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Nidwalden

Vom Seniorenmobil bis zum Pflegebett: In Stans gibt es neu einen Laden für Bedürfnisse rund ums Alter

Mit Pflege kennt sich Urs Jann aus. Ab Dezember bietet der Obbürger in seinem Laden in der Schmiedgasse Dinge und Dienste für Pflegebedürftige an.
Urs Jann mit einem Spezialvelo für Menschen mit Behinderung. (Bild: Marion Wannemacher
(Obbürgen, 23. Oktober 2020))
Ein spezielles Seniorenmobil aus dem Lager von Urs Janns Geschäft.
(Bild: Marion Wannemacher
(Obbürgen, 23. Oktober 2020))
Der Dreirad-E-Scooter kann im Firmenwagen ausgeliefert werden.  (Bild: Marion Wannemacher
(Obbürgen, 23. Oktober 2020))

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

«Ich muss mit Herzblut und Leidenschaft arbeiten können», sagt Urs Jann. Der Satz ist typisch für ihn. Viele Obbürger kennen den 52-Jährigen noch als Briefträger und Leiter der Poststelle. Als sich die Post umstrukturierte, wechselte er zu einer Tochtergesellschaft für Wert- und Geldtransport und wurde dort Zonenleiter. Irgendwann sei ihm die Leidenschaft für seine Arbeit abhanden gekommen, erzählt er. Er war unzufrieden mit den Entwicklungen der Firma.

Seine Chancen für einen Wechsel auf dem Arbeitsmarkt als Mann in den Fünfzigern schätzt er realistisch ein. Für ihn ergab sich die Übernahme eines Geschäfts mit speziellen Velos wie Klapprädern, Laufrädern und Elektro-Mobilen für Kunden vom Kleinkind bis zum Menschen mit Behinderung. Im Dezember wird Jann ein Geschäft in der Schmiedgasse in Stans eröffnen, das noch weitaus mehr bieten soll als Mittel zur Fortbewegung. Die Angebotspalette ist breit, umfasst beispielsweise Pflegebetten mit Dekubitus-Matratze bis zu Hilfsmitteln für die Pflege. Bis auf Hygiene-Produkte soll man diese auch mieten können.

Senioren sollen möglichst lange zu Hause bleiben können

«Wir wollen sinnvolle Neuerungen bieten, die unseren Kunden mit Handycap oder im Alter die Lebensqualität verbessern», erklärt Urs Jann. Er greift dabei das Bestreben vieler Senioren von heute auf, möglichst lange zu Hause zu bleiben. «Die Menschen sollen am Leben teilnehmen können. Kleine Sachen können dabei bereits helfen», sagt er. Dazu gehört auch das Angebot der Heimberatung. Vor Ort kann Jann auf Wunsch die individuellen Bedürfnisse des Kunden in Augenschein nehmen.

Ihm geht es darum, dass der Kunde noch am gleichen Tag der Bestellung oder spätestens am Folgetag das erhalte, was er brauche. Auch will sich Jann durch Dienstleistung vom üblichen Markt absetzen. Ins Geschäft einsteigen wird Sohn David, der bereits jetzt den technischen Service für Xtra Mobil leistet und derzeit noch als Landschaftsgärtner arbeitet. Er plant eine Ausbildung zum Reha-Techniker.

E-Scooter in Laubfrosch-Grün oder E-Mobil in Oldtimer-Optik

Beratung spielt bei Urs Janns Vorhaben eine grosse Rolle. Jann weiss um die Hemmschwellen älterer Menschen, einen Rollator oder gar Rollstuhl zu akzeptieren. «Wir wollen fröhlich machen», lautet sein Credo. Bei einigen seiner Vehikel muss man zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um ein Mobil für Menschen mit Behinderungen handelt. Der E-Scooter in Laubfrosch-Grün kommt wie eine flotte Vespa daher, ein Elektro-Mobil mit Windschild in Kühler-Grill-Optik wie ein Oldtimer. Flott wirkt ein Spezialvelo mit drei Rädern, das Jann in der Einfahrt seines Lagers vorführt. Es scheint sich wendig zu fahren.

Als weiteres Segment plant der Unternehmer über den Anbieter Pflegevermittlung Schweiz Betreuungsdienste nach Bedarf zu organisieren. Bereits seit Jahren engagiert sich der Obbürger in die Pflege von Cousin und Cousine seines Vaters. Er kauft für die betagten Geschwister ein und kocht für sie, seine Frau wäscht beiden die Wäsche. Aus der Praxis weiss er, was es in Notlagen möglichst schnell braucht. Als Urs Jann einmal während einer Grippeerkrankung der beiden Nächte bei ihnen verbrachte, kam er zusammen mit der beruflichen Tätigkeit an den Anschlag. Er weiss um die Notwendigkeit, dass eine Betreuung schnell aufgegleist werden muss.

Marktforschung in der Branche

Jann hat sich aber vor der Verwirklichung seiner Geschäftsidee auch mit anderen Firmen aus der Branche in Bern und im Wallis in Verbindung gesetzt sowie mit Mitarbeitern von Spitex Nidwalden Gespräche geführt, um seine Marktchancen realistisch einzuschätzen. Seit zwei Jahren plant er an seiner Geschäftseröffnung. Und kam für sich zu dem Schluss, dass er sein Vorhaben umsetzen könne.

Ursprünglich hatte er die Eröffnung seines Ladens für August geplant. Wegen des Shutdowns platzte die Miete eines Ladenlokals. Anfang November konnte er den Laden in der Schmiedgasse 27a übernehmen. Vieles gibt es bis zur Eröffnung zu tun: Den Laden ausbauen, eine Zwischendecke fürs Büro einziehen und einrichten. «Mir schwebt vor, nicht eine medizinisch sterile, sondern eine Atmosphäre mit Wohlfühl-Ambiente zu schaffen», sagt Jann.

Eine gute Tat beinhaltet sein Konzept bereits: Die Cerebral-Stiftung wird in seinem Laden eine Mietstelle für bezahlbare Ausflüge mit dem Elektro-Mobil einrichten dürfen.

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