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Obwalden

Obwaldner Maturandin kreiert Trickfilm über Bartgeier

Mit ihrem Animationsfilm halste sich Anja Roosens  jede Menge Arbeit auf. Insgesamt 2600 Bilder musste sie für ihren Film parat machen und fotografieren. Für ihre Maturaarbeit erhielt sie auch Unterstützung der Stiftung Pro Bartgeier.
Maturandin Anja Roosens mit einem der Hintergrundbilder für ihren Animationsfilm. (Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 12. Dezember 2018))

Marion Wannemacher

Anja Roosens liebt Tiere. Daheim in Bürglen leben vier Katzen im Haus ihrer Familie. «Ich bin mit Tieren aufgewachsen.» Ausserdem ist die 17-Jährige gern kreativ. Für ihre Maturaarbeit wollte sie beide Anliegen miteinander verbinden. Schnell habe für sie festgestanden, dass sie ein Projekt im Bereich Tierschutz machen möchte. «Dies konnte ich in meiner Maturaarbeit», erzählt sie. Sie gestaltete einen kurzen Animationsfilm für die Internetseite der Stiftung Pro Bartgeier. Dieser sollte international verständlich sein.

Was Anja dabei von vornherein unterschätzt hatte: «Es kam eine enorme Arbeit auf mich zu. Bei grossen Produktionen steht ein ganzes Team dahinter. Ich habe meinen Film allein gemacht, das war ganz etwas anderes.» Zunächst jedoch befasste sich die Maturandin mit dem Bartgeier selbst. Sie fand heraus, dass der beeindruckende Vogel mit einer Spannweite von bis zu fast drei Metern kuriose Eigenschaften besitzt. «Zum Beispiel liebt er die Farbe Rot. Er sucht gern Gewässer auf, die Eisenoxid-haltige Sedimente enthalten und badet darin.» Auch habe der Aasfresser die Angewohnheit, zu grosse Knochen auf Felsen fallen zu lassen, damit sie in schnabelgerechte Stücke zerbrechen.

Allerdings traf Anja Roosens auch auf die Vorurteile, die dem majestätischen Alpensegler das Leben im 19. Jahrhundert so schwer gemacht hatten, dass er ausgerottet wurde. Im Frühjahr dieses Jahres schloss sich die Maturandin zum ersten Mal einer Auswilderung auf Melchsee-Frutt an und sah die Jungvögel aus der Nähe.

Auch traf sie sich mit dem Geschäftsleiter der Stiftung Pro Bartgeier, Daniel Hegglin, und der Regionalkoordinatorin für die Zentral- und Ostschweiz, Franziska Lörcher, und besprach mit ihnen die Ansprüche, die ein solcher Film erfüllen müsse. Er sollte den Bartgeier als sympathisch, kurios und interessant darstellen, legte sie fest. «Zuerst verfasste ich ein Storyboard, verfolgte aber einen Ansatz, den ich wieder verwerfen musste», erzählt sie. Dabei thematisierte sie Schwierigkeiten bei der Auswilderung der Bartgeier. «Eigentlich wollte ich doch aber etwas Positives darstellen.» Ihr Coach Nadine Staub habe ihr schliesslich auf die Sprünge geholfen. «Sie fragte mich, wieso mich Bartgeier begeistern. Ich überlegte, wenn ich begeistert bin, dann sind es auch andere.»

Der Plot ihres rund viereinhalbminütigen Films ist einfach: Eine Wanderin wird von einem Knochen am Kopf getroffen, den Bartli, der Bartgeier, fallen gelassen hat. Sie stürzt und erschrickt über den mächtigen Vogel. Dieser findet beim Überfliegen der Landschaft einen roten Tümpel, badet darin und fliegt davon.

Unterschiedlichste Materialien und Farben

Viel Freude habe ihr vor allem das Ausgestalten der sieben Hintergründe gemacht, erzählt Anja Roosens. Sie schwelgte in Materialien und Farben. «Ich arbeitete wild drauf los», erzählt sie und strahlt. Dabei erlaubte sie sich eifriges Experimentieren: Tee beispielsweise färbte sie mit Acrylfarben und gestaltete so eine Alpwiese auf einem Berg. Auch Watte, Kaffee, Papiertaschentücher und Tannenzweige kamen zum Einsatz. Figuren und Landschaft sind naiv und vereinfacht dargestellt und erscheinen in bunten Farben. Was sie rasch feststellte: «Ein einziger Fehler im Storyboard bedeutet später extrem viel Aufwand, um diesen zu korrigieren.»

Ohne Engelsgeduld keine fliessenden Bewegungen

Von der Technik her entschied sie sich für die «Cut-Out-Animation», die auch Legetrick genannt wird. Ein typisches Beispiel dafür ist die amerikanische Serie South Park. Im Keller richtete Anja Roosens ihr Studio ein und verbrachte in der Hauptphase ihrer Arbeit acht Stunden täglich mit Fotografieren. Immer wieder legte sie die Figuren neu auf den Hintergrund und fotografierte sie. «Wenn man die Geduld verlieren würde, merkt das der Betrachter sofort, die Bewegungen wären dann nicht fliessend.»

Insgesamt 2600 Bilder kamen so zusammen, zehn Bilder pro Sekunde. Jede Szene nahm sie sicherheitshalber dreimal auf. Gelernt habe sie dabei sicher viel, findet Anja. «Ich muss nicht in Problemen, sondern in Lösungen denken. Durch meine Maturaarbeit bin ich selbstsicherer und geduldiger geworden. Für Animationsfilme habe ich nun eine ganz andere Wertschätzung.»

Der Animationsfilm wird am 15. Januar auf der Webseite der Stiftung Pro Bartgeier aufgeschaltet: www.bartgeier.ch (Rubrik «News»).

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