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Ob- und Nidwaldner Bauernschule: Bewegte Zeiten eines Schuldirektors

Richard Brücker geht in Pension. Seit seinem Stellenantritt vor 36 Jahren als Direktor der Obwaldner Landwirtschaftsschule gab es noch und noch Änderungen im Schulsystem.
Seine letzte Ansprache: Richard Brücker an der Diplomfeier der Obwaldner Landwirtschaftsschule. (Bild: Paul Küchler (Giswil, 7. Juli 2018))

Paul Küchler

Es hätte keinen passenderen Ort gegeben als das landwirtschaftliche Ausbildungszentrum in Giswil für Richard Brückers finalen Akt. Mit der Übergabe der Zeugnisse an die frisch diplomierten Landwirte verabschiedete er sich am vergangenen Samstag nach bewegten Jahrzehnten als Schuldirektor in den verdienten Ruhestand. «Es ist für mich eine grosse Befriedigung, dass so viele junge motivierte Menschen in den Bauernberuf einsteigen und ihren Lebenssinn in der Arbeit mit Tieren und Pflanzen finden», sagte Brücker zum Abschluss seiner Ära. Daniel von Ah, Präsident der bäuerlichen Ausbildungskommission, sagte über Brücker, dass er den jungen Bauern in fachlicher wie auch menschlicher Hinsicht viel auf den Weg mitgegeben habe. Das ganze Team im Ausbildungszentrum in Giswil habe die Zusammenarbeit mit Brücker sehr geschätzt, fand auch der langjährige Landwirtschaftslehrer Erwin Müller lobende Worte für den Neupensionär. Er hob besonders hervor, dass Brücker sowohl schulisch als auch bei ausserschulischen Tätigkeiten immer mit vollem Engagement dabei war.

Er erlebte das Zeitalter der Internate

Dieses Engagement dauerte letzten Endes nicht weniger als 36 Jahre! Am 1. September 1982 trat Richard Brücker an der Landwirtschaftlichen Schule die Stelle als Direktor an. Der 1953 geborene Urner wurde damals Nachfolger von Pater Bernhard Zürcher, der die Obwaldner Bauernschule seit ihrer Eröffnung 1957, damals noch im Bruderklausenhof in Wilen, geleitet hatte. Bei seinem Stellenantritt stand in seinem Pflichtenheft: «Verantwortlich für den gesamten Schulbetrieb inklusive Internatsleitung und Gutsbetrieb. Sofern er nicht selber in der Schulwohnung mit seiner Familie wohnen will, was an sich wünschenswert wäre, so hat er wenn notwendig für die Aufsicht in den Wintermonaten an der Schule zu übernachten.» Diese Regelung für die Aufsicht des Internats wurde damals an allen Zentralschweizer Schulen so gehandhabt. Unterrichtet wurden von 8 bis 18 Uhr acht einstündige Lektionen und vor dem Unterricht waren die Schüler von 6.30 Uhr an noch 45 Minuten zum Vorbereiten im Schulzimmer. Im Verlaufe der Jahre änderte sich dies, weil die Schüler abends nach Hause wollten und sich die Internate langsam leerten.

Zahl der «Auswärtigen» wird nicht mehr ansteigen

Schon bald hatte sich Brücker mit dem Ausbau des Schulprogrammes und mit baulichen Aufgaben zu befassen. In den Jahren 1983/84 wurde eine neue Werkhalle gebaut, um Platz für die Bäuerinnenschule zu erhalten. 1984 wurde auch der Sommerkurs für Bäuerinnen ins Ausbildungsprogramm aufgenommen. Fast drei Jahre im Voraus waren die Plätze damals ausgebucht.

Ende des Jahrhunderts kam es zu einer Departementsreform. Die Landwirtschaftliche Schule, die während rund 40 Jahren dem Land- und Forstwirtschaftsdepartement gehörte, wurde in das Bildungs- und Kulturdepartement integriert. Das Ausbildungszentrum in Giswil wurde aber weiterhin von Richard Brücker in der neuen Eigenschaft als Prorektor geleitet. Die Ausbildung der Landwirte EFZ wurde vor zehn Jahren noch ausgeweitet, indem für diese nach neuen Schulplänen die dreijährige Lehre eingeführt wurde.

Ab dann galt bei den Landwirten auch das Lehrortsprinzip wie bei allen anderen Berufen, die freie Wahl des Schulorts wurde aufgehoben. Seither besuchen nur noch Lernende mit Lehrort Ob- und Nidwalden die Schule. Wenig später wurde zusätzlich die Ausbildung der Agrarpraktiker für die ganze Zentralschweiz in Giswil angesiedelt. Neben seiner Tätigkeit in Giswil leitete Brücker seit 2005 die Vollzeit-Berufsmaturaschule in Sarnen und unterrichtete dort vor allem die Wirtschaftsfächer.

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