionen in Ehren: Doch wie soll man diesem Klassiker Carl Zuckmayers, der 1928 in Berlin uraufgeführt und seither unzählige Male gespielt worden ist, nochmals ein neues Flair geben? Selbst um eine Antwort auf diese Frage war Beppi Baggenstos nicht verlegen. Wissend, wie viel musikalisches Potenzial in seinem Ensemble steckt, konnte er getrost zu den Lied-Kompositionen greifen, die Mischa Spoliansky 1957 für ein Musical unter dem gleichen Titel kreiert hatte.

Dabei unterstützten ihn Stefan Wieland und der mit viel Gespür zu Werke gehende musikalische Bearbeiter Florian Meier. Beinahe kabarettistische Chansons gibt es da. Verpackt in teils prickelnde Rhythmen sind sie als eigentliche Glanzlichter geschickt ins Stück eingefügt. Auch wenn im Alptheater das ursprünglich vorgesehene, grosse Orchester niemals Platz fände: die beiden exzellenten Musikerinnen Gaby Keller (am Klavier wie auch als Gaby Knie agierend) und Larjssa Bohner (im farbigen Kostüm der Laurentia Knie mit virtuosem Violinenspiel) vermögen es dank musikalischer Präzision und viel rhythmischem Einfühlungsvermögen problemlos zu ersetzten.

Keine Frage: Die Momente, in denen die Laienspieler als Solisten auftreten, sich zu Duetten oder einem Zirkuschor formieren, werden für alle Zuschauer unvergesslich bleiben. Wahre Glanzstücke sind die fürs Alptheater in Mundart übersetzten Lieder. Gesungen von kräftigen Männerstimmen etwa des Beppi Baggenstos als Vater Knie oder von Lex Friedrich als prächtigem Clown Julius Schmittlolini. Ein Genuss ist es auch, den voluminös schönen Frauenstimmen von Marianne Friedrich als Bippo oder Annemarie Wieland als Rotackerin zuzuhören.

Und erst das wunderschöne Lied vom kleinen Eselchen: Angela Imfeld singt es sehr fein und rührt einen damit zu Tränen. Weiter wären noch der fiese Vetter Scheel – von Urban Riechsteiner adäquat gemimt –, Dani Britschgi als in Katharina unsterblich verliebter Rothacker-Bauer, Florian Meier, ein musikalischer Italiener-Junge, Eggi Gabriel, der Polizist und Flavia Berwert, eine urkomische Gerichtsvollzieherin zu erwähnen. Alle tragen sie zu einem wahren Theatervergnügen auf der Alpwiese hoch über Stalden bei.

Bewegende Zirkusgeschichte

Die gedeckte Freilichtbühne, ausgestattet mit Zirkuswagen und all den liebevoll zusammengestellten Details – wie man sie bei Beppi Baggenstos’ Stücken eben kennt und liebt – gibt genau das richtige Milieu für den kleinen Zirkus, in dem sich die bewegende Geschichte zuträgt. Verstärkt wird alles auch noch durch die reich verzierten, buntfarbigen Kostüme.

Worum geht es? Der Wanderzirkus gastiert im kleinen Dorf. Das Geld ist knapp, die Gerichtsvollzieherin steht vor der Tür. Genau jetzt klaut Katharina für ihr hungerndes kleines Eselchen bei einem Bauer zwei Hafersäcke. Statt dafür bestraft zu werden, entsteht daraus eine Liebesgeschichte zum Bauernsohn Martin. Katharina verlässt ihren Vater und die Seiltänzertruppe und wird sesshaft. Allerdings nur bis zu jenem Tag im kommenden Jahr, an dem die Truppe wieder ins Dorf zurückkehrt. Warum sie dann doch in die Fussstapfen ihres Vaters tritt, sei hier nicht verraten. Nur so viel: Diese Zirkusgeschichte bewegt ...

Alptheater auf der Schwendi ob Sarnen. Die 25 verbleibenden Aufführungen sind ausgebucht. Beppi Baggenstos hat aber an allen Abenden zusätzliche Plätze ausgespart, die man über Telefon 079 378 72 10 buchen kann.

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