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Luzern

Schützen ärgern sich über Luzerner Stadtrat: Pläne für modernes Sportgebäude stossen auf Widerstand

Die alte Zihlmatt-Schiessanlage in der Stadt Luzern soll einem modernen Gebäude für den Hochschulsport weichen. Der Stadtrat legt sein Veto ein.
Stadtschützenpräsident Renato Steffen vor dem Gebäude der alten Allmend-Schiessanlage. (Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 14. Januar 2020))
Ein fertig ausgearbeitetes Projekt gibt es noch nicht, aber so oder ähnlich könnte das von den Schützen geplante neue Sportgebäude aussehen. (Visualisierung: PD)

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Die Schützengesellschaft der Stadt Luzern liegt seit Jahren im Clinch mit dem Stadtrat. Grund dafür sind Pläne der Stadtschützen, ihre alte Zihlmatt-Schiessanlage auf der Allmend abzubrechen und durch ein modernes Sportgebäude zu ersetzen. Der Stadtrat lehnt dies ab.

«Die Haltung des Stadtrats ist für uns unverständlich», sagt Stadtschützen-Präsident Renato Steffen. «Das Raumangebot für den Sport, auch für den Hochschulsport, ist in der Stadt Luzern beschränkt. Hier könnten wir eine Lücke schliessen.» Auch für die 2021 in der Zentralschweiz stattfindende Winter-Universiade sei eine Aufwertung der Sport-Infrastruktur «dringend notwendig».

Neubau würde rund 3 Millionen Franken kosten

Das Gebäude, das die Stadtschützen abreissen möchten, liegt am Zihlmattweg, östlich der Allmend-Tennisanlage. Der zweistöckige Längsbau mit roten Fensterläden und dreistöckigem Kopfbau, in dem sich auch ein Restaurant befindet, ist laut Steffen dringend sanierungsbedürftig: «Durch den Bau des Tiefbahnhofs Allmend und der beiden Hochhäuser stieg der Grundwasserspiegel; dadurch ist im Untergeschoss Wasser eingedrungen.» Im Gebäude mit Baujahr 1929 befanden sich die Schiessstände der 2012 stillgelegten 300-Meter-Schiessanlage, für die als Ersatz daneben die heutige topmoderne Schiesssporthalle erbaut wurde.

Im Neubau, der gemäss Steffen rund drei Millionen Franken kosten würde, sind im UG Garderoben und Duschen vorgesehen, im Parterre Räume für Fitness/Kraft, Bewegung, Tanz und so weiter. Im OG soll es Büros und einfache Zimmer für Sportler geben. Der Luzerner Architekt Iwan Bühler, der zusammen mit Daniele Marquez bereits die benachbarte Swissporarena mit den beiden Hochhäusern realisierte, hat im Auftrag der Stadtschützen ein Vorprojekt erstellt. «Das Gebäude orientiert sich an der Architektur der bestehenden Allmend-Neubauten», sagt Steffen. Die Materialisierung soll in Holz oder Beton erfolgen.

Hochschulstandort begrüsst neues Gebäude

Laut Steffen ist das Interesse der Sportverbände gross. Bereits Ende 2017 schrieb Urs Dickerhof, damals Präsident der IG Sport, zuhanden des Stadtrats, das Projekt passe «hervorragend zu den in den letzten Jahren entstandenen Sportanlagen». Es sei «eine Chance, die nicht verpasst werden darf», beschied die kantonale Sportförderungskommission. Die FCL Innerschweiz AG betonte, der Ersatzbau würde «vielen Sportorganisationen nützliche Räumlichkeiten bieten».

Die Stadtschützen würden die Räume dem Hochschulsport günstig vermieten, sagt Steffen: «Wir wollen nichts verdienen, nur die Unterhaltskosten und Amortisation sicherstellen.» Der Hochschulsport Campus Luzern (HSCL) hat im benachbarten Sportgebäude Allmend zwei Sporthallen, die er gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Luzern betreibt. «Durch den Neubau der Stadtschützen könnten sich viele positive Synergien für den Hochschulsport und den Sportbetrieb auf der Allmend ergeben», sagt Patrick Udvardi, Leiter Hochschulsport Campus Luzern, auf Anfrage. Der Standort passe zur Sportanlagenstrategie, welche die Rektorenkonferenz der drei Hochschulen Luzern mit den fünf Hochschulstandorten Bahnhof Luzern, Allmend, Viscosi, Rotkreuz und Horw sowie insgesamt 12'000 Studierenden 2017 abgesegnet habe.

