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Luzern

Rektor der Volksschule Kriens: «Auf Prüfungen lernen ist nicht verboten»

Wie läuft es an der Primarschule in Kriens, nachdem zu Beginn des Schuljahres 2018/19 die Hausaufgaben abgeschafft wurden? Rektor Markus Buholzer ist zufrieden, sieht aber noch Entwicklungspotenzial.
Über den Sinn und Nutzen von Hausaufgaben wird an diversen Schulen im Kanton Luzern diskutiert. (Symbolbild: Pius Amrein, Schwyz, 20. Oktober 2016)

Susanne Balli

Primarschule ohne Hausaufgaben: Das tönt für viele Schülerinnen und Schüler, aber auch für viele Eltern verlockend. Kriens hat zu Beginn des Schuljahres 2018/19 auf der Primarstufe die klassischen Hausaufgaben abgeschafft und stattdessen obligatorische und freiwillige Lernzeiten eingeführt. Mit der neuen Praxis hat die Schule national das Interesse auf sich gezogen. «Viele Schulen aus der ganzen Schweiz haben sich gemeldet oder weisen darauf hin, dass sie den Prozess in Kriens verfolgen, weil er bedeutsam ist», sagt Markus Buholzer, Rektor der Volksschule Kriens auf Anfrage.

Nach dem ersten Schulhalbjahr ohne Hausaufgaben zieht er ein durchwegs positives erstes Fazit, «auch wenn es da und dort noch Entwicklungen braucht». Die Lernziele können laut Buholzer auch ohne Hausaufgaben erreicht werden. «Schüler fühlen sich nach der Schule entlastet», sagt er. Es gebe sehr viele positive Rückmeldungen und auch konstruktive Fragen, die zeigen, dass eine Schule ohne Hausaufgaben eine breite Akzeptanz erfahre. «Es ist aber ein Prozess. Hausaufgaben sind stark verankert. Dieses Schema zu durchbrechen und eine Schule ohne Hausaufgaben zu positionieren, braucht Zeit», so Buholzer.

Transparenz bei Lernzielen wichtig

Mit den eingeführten Lernzeiten haben laut Buholzer alle Kinder die Möglichkeit, sich in schulischen Fragen begleiten zu lassen. «Natürlich wird zu Hause beispielsweise noch auf Prüfungen gelernt. Das ist ja nicht verboten», sagt der Rektor. Die Prüfungsvorbereitung beginne mit der Lernzieltransparenz, also ganz zu Beginn einer Unterrichtseinheit. Darum müsse dem Prozess «Lernen lernen» viel Bedeutung beimessen. Ziel müsse sein, dass die Kinder im Verlaufe des Lernprozesses alle Inhalte des Lernziels kennen. «Kinder haben die Fähigkeit zu merken, was sie brauchen. Viele Kinder können das schon gut, andere müssen herangeführt werden.» Darum lege die Schule Kriens schon seit Jahren Wert auf kooperative Unterrichtsformen.

Buholzer sieht im neuen System noch Verbesserungspotenzial. So müssen Lernprozesse neu verstanden werden. «Lernen findet oft auch in der Freizeit statt.» Darum sei die freie Zeit für die Kinder sehr wichtig. Draussen verbunden sein mit anderen Kindern, Spiele, Sport, Musik und anderes lösen wichtige Lernprozesse aus. «Dieses andere Lernverständnis muss noch besser akzeptiert werden», sagt er. Auch müsse die Rolle der Lehrperson während der freiwilligen Lernzeit da und dort noch geklärt werden. Auch eine möglichst hohe Transparenz den Eltern gegenüber sei Thema im Optimierungsprozess.

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