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Obwalden

Obwaldner Selbsthilfegruppe im Fokus

65 Obwaldner leiden an Parkinson. Maturandin Nina Wyrsch analysierte die Selbsthilfegruppe im Kanton.
Nina Wyrsch beschäftigt sich in ihrer Maturarbeit mit der Krankheit Parkinson. (Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 11. Dezember 2019))

Marion Wannemacher

Von klein auf kennt Nina Wyrsch die Krankheit Parkinson. Jemand aus ihrer Familie ist davon betroffen. «Schon seit längerer Zeit interessiere ich mich für Krankheiten und wie die an ihnen erkrankten Menschen damit umgehen», erzählt sie. Grund genug für sie, sich in ihrer Maturaarbeit mit den Bedürfnissen und Interessen der Patienten und Angehörigen in Obwalden zu befassen.

Hochgerechnet leben im Kanton etwa 65 an Parkinson Erkrankte. In diesem Jahr wurde in Obwalden eine Selbsthilfegruppe gegründet. Die Maturandin befragte Angehörige und Betroffene aus der Gruppe, aber auch Erkrankte, die noch nicht der Selbsthilfegruppe angehören, mittels anonymer Fragebögen und persönlicher Interviews. «Mein Ziel war es, die Ergebnisse aus der Untersuchung auszuwerten, sie den Organisatoren der Selbsthilfegruppe zu überreichen und damit eine mögliche Leistungsoptimierung für die Gruppe anzustreben.»

Selbsthilfegruppe soll bekannter werden

Zur Präsentation sind auch die Gründungsmitglieder der Selbsthilfegruppe, der pensionierte Arzt Bruno Rohrer und seine Frau aus Sarnen gekommen. Brigit Rohrer-Wüst ist selbst an Parkinson erkrankt. Beide zeigen sich erfreut vom Thema der Maturaarbeit. «Wir haben ein grosses Interesse daran, die Parkinson Selbsthilfegruppe bekannt zu machen. Vielleicht gibt es ganz viele, die von ihr nichts wissen», erklärt Bruno Rohrer. Aktuell gehören 25 Mitglieder zur Selbsthilfegruppe. Etwa ein Drittel besteht aus Angehörigen.

Doch was ist Parkinson überhaupt? «Die Parkinson-Krankheit ist eine der bekanntesten und häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Im Verlauf wird die Beweglichkeit der Muskeln eingeschränkt aufgrund von laufend untergehenden Nervenzellen im Gehirn», erklärt Nina Wyrsch. Auch sei die Feinbestimmung für die Steuerung von Bewegungsabläufen nicht mehr vollkommen vorhanden. Merkmale seien eine instabile Körperhaltung, versteifte Gliedmassen, Einschränkungen in der Bewegungsgeschwindigkeit und Zitterbewegungen. Im Alltag werden viele Tätigkeiten zu Herausforderungen.

Krankheit mit grossen Einschränkungen

In ihrer schriftlichen und anonymen Umfrage, die Wyrsch über Arztpraxen und die Selbsthilfegruppe versenden liess, wollte sie wissen, wie die Treffen in der Selbsthilfegruppe organisiert seien und welches Angebot diese abdecken müssten, um die Bedürfnisse und Wünsche der Parkinson-Betroffenen optimal zu erfüllen. Von 130 Betroffenen und Angehörigen beantworteten 23 den Fragebogen, was sie sehr gefreut habe.

Bei der Umfrage wählte die Mehrheit der Befragten als gewünschten Wochentag den Freitag, an dem sich auch bisher die Selbsthilfegruppe traf. Als Dauer für die Treffen würde die Mehrheit der Umfrageteilnehmer zwei Stunden befürworten. Nina Wyrsch rät jedoch als Kompromiss dazu, mit Rücksicht auf abweichende Meinungen die Durchschnittszeit von 1,5 Stunden nicht zu überschreiten. Es zeigte sich auch, dass sich die Mehrheit der Betroffenen gelegentliche Treffen in Untergruppen mit Trennung von Betroffenen und Angehörigen wünscht. So würden die Bedürfnisse aller Betroffenen optimal erfüllt. Welche Auswirkungen Nina Wyrschs Arbeit bereits im Entstehungsprozess hatte, zeigte sich, als die Gruppe beim letzten Treffen mit ihr auf die mangelnde Mobilität mancher Teilnehmer zu sprechen kam. «Die Angehörigen, die mit dem Auto zu den Treffen fahren, waren überaus zuvorkommend und haben sofort angeboten, diejenigen zu Hause abzuholen, die keine Fahrgelegenheit haben», hält sie in ihrer Analyse fest.

Freude über gelungene Interviews

Auch inhaltlich könnte die Untersuchung der Maturandin Auswirkungen auf die künftigen Treffen der Selbsthilfegruppe haben: In ihren halbstündigen Interviews fand sie heraus, dass ein klares Interesse an Vorträgen von Fachleuten besteht. Die Befragten stuften Gesprächsthemen um die physiologische Behandlung als besonders interessant ein. Abgesehen von Anfangsschwierigkeiten freut sich die 18-Jährige rückblickend, wie problemlos die Interviews liefen. Sie habe einen persönlichen Bezug zu den Betroffenen herstellen können.

Die Herausforderung bei ihrer Arbeit schätzt ihr Coach Martin Bossert so ein: «Es war vorgängig schwierig, einzuschätzen, wie ergiebig die Interviews sein würden.» Er als Coach sei sehr zufrieden mit den Resultaten: «Ich sehe darin viele hilfreiche Kernaussagen, die es auf den Punkt bringen», lobt er.

Aus ihrer Maturaarbeit hat Nina Wyrsch auch etwas fürs Leben gelernt: «Man sollte es schätzen, wenn man gesund ist. Wenn das nicht so ist, sollte man es akzeptieren und versuchen, so gut wie möglich damit umzugehen. Eine andere Möglichkeit hat man nicht.»

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