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Obwalden

Freiwillige springen spontan für ältere Helfer ein

Das SRK Unterwalden musste einen fast komplett neuen ehrenamtlichen Stab für Fahr-, Besuchs- und Begleitdienst rekrutieren.
Markus Odermatt aus Stans hilft spontan während der Coronakrise beim Fahrdienst des SRK Unterwalden. Hier übt er das Transportieren eines Rollstuhlfahrers. Den «Fahrgast» mimt Susann Abächerli, Mitarbeiterin beim Entlastungsdienst des SRK Unterwalden. (Bild: PD)

Marion Wannemacher

Covid-19 bringt auch Hilfswerke an den Anschlag. «Als klar wurde, dass Menschen ab 65 Jahren zur Risikogruppe gehören, wussten wir, dass unser ehrenamtlicher Fahrdienst davon betroffen sein wird», erklärt Franziska Schöpfer, Geschäftsleiterin des SRK Unterwalden. Vor dem Auftreten des Virus konnte der Kantonalverband auf 128 Fahrerinnen und Fahrer zählen, lediglich neun von ihnen zählten nicht zur Risikogruppe. «Das hat uns von einem auf den anderen Tag vor eine riesige Herausforderung gestellt, es war ein rechter Kraftakt, um alles zu organisieren», erzählt Franziska Schöpfer.

Neue ehrenamtliche Helfer mussten in Windeseile rekrutiert werden. Mittlerweile sind 24 weitere Fahrerinnen und Fahrer mit ihrem privaten Auto oder mit dem Rollstuhlauto des SRK im Einsatz. Eine grosse Unterstützung dabei seien lokale Partnerorganisationen wie «Obwalden hilft», Pro Senectute Ob- und Nidwalden und sehr viele Gemeinden gewesen, die sich beim Kantonalverband des SRK gemeldet hätten. Auch auf die schweizweit beim Roten Kreuz aufgeschaltete App Five-up oder über die Website und telefonisch habe es zahlreiche Reaktionen gegeben.

Flut von Bewerbungen bedeutete neue Herausforderung

«Wir sind überwältigt worden von ganz vielen Anfragen», schildert die Geschäftsleiterin. Durch diese ergab sich eine neue Herausforderung: «Wie werden wir der Flut gerecht unter den Auflagen des Bundesamtes für Gesundheit? Wie setzen wir die Helfer adäquat ein?» Die ersten Fahrten mit den neuen Helfern fanden bereits vor zehn Tagen statt. Zu diesem Zeitpunkt sei man froh gewesen, überhaupt genügend Fahrer zur Verfügung zu haben.

Mittlerweile könne man den Einsatzplan so organisieren, dass diese möglichst kurze Anfahrtswege hätten. Inzwischen stünden auch genügend Schutzmasken zur Verfügung, um die Fahrer damit auszurüsten. Auch der Besuch der 20 Helfer vom Begleitdienst des SRK Unterwalden musste umorganisiert werden. Neu findet der Kontakt nun telefonisch statt, da ein persönlicher Besuch ausgeschlossen ist. Nebst dem Fahrdienst werden zudem 30 weitere Freiwillige im neu geschaffenen Lieferdienst eingesetzt. Und das SRK kann nach wie vor bei Bedarf auf eine Liste von Freiwilligen zurückgreifen.

Die Zahl der Fahrten durch den Fahrdienst des SRK Unterwalden ist stark zurückgegangen. Organisierte das Hilfswerk vor dem Lockdown 50 bis 60 Fahrten in beiden Kantonen am Tag, sind es mittlerweile nur noch 10. Lediglich medizinisch indizierte Fahrten fänden noch statt, erklärt Franziska Schöpfer. Dazu zählten Behandlungen wie Chemotherapien, Dialyse oder beispielsweise Übertritte in Reha-Zentren. Weggefallen sind Einkaufsfahrten, Fahrten zum Coiffeur oder zum Mittagstisch.

Schnell und unkompliziert wurden die neuen Helfer geschult und lernten beispielsweise den Umgang mit der Laderampe für Rollstühle und das Bedienen der Sicherheitstechnik. Auch Markus Odermatt lernte so, dass ein Rollstuhl zwar an vier Seiten gesichert ist, dass er jedoch trotzdem vorsichtig fahren müsse, damit Unebenheiten auf der Strasse für den Fahrgast nicht unangenehm spürbar seien. «Ich habe mich selber in den Rollstuhl gesetzt und am eigenen Leib erfahren, wie man sich fühlt», schildert er.

Der 40-Jährige aus Stans befindet sich in Kurzarbeit. Normalerweise ist er für Baur au Lac Vins im Aussendienst in der Zentralschweiz unterwegs. Doch da die Gastronomiebetriebe geschlossen haben, ordern diese nun auch keinen Wein mehr. «Wenn mir der Staat schon Kurzarbeit zahlt, kann ich etwas zurückgeben», lautet seine Devise. Den Fahrdienst vom SRK kennt er bereits durch seinen Vater, der für diesen früher tätig war.

Als Dankeschön ein Winken zum Abschied

«Voraussetzung ist lediglich, dass man die Abläufe kennt und Verständnis für den Patienten im Fahrzeug hat», hält er fest. Klar brauche es Flexibilität. Zwei- bis dreimal pro Woche ist Odermatt im Einsatz. Je nach Auftrag könne dieser auch mal bis zu drei Stunden dauern. Etwa bei einer Verlegungsfahrt vom Kantonsspital Nidwalden nach Luzern, erwähnt er ein Beispiel. Geld gibt es für Markus Odermatt keins, lediglich eine Spesen-Vergütung. Darauf kam es ihm auch nie an. Ihm ist ganz persönlich wichtig, dass sich Hilfsbedürftige an offizielle Organisationen wenden, um nicht auf Betrugsmaschen hereinzufallen. «Schreiben Sie das unbedingt», bittet er. «Von den Patienten und vom Pflegepersonal spüre ich eine grosse Dankbarkeit, viele winken noch zum Abschied. Das gibt einem viel», sagt er.

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