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Obwalden

Obwaldner Winzer: Ernte 2018 hat in den Fässern nicht Platz

Ein Jahr nach der Jahrhundertkälte hatte Mutter Natur ein grosses Herz für die Weinbauern. Peter Krummenacher wüsste nicht, was diesen Sommer für seine Rebstöcke hätte besser sein können als die langen warmen Temperaturen.
Peter Krummenacher inmitten seines Weinkellers. (Bild: Markus von Rotz (Kägiswil, 12. Oktober 2018))

Markus von Rotz

Wir haben sie noch nicht vergessen, die Bilder von Kerzen in den Rebbergen quer durch die ganze Schweiz. Es war kalt im April 2017 in der Schweiz. Zu kalt für die Trauben. Viele erfroren. Weinbauern beklagten grossen Verlust. Auch an den Kulturen von Peter Krummenacher an den drei Hängen im Sarneraatal ging diese Wetterkapriole nicht spurlos vorbei. Vor allem die zweite Kälteperiode Ende April. «Doch weil die Reben wieder austrieben und es trotzdem ein relativ warmes Jahr wurde, blieben am Schluss etwa 60 Prozent des normalen Ertrags», blickt Peter Krummenacher, Winzer in Kägiswil, zurück. Beim Rotwein waren es bei einer Rebsorte sogar gegen 80 Prozent. «Die Weissweintrauben sahen zwar gut erholt aus, aber es hatte kaum Trauben an den Stöcken.»

Kirschessigfliege als einziger Wermutstropfen

Doch 2018 ist alles anders, schwärmt Krummenacher bei unserem Besuch. Der warme Sommer, der noch in den Herbst hinein dauert, hatte seine Wirkung: «Wir haben den eineinhalbfachen Ertrag, den wir jeweils anstreben, obwohl wir im Sommer eingegriffen und die Trauben stark dezimiert haben.» Statt des Zielertrags von 9 gab es 13 Tonnen Ernte. «Und wir haben überdies nur beste Qualität. Fragt man mich, was diesen Sommer hätte besser sein können, wüsste ich nichts.» Wirklich ein Ausnahmesommer, denn irgendetwas Negatives wie Hagel gebe es fast jedes Jahr. Nur einen kleinen Mangel gab es: An einer Traubensorte traf er noch die Kirschessigfliege an, aber aufs Ganze gesehen, sei der Verlust minimst.

«So wie der Frühjahresfrost von 2017 nicht Standard ist, so ist sicher auch der diesjährige Sommer nicht Standard.» Irgendwie aber scheine es, als ob die Natur solche Episoden ausgleiche. Ende August – üblich wäre ab Mitte September – begann die Ernte dieses Jahr, einen Monat später waren die Trauben abgelesen. An sechs Lesetagen haben bis zu zwei Dutzend Hände geholfen, vier bis sieben Stunden am Tag. Inzwischen lagern die Trauben bereits vergoren in den grossen Tanks. In einem normalen Sommer würde die Ernte in diesen Tagen zu Ende gehen.

Beim Rebstock-Leasing gibt’s noch Luft nach oben

Krummenacher, der Rebberge in Sarnen (Landenberg, Pfarrkirche) und zu Hause in der Tellen in Kägiswil hält, hat rund um den Landenberg 500 Rebstöcke im Leasing an Besitzer abgegeben, die sich jährlich einmal zu einem Apéro treffen und ihre Flasche Wein abholen können. Es gebe da noch Potenzial: «Es wäre schön, wenn alle 2000 Rebstöcke angeschrieben wären», schmunzelt Krummenacher. Derzeit läuft die erste Erneuerungsphase fünf Jahre nach dem Start. «Viele erneuern, oder es kommen neue Mitbesitzer dazu.» Ausbaupläne hat Krummenacher keine. «Hätten wir eine Hektare mehr, müssten wir jemanden anstellen, um die Arbeit zu bewältigen.» Man produziere auf 1,5 Hektaren rund 10'000 Flaschen pro Jahr, die erst einmal verkauft werden müssten. Doch bringe das Geschäft seit 2017 endlich auch Einkommen. Die früheren Jahre seien Aufbaujahre gewesen mit Investitionen von gegen einer halben Million Franken. Gerade jetzt investierte er wieder: Die Ernte 2018 erforderte den Kauf von zehn weiteren 228-Liter-Eichenfässern.

Der diesjährige Weisse und der Rosé werden im Mai 2019, der Rote 2021 abgefüllt. «Wir begannen mit dem Jahrgang 2016, den Wein zwei Jahre im Barrique reifen zu lassen.» Ab vier Jahren nach der Ernte sei er optimal trinkbar, sagt Krummenacher. Den Hauptharst verkauft er über Läden und Restaurants und einige Flaschen jährlich bezahlt der Kanton als Staatswein. Er werde immer wieder gefragt, ob es noch Vorrat gebe und man jederzeit Wein beziehen könne. Seine Antwort fällt klar aus: Ja. «Bei allen Sorten. Mit Ausnahme des erfrorenen Weissen von 2017.»

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