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Altdorf

Nur für ein Theaterstück: Heinrich Danioth kehrt ins Museum zurück

Beim Theaterstück «welcome home» im Haus für Kunst Uri spielen neben dem verstorbenen Urner Maler seine verschollenen Figuren eine wichtige Rolle.

Heinrich Danioth (Rolf Sommer, Mitte), Valentin Schroeteler als Engel und die Teufelin Judith von Orelli.
Bild: Bild: Valentin Luthiger/PD

Zum 70. Mal jährt sich heuer der Todestag von Heinrich Danioth. In Uri ist er noch immer überall präsent. Man entdeckt seine Kunst auf vielen Fassaden, auf Bildern und Zeichnungen, in Büchern und auf Plaketten.

Jetzt ist Heinrich Danioth zurück - mindestens für ein Theaterstück. Rolf Sommer spielt ihn im Haus für Kunst Uri. Empfangen wird das Publikum im Foyer. Dann geht es in drei Gruppen aufgeteilt durch die Räume des Hauses. Die aktuelle Ausstellung wird ins Theaterstück «welcome home» miteinbezogen. Wenn es Nacht wird im Museum ist es für einmal alles andere als still. Da wird erzählt, wild gestikuliert und manchmal auch geschrien. Livio Beyeler zeigt keine Kunst, die man aus der Entfernung betrachten muss. Im Annex dürfen sich die Besucherinnen und Besucher sogar um den grossen Tisch mit den zementierten Tellern mit Besteck setzen.

Heinrich Danioth lädt das Publikum dazu ein, am grossen Tisch Platz zu nehmen.
Bild: Bild: Valentin Luthiger/PD

Doch nicht nur der verstorbene Urner Maler wird lebendig, auch der Teufel und der Engel sind mit ihm gekommen. Der Teufel, den er in der Schöllenen an die Wand gemalt hat, ist nun eine Teufelin. Judith von Orelli spielt diese Rolle, wird aber im Verlaufe des Abends auch zur Älplerin, die sich in Danioths Atelier malen lassen will oder zur deutschen Touristin, die die höchsten Gipfel erklimmen will.

Schrebergärtner Valentin Schroeteler zeigt, wie streng normiert die Freiheit in der vermeintlichen Idylle ist.
Bild: Bild: Valentin Luthiger/PD

Valentin Schroeteler spielt den Engel und erinnert an ein Fresko für ein Grabmal, das Danioth auf dem Altdorfer Friedhof geschaffen hat. Schroeteler gibt aber auch den aus Amerika in seine alte Heimat zurück gekehrten Auswanderer. Als Schrebergärtner markiert er den Bünzli. Die Freiheit in der vermeintlichen Idylle ist streng normiert, die Nachtruhe ab 22 Uhr strikt einzuhalten.

Unzufrieden mit seiner Arbeit, zerstört Heinrich Danioth Wut entbrannt eine eben erst begonnenes Werk.
Bild: Bild: Valentin Luthiger/PD

Beklemmend wirds, wenn man erlebt, wie Danioth mit seiner eigenen Kunst hadert. «Ich werde zum Heimatmaler gestempelt», sagt er. «Dabei möchte ich alles andere sein.» Für ihn ist der Kanton Uri «Prunkkammer Gottes und Irrgarten des Teufels zu gleichen Teilen», wie er in seiner 1942 geschaffenen «Steilen Welt» schreibt. Darin geht es ihm nicht nur um seine Heimat, sondern er öffnet auch den Blick in die «Gefühle eines Malers in seiner Bergheimat».

Danioth war nicht nur Maler, sondern schrieb auch Theaterstücke. Das Urner Krippenspiel wird Ende Jahr im Theater Uri wieder von der Marionettenbühne «gelb-schwarz» aufgeführt. Lang als verschollen galt hingegen die «Urner Revue» aus dem Jahre 1928. Regisseur Livio Beyeler hat aber das Stück - oder mindestens Teile davon - im Staatsarchiv wieder entdeckt. Wie ein roter Faden ist das vor fast hundert Jahren entstandene Festspiel immer wieder Thema im Theaterstück «welcome home». Danioth ist mit dem damaligen gross angelegten Theaterstück gescheitert.

Zwei Stunden vergehen wie im Flug

Alles andere als gescheitert ist jedoch «welcome home». Das Publikum an der Premiere war begeistert. Vor allem auch von der Leistung der beiden Schauspieler und der Schauspielerin, die eine schwierige Aufgabe hatten. Nicht nur schlüpfen sie in verschiedene Rollen, sie müssen auch in den drei Gruppen abwechselnd präsent sein. Denn am Ende des Abends sollen alle das gesamte Theaterstück mitbekommen haben. Für das Publikum vergehen die zwei Stunden wie im Flug. Und wenn es mal einen Unterbruch gibt, weil die drei in anderen Gruppen spielen, kann man der dezenten sphärischen Musik von Elia Aregger lauschen.

Teufelin Judith von Orelli zeigt grimmig ihre Macht.
Bild: Bild: Valentin Luthiger/PD

Das von Livio Beyeler zusammen mit Stefan Arnold geschriebene Theaterstück «welcome home» bringt dem Publikum den Urner Künstler Heinrich Danioth näher. Es ermöglicht aber auch eine persönliche, kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat. Und bei all dem zeigt sich, dass die auf der grossen Laufschrift aufleuchtende Frage: «Was ist Heimat?» nicht so einfach zu beantworten ist.

Das Theaterstück «welcome home» wird bis zum 29. April noch sechs Mal aufgeführt. Tickets gibt es unter www.hausfuerkunsturi.ch

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