Stadtschüzen vergassen Eintrag im Gestaltungsplan

Der Neubau in der Zone für Sport- und Freizeitanlagen sei «aus kantonaler Sicht zonenkonform» und entspreche der «Zielsetzung zur Siedlungsentwicklung nach innen», schrieb im März 2018 die Dienststelle Raum und Wirtschaft (rawi) des kantonalen Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement. Allerdings liege die abschliessende Beurteilung sowie die Vereinbarkeit mit der kommunalen Allmendplanung im Zuständigkeitsbereich der Stadt Luzern.

Luzerns Stadtrat stützt sich bei der Ablehnung des Projekts auf das 2006 vom Stadtparlament genehmigte Entwicklungskonzept Luzerner Allmend. «Damals wurden verbindliche Vorgaben für die weitere Projektierung von Aus-, Umbau- und Sanierungsmassnahmen auf der Allmend formuliert», sagt die heutige Baudirektorin Manuela Jost. «Zudem wurden damit Leitplanken gesetzt, die sicherstellten, dass der offene und frei zugängliche Landschaftsraum als vielfältig nutzbares Naherholungsgebiet auch für kommende Generationen erhalten bleibt.» Es sei «nicht der richtige Ort für ein weiteres Sportgebäude», sagt Jost: «Gemäss Entwicklungskonzept Allmend sollen mittel- bis langfristig die Hochbauten in diesem Gebiet der Allmend reduziert werden.»

Eine Änderung des darauf basierenden Gestaltungsplans lehnt der Stadtrat ab. «Das teilten wir der Stadtschützengesellschaft schon Anfang 2018 mit», sagt Jost. Der Gestaltungsplan umfasst Fussballstadion, Leichtathletiktribüne, Sportgebäude, Wohnhochhäuser, altes Schützenhaus, neue Schiesssporthalle und Tennisanlage. Für alle ist im Gestaltungsplan ein Baubereich eingezeichnet, nur für das alte Schützenhaus nicht. «Die Stadtschützen haben es damals verpasst, einen solchen Eintrag zu beantragen», räumt Steffen ein. Er ärgert sich dennoch über den Stadtrat: «Beim Tennisclub hat die Stadt ein neues Gebäude erstellt, bei uns soll das nicht möglich sein, das ist kleinlich.» Die Stadt wende Grundlagen und Gesetze «im eigenen Interesse willkürlich an».

Die Stadtschützen seien der Stadt beim Bau der Swissporarena und der Wohnhochhäuser entgegengekommen, betont Steffen: «Ohne unser Einverständnis wäre deren Bau nicht möglich gewesen.» Deshalb erwarte er jetzt auch eine «gewisse Grosszügigkeit der Stadt». Das Areal, auf dem das Fussballstadion und die Allmend-Hochhäuser stehen, gehörte früher den Stadtschützen. Sie traten es der Bauherrschaft ab; als Gegenleistung finanzierte diese den Bau der Schiesssporthalle.

Auch ein Abbruch wäre möglich

Gemäss Artikel 178 des kantonalen Planungs- und Baugesetzes habe das alte Schützenhaus Bestandesgarantie, sagt Stadträtin Jost: «Es kann erhalten, zeitgemäss erneuert, in seiner Nutzung teilweise geändert und zeitgemäss erneuert werden.» Auch ein Abbruch sei möglich, «nur kann dann kein Neubau erstellt werden, weil es dafür keinen Baubereich gibt». Steffen schüttelt darüber den Kopf. «Theoretisch könnten wir also eine neue Fassade um das bestehende Gebäude ziehen, dieses abreissen und innerhalb der neuen Fassade einen Neubau errichten», sagt er zynisch.

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