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Luzern

Pflanzenheilkunde und rauschfreies Cannabis – Krienser Traditionsdrogerie geht neue Wege

Nach 30 Jahren übergeben Zeno und Heike Fassbind ihre Drogerie an Simon und Ivana Frey. Mit einem geänderten Ladenkonzept will das junge Ehepaar zusätzliche Kunden anlocken.
Simon und Ivana Frey mit Baby Julian (links) übernehmen die Drogerie von Zeno und Heike Fassbind. Bild: Corinne Glanzmann (Kriens, 2. Januar 2019)

Larissa Haas

Während 60 Jahren hat sich der Name Fassbind in den Köpfen der Krienser Bevölkerung als Drogeriefachgeschäft eingebrannt – zunächst unter der Führung von Heinrich «Heiner» Fassbind, ab 1989 von seinem ältesten Sohn Zeno Fassbind. Nun gehen er und seine Frau Heike in Pension. «Wir sind glücklich, dass wir jemanden gefunden haben, der unser Geschäft übernimmt und mit seinem Namen dahintersteht», sagt Zeno Fassbind.

Seit Anfang Jahr wird das Lokal an der Luzernerstrasse von Simon und Ivana Frey als Naturheildrogerie Frey AG geführt. Fassbind betont, dass die Übernahme die «bestmögliche Option» gewesen sei: Die Traditionsdrogerie bleibe als Familienbetrieb bestehen und müsse keinem Grossverteiler oder Ladenkette das Feld räumen.

«Pflanzenheilkunde als Steckenpferd»

Welche Pläne haben die neuen Betreiber? «Wir sehen künftig die Pflanzenheilkunde als unser Steckenpferd», sagt der 29-jährige Simon Frey. Er und seine Frau Ivana (26) seien Spezialisten in diesem Gebiet. Simon Frey sagt von sich, er sei dank seiner Tätigkeit in der Gstaader «Luxusdrogerie» Grünigen mit den neusten Trends konfrontiert worden, nicht zuletzt wegen der Touristen. Sie lehrten ihn, dass «die Schweiz, was Nachhaltigkeit und Natürlichkeit anbelangt, im internationalen Vergleich mehrere Jahre hinterherhinkt».

Ein Stichwort sei auch CBD, das rauschfreie Cannabis. Dessen medizinische Vorzüge habe er über seine Ladenregale postuliert – auch in Kriens wird dies der Fall sein. Zudem soll das Sortiment mit einem «Unverpackt-Ecken» nachhaltiger werden: Die Kunden bringen leere Behälter mit und füllen diese mit Getreide, Bohnen oder Tee. Weiter könne man durch eine Fensterfront zusehen, «wie wir Tabletten pressen oder Salben mischen», sagt Simon Frey. Ausserdem wolle er Kräuterwanderungen organisieren – wie bereits in seinem früheren Betrieb.

Doch vor der Veränderung gehe es zunächst darum, sich im neuen Lokal zurechtzufinden und «den Krienser Kunden» kennenzulernen. «Für einmal sind wir wieder die Lernenden und auf die Hilfe von unseren Mitarbeitenden angewiesen», sagt Simon Frey. Wann das neue Ladenkonzept umgesetzt wird, sei offen. Allzu lange dürfte es nicht dauern.

«Es ist wichtig, dass wir in unserer Branche auf Trends reagieren. Es bringt nichts, wenn man nur da steht, wartet, und sich fragt, wo die Kunden bleiben».


so Simon Frey. Er wolle ein Einkaufserlebnis bieten – die wohl wichtigste Waffe im Kampf gegen die Online-Konkurrenz.

Letztere war bereits für Zeno und Heike Fassbind ein Begriff. «Der Preiskampf war immer frappant», sagt der langjährige Drogist. Der Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln boome. Auch das Parfumsortiment habe wegen der Billigpreise im Netz zunehmend einen schweren Stand. Zudem stelle das immer breiter werdende Sortiment der Grossverteiler Drogerien vor Herausforderungen: Nahmen in den 70er-Jahren etwa Spirituosen, Hauspflegeprodukte oder Schädlingsbekämpfungsmittel einen beachtlichen Teil des Fachwissens des Drogisten ein, prägen heute Gesundheit, Schönheit und Naturbezogenheit die Branche.

Trend gehe in Richtung Nachhaltigkeit

Weiter gibt es in Kriens andere Drogerien oder Apotheken. Doch die neuen Inhaber machen sich deswegen keine Sorgen. Rein theoretisch sei eine Drogerie ab 3000 Einwohnern rentabel. Mit rund 28000 Einwohnern in Kriens sei ihr Bestehen also durchaus berechtigt, so Simon Frey. Die grosse Herausforderung sei es, für die lokale Bevölkerung attraktiv zu bleiben. Dabei wollen die neuen Betreiber nicht nur den über die Jahre aufgebauten Kundenstamm der Familie Fassbind pflegen, sondern auch eine neue «junge, umwelt- und gesundheitsbewusste» Zielgruppe anziehen. «Wir wollen nicht als die Grünen abgestempelt werden, sondern als Betrieb, der die Bedürfnisse unserer Zeit kennt – und diese gehen Richtung Nachhaltigkeit.»

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