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Obwalden

Coronavirus wütet in Obwalden: 60 Personen in Sarner Altersresidenz sowie Engelberger Pfarrer und Rektor der Stiftsschule infiziert

Im Haus 2 des Sarner Alterszentrums hat sich das Coronavirus stark verbreitet. Aktuell sind 33 Bewohner und 27 Mitarbeiter betroffen. Der Direktor spricht jedoch von einer Entspannung in den nächsten Tagen. Derweil sind im Kloster Engelberg weitere Fälle zu beklagen.
Roman Wüst ist Direktor der Residenz Schärme». (Bild: PD)

Matthias Piazza

Auch das grösste Alterszentrum in Obwalden, die Residenz am Schärme in Sarnen, hat Coronafälle zu beklagen. Im Haus 2, wo 66 Bewohner mit hohem Pflegebedarf untergebracht sind (darunter auch 12 Demenzpatienten) sind aktuell 33 Bewohner positiv auf Covid-19 getestet. Sie befinden sich in Isolation. Acht Erkrankte sind seit den ersten positiv getesteten Fällen Anfang November am Coronavirus verstorben. Von gesamthaft 186 Mitarbeitern sind 27 positiv getestet.

«Nach den ersten Vorfällen Anfang Monat im Haus 2 haben wir sämtliche Bewohner dieser Abteilung testen lassen. So konnten wir auch bei positiv getesteten Personen ohne Symptome eine weitere Ansteckung verhindern», erklärt Schärme-Direktor Roman Wüst. Glücklicherweise sei bei einem Grossteil der betroffenen Bewohnern die Krankheit milde verlaufen. Er spricht aktuell von einer Entspannung der Situation. «Die Fallzahlen sind rückläufig.» Auch die Personalsituation sei im erträglichen Bereich. «Die gut 160 verbliebenen, meist langjährigen Mitarbeiter können die Situation bewältigen. Es herrscht ein guter Teamgeist.»

«Wir wollen unsere Bewohner nicht einsperren»

Trotz dieser hohen Fallzahlen ist Roman Wüst noch immer überzeugt, die Massnahmen am Schärme verhältnismässig angewandt zu haben. Auch die Hygieneexpertin des Kantonsspitals Obwalden habe bestätigt, dass sämtliche Hygienerichtlinien eingehalten worden seien. «Wir wollen unsere Bewohner nicht einsperren. Gerade die zwölf Bewohner auf der Demenzabteilung sind auf Begegnung und gegenseitige Berührung angewiesen.»

So dürfen die Bewohner vom Haus 1, die nicht vom Virus betroffen sind, das Schärme-Areal verlassen, mit der Bitte auf Spaziergänge ausserhalb des Dorfkerns und auf Einkäufe im Dorf zu verzichten. Im Gegensatz zum Haus 2 sind in Haus 1 auch Besuche erlaubt (täglich maximal zwei Personen pro Bewohner).

«Wir haben die Situation im Griff»

Die Coronafälle am Schärme wurden am Montag durch einen «Blick»-Artikel publik. Die«Schärme-Leitung informierte die Öffentlichkeit nicht aktiv. Dies ist gemäss Roman Wüst auch nicht nötig.

«Wir sind mit den Angehörigen und den Mitarbeitern in Kontakt und informieren auf unserer Website über die aktuelle Entwicklung. Das genügt.»

Hinter dem jetzt gewählten Vorgehen der Schärme-Leitung zur Coronasituation steht auch Patrick Csomor, der Leiter des Obwaldner Gesundheitsamts. «Trotz Ansteckungen kann man nicht das ganze Leben im Altersheim einfrieren. Der Schärme hat einen guten Mittelweg gefunden.»

Im Alpnacher Alterszentrum Allmend, das ebenfalls stark von Corona betroffen war, hat sich die Situation weiter stabilisiert. Es befinden sich keine Bewohner mehr in der Isolation, heisst es auf der Website.

881 Personen wurden bisher in Obwalden positiv auf Covid-19 getestet (Stand Montagvormittag). Das sind 71 Personen mehr als am Freitag. Neun sind in Spitalpflege. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um zwei auf 15. Patrick Csomor spricht von stagnierenden Zahlen in der Bevölkerung, mit Ausnahme der Situation in einzelnen Heimen. «Wir haben die Situation so weit möglich im Griff.» So habe man auch guten Gewissens den Sarner Markt am vergangenen Donnerstag durchführen können. «Dank der auferlegten Schutzkonzepte rechnen wir nicht damit, dass der Markt ein Corona-Hotspot war.»

Zunahme der positiven Coronafälle im Benediktinerkloster Engelberg

Von Corona betroffen ist auch das Kloster Engelberg. Über das Wochenende sind zu den bereits bekannten zwei positiv auf das Coronavirus getesteten Mitbrüder vier weitere Mitglieder der Mönchsgemeinschaft Träger des Virus geworden. Darunter befinden sich mit Pater Andri Tuor der Rektor der Stiftsschule sowie mit Pater Patrick Ledergerber der Pfarrer von Engelberg. Sie alle befinden sich in der Isolation, wie das Kloster am Montag mitteilt. Allen am Coronavirus erkrankten Mönchen gehe es den Umständen entsprechend gut. Sie wiesen zum Teil trotz positivem Test keinerlei Symptome auf.

«Es ist natürlich unschön, dass es uns trotz grosser und konsequenter Sicherheitsmassnahmen getroffen hat. Das Virus findet halt immer Schlupflöcher», sagt auf Anfrage Geschäftsführer Daniel Amstutz. «Doch unsere Gemeinschaft führt ihr Klosterleben weiter, die betroffenen Mönche leben in Isolation.»

Schulbetrieb läuft weiter

Der Schulbetrieb der Stiftsschule, der Sportmittelschule und der Engelberger Oberstufe (gesamthaft über 250 Schüler) findet unter Einhaltung der Schutzmassnahmen weiterhin statt. So gilt seit Beginn des Schuljahres konsequent die Maskentragpflicht. Pater Andri Tuor leitet die Stiftsschule von seiner Zelle aus – unterstützt von seinem Stellvertreter, der nicht positiv getestet wurde. Gesamthaft sind zwei Lehrer in Isolation. Als weitere Sofortmassnahme hat die Klostergemeinschaft entschieden, den Gästetrakt bis voraussichtlich 11. Januar des kommenden Jahres zu schliessen.

Die Werktags- und Sonntagsgottesdienste können bis auf weiteres nur via Livestream auf der Website des Klosters (www.kloster-engelberg.ch) mitgefeiert werden. Dies betrifft die Gottesdienste von Montag bis Samstag, um 7.30 Uhr sowie am Samstag, um 9.30 Uhr und 17 Uhr. Am Sonntag werden die Gottesdienste von 9.30 Uhr und 11 Uhr übertragen. Zusätzlich werden der Vorabendgottesdienst am Samstag, um 17 Uhr und der Gottesdienst am Sonntag, um 9.30 Uhr auf dem lokalen TV-Sender Tep-TV übertragen.

Ausschliesslich im geschlossenen Rahmen durchgeführt werden allfällige Beerdigungsgottesdienste, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Gottesdienstzeiten können sich aufgrund der aktuellen Lage ändern und werden aktuell auf der Kloster-Website aufgeschaltet. Die Klosterkirche bleibt ausserhalb der Gottesdienstzeiten für das persönliche Gebet offen. Es gilt dabei die allgemeine Maskenpflicht und die vom Regierungsrat des Kantons Obwalden festgelegte maximale Zulassungsgrenze von 30 Personen. Die Klostergemeinschaft hoffe, so rasch wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren zu können.

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