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Obwalden

Renommierte Stiftung zieht wegen Schenkungssteuer nach Kerns

Die Stiftung Dr. J. E. Brandenberger vergibt einen der höchst dotierten Preise der Schweiz – neu von Obwalden aus. Damit müssen die Preisträger die erhaltenen Beiträge künftig nicht mehr versteuern.
Stellt sein Büro in Kerns als Domizil für die Stiftung zur Verfügung: Nationalrat Karl Vogler. (Bild: Corinne Glanzmann, 28. August 2019)

Philipp Unterschütz

«Tue Gutes und sprich darüber» – nicht für alle hat das geflügelte Wort seine Gültigkeit. So gibt es in der Schweiz zahlreiche Mäzene und Stiftungen, die Sport, Kultur, Humanität, Randständige, Regionen und vieles andere unterstützen oder überhaupt erst ermöglichen, aber ihr Engagement nicht an die grosse Glocke hängen wollen. Zu ihnen gehört auch die Stiftung Dr. J. E. Brandenberger, die als gemeinnützig gilt und der eidgenössischen Stiftungsaufsicht ESA unterstellt ist (siehe Kasten unten).

Deshalb ist sie auch den wenigsten Leuten ein Begriff, obwohl sie Jahr für Jahr einen der höchst dotierten Preise der Schweiz vergibt. Seit 1990 gehen jährlich 200'000 Franken an eine herausragende Schweizer Persönlichkeit, die sich um die humanitäre Kultur, den sozialen Fortschritt oder die Hebung des Lebensstandards in besonderer Weise verdient gemacht hat. 2018 war dies beispielsweise ETH Professor Dr. Reto Knutti, der sich seit Jahren mit grossem Einsatz für den Schutz des Klimas engagiert und weltweit als Kapazität geachtet wird.

Ohne Schenkungssteuer bleibt mehr Preisgeld

Seit kurzem operiert die Stiftung nun vom Kanton Obwalden aus. Sie ist von Zürich nach Kerns an die Adresse von Nationalrat Karl Vogler gezogen. «Weil ich Professor Knutti persönlich kenne und seine Tätigkeit sehr schätze, habe ich vergangenen November die Einladung zur Preisverleihung angenommen», erzählt Karl Vogler.

Dabei sei er auch mit dem Präsidenten des Stiftungsrates, alt Ständerat Carlo Schmid von Appenzell Innerrhoden, ins Gespräch gekommen. Es habe um den Preis von 200'000 Franken immer wieder Diskussionen gegeben, weil er bisher der Schenkungssteuer unterlegen sei. «Die Preisträger stecken das Geld aber nicht in die eigene Tasche, sondern es wird immer für ihr jeweiliges Engagement, für das sie ausgezeichnet worden sind, investiert», erklärt Vogler. Wegen der Schenkungssteuer hätten die Gewinner aber einen rechten Teil des dafür bestimmten Preisgeldes nicht für ihre Tätigkeit zur Verfügung gehabt. Rund 20 Prozent gingen an den Fiskus. Weil Obwalden die Schenkungssteuer abgeschafft habe, sei es für die Stiftung und für die Preisträger also von Vorteil gewesen, das Domizil zu verlegen.

Dass er seine Anwaltspraxis als Domizil angeboten habe, sei eine Ausnahme. «Bei meiner Anwaltspraxis sind sonst keine weiteren Stiftungen oder Firmen unter meinem Domizil gemeldet. Ich besetze auch keine lukrativen Verwaltungsratsmandate. Ich wollte immer unabhängig bleiben», erklärt Vogler, der noch bis im Dezember in Bern im Parlament sitzt und sich dann aus der Politik zurückzieht. «Ich bin aber wirklich überzeugt von der guten Wirkung dieser Stiftung und kenne auch etliche Personen aus dem Stiftungsrat und der Preiskommission von meiner politischen Tätigkeit her persönlich. Daher habe ich hier eine Ausnahme gemacht.»

Brandenberger ist der Erfinder des Cellophans

Eigentliche Pflichten hat Karl Vogler als Domizilgeber nicht. «Ich leite einzig die Post ungeöffnet weiter.» Weil die Stiftung als gemeinnützig eingestuft ist, muss sie auf ihr Kapital keine Steuern zahlen. Insofern hat der Kanton nichts davon, dass sie nach Obwalden gezogen ist. «Es wird aber sicher so sein, dass künftig der Stiftungsrat ab und zu hier tagt», so Vogler.

Die Stiftung Dr. J. E. Brandenberger wurde von der im Juli 1986 in Oetwil an der Limmat verstorbenen Irma Marthe Brandenberger ins Leben gerufen. Ihr Vater Jacques Edwin Brandenberger (1872–1954), hatte sich durch verschiedene Erfindungen als Chemiker einen Namen gemacht, vor allem aber durch die Viscosefolie «Cellophan». Diese wurde von ihm zur kommerziellen Reife geführt und setzte zu einem weltweiten Siegeszug an, was die Familie reich machte. Irma Marthe Brandenberger, die sich immer stark dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt hatte, gründete die Stiftung und vermachte ihr den gesamten Nachlass, nach Ausrichtung einer stattlichen Anzahl von Legaten.

Unabhängig von Geschlecht und konfessioneller oder politischer Überzeugung, sollen besondere Leistungen auf dem Gebiete der Natur- und Geisteswissenschaften, der Sozialarbeit, der Förderung und der Erhaltung der humanitären Kultur sowie der Hebung des Lebensstandards prämiert werden. Eine Preiskommission, die von der kürzlich verstorbenen alt Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz präsidiert worden war und die sich aus Vertretern wissenschaftlicher, sozialer und kultureller Gremien zusammensetzt, schlägt dem Stiftungsrat Kandidaten vor.

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