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Luzern

Pferdemarkt Ruswil: Vierbeiner buhlen erfolgreich um das Publikum

Der Pferdemarkt ist das Mekka vieler kleiner und grosser Pferdefreunde. Am Markt – der einen neuen Standort im Dorf hat – gibt es immer auch eindrückliche Geschichten rund um Pferd und Mensch zu erfahren.

Pferdegeruch liegt gestern Samstag in der Ruswiler Luft. Das kann nur eines bedeuten: Der Pferde- und Warenmarkt findet statt. Er besteht seit 1959 und ist seit langem der einzige seiner Art in der Deutschschweiz. Bisher hat er auf dem Ruswiler Marktplatz im Dorfzentrum seinen Standort gehabt. Aktuell ist dort aber eine unterirdische Parkanlage im Bau. Zügeln war deshalb angesagt. Die Pferdemarktkommission ist auf der Suche nach einem neuen Standort an der Rosswöschstrasse fündig geworden. Auf einem Areal der Rubag Ruswiler Bau AG findet sich nun für die Pferde und das Festzelt ein Terrain. Auf der verkehrsgesperrten Rosswöschstrasse können die vielen Marktfahrer ihre Stände errichten, ebenso findet sich ein Standort für die Landmaschinenanbieter.

Zufrieden blickt Martin Amrhyn, Präsident der Pferdemarktkommission, gestern Vormittag über das rege Markttreiben. «Eigentlich haben wir eine gute neue Situation, verkehrsmässig ist sie gar besser als oben rund um den Marktplatz.» Auch Händler und Standbetreiber rühmten die neue Situation. «Wir könnten es uns vorstellen, dass der Markt da bleiben könnte.»

Streicheln statt Feilschen und Kaufen

Die vielen anwesenden Pferdfreunde sind an diesem Samstag nicht in erster Linie Kaufinteressenten, sondern zumeist Pferdeliebhaber. Die Tiere bewundern, ihnen über die Nüstern streicheln, den warmen Atem fühlen, das ist bei ihnen angesagt. Anders allfällige Kaufinteressierte: Sie nehmen am Markt einen ersten Augenschein vor und suchen das Gespräch mit Händler oder Züchter. Konkretes Handeln und Feilschen finden aber heutzutage – anders als noch vor Jahrzehnten – kaum mehr am Markt selbst statt. «Das geschieht später beim Händler oder Züchter im Stall», sagt Martin Amrhyn. So werden denn wohl viele der aufgefahrenen 25 Vierbeiner, darunter niedliche Kleinpferde, Esel und Maultiere, einige Freiberger Freizeitpferde und auch einige Burgdorfer Pferde, nach dem Markttag wieder in den heimischen Stall zurückkehren. Zwar fand heuer keine traditionelle Jungstutenschau statt, wohl aber eine Verkaufsvorführung. Da präsentierten etwa auch die Züchter der Burgdorfer Rasse ihre stämmigen, arbeitsfreudigen Tiere.

Pferde und Menschen – häufig eine verschworene Gemeinschaft, auch mal eine Lebensgemeinschaft. Am Pferdemarkt sind solche Geschichten zu vernehmen. Da ist etwa der 49-jährige René Hertig aus Schlierbach. Er sei «ein frischer Rösseler», sagt er. Aber bereits «ein angefressener». So würde er sich von seinem vierjährigen «Castro», eben einem Burgdorferpferd, auf gar keinen Fall mehr trennen. «Wir haben uns gefunden.» Holz schleifen, Wagen fahren – das macht das Gespann vornehmlich zusammen. «So kann ich mich vom stressigen Chauffeurberuf erholen», sagt der Rösseler. Seinen Castro verkaufen? «Nein, da könnte mir einer eine Million bieten, ich gäbe ihn nicht.» Da ist auch Max Mathys aus Hildisrieden: 37 Jahre dauert die gemeinsame Zeit mit der Haflinger Stute Vreni und 24 Jahre mit deren Tochter Agatha. Auch er sagt unmissverständlich: «Wir gehören zusammen.»

Zufrieden mit dem Markttag sind auch die Marktfahrer: «Kurz und heftig» sei jeweils das Geschäft am Pferdemarkt, resümiert Erika Wissmann von der Wissmann Confiserie. Sie ist aus Ricken SG angefahren. Aber das sei auch gut so. «Lieber so, als den ganzen Tag aufwenden zu müssen, um den gleichen Umsatz zu haben.»

